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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Zusammenarbeit war lebensnotwendig.
    Tycho Brehm gab ihr einen leichten, brüderlich gemeinten und ebenso verstandenen Kuß, bevor er ihr den Helm aufsetzte.
    Die Gruppe wartete auf das Signal zum Aussteigen.
     
2
     
    Brunner verließ die zu einer behelfsmäßigen Flugsicherungsstation umfunktionierte Pension Clausewitz mit einem dumpfen Druck in der Magengrube. Er hatte sich geärgert, wie immer, wenn der junge Trenck die Ablösung übernehmen wollte und seine obligatorische Alkoholfahne vor sich hertrug. Das war aber nicht der Hauptgrund für Brunners Wut; schließlich war Trenck immer betrunken. Und man konnte nichts gegen ihn unternehmen, weil sein Vater einer der wichtigsten Männer der Helgoländer Junta war. Was er sich allerdings heute geleistet hatte, war weder für Brunner noch für Manteuffel, den Beauftragten für Flugsicherung und Luftangriff, tolerabel gewesen: Trenck hatte sich über die technischen Anlagen erbrochen, im Fallen mehrere wichtige Kabel aus den Steckern gerissen und war schließlich mit dem Kopf gegen Brunners Kinn geknallt. Einen Moment lang waren sie beide ein hilfloses, ineinander verstricktes Bündel Mensch gewesen, bis Manteuffel den jungen Trenck unter die Dusche gerissen und mit Putschtabletten vollgestopft hatte.
    Die Disziplin der Inselbewohner, das wußte nicht nur Junta-Mitglied Brunner, begann sich von Woche zu Woche mehr aufzulösen. Die Lebensmittel wurden knapper und mußten seit sieben Monaten rationiert werden. Alkohol war offiziell gar nicht existent, aber trotzdem gab es keinen Tag, an dem nicht einige volltrunkene Hitzköpfe aufeinander losdroschen. Man hatte inzwischen herausgefunden, daß der zu rein medizinischen Zwecken vorgesehene Alkohol aus dem Helgoländer Krankenhaus in Massen gestohlen und mit Hustensaft verdünnt wurde.
    Es hatten sich Gruppen von älteren Emigranten gebildet, die die Auswüchse ihres eigenen Nachwuchses nicht länger hinnehmen wollten und bei Nacht und Nebel zu gewalttätigen Gegenaktionen schritten: Es kam nicht selten vor, daß die Soldaten auf den Klippen die zerschmetterten Körper von als besonders rauf- und trinksüchtigen jungen Männern fanden.
    Brunner glaubte zu wissen, was an der allgemeinen Degeneration der Emigranten Schuld war: die Enge, in der die fünftausend Menschen wohnten, die rationierte Einheitsnahrung, der Mangel an Zerstreuungsmöglichkeiten, die Isolation … Hinzu kam eine seltsame Mischung aus Furcht vor der Auseinandersetzung mit BP Schottland und dem Wunsch, mit dem Sieg gegen die Schotten zu beweisen, daß man im Recht gewesen war. Und ein besonderes Problem waren jene, die es nicht gewohnt waren, Beschränkungen irgendwelcher Art hinzunehmen. Sie bildeten einen beachtlichen Prozentsatz unter den Emigranten. Sie mäkelten an allem herum und redeten andauernd von Tennisplätzen, Privatjets und ihren zerstörten Villen an der Riviera.
    Man konnte von Glück sagen, daß die Insel zum Zeitpunkt der Emigration auf die Beherbergung von Gästen vorbereitet gewesen war: Die Saison sollte gerade beginnen, die Vorräte waren aufgefrischt worden, alles war vorbereitet. Aber statt der Feriengäste kamen andere – mit Schiffen, Waffen, dem Reaktor, dem Feldgenerator – die Emigranten …
    Als Brunner die Ortschaft erreichte, erblickte er bewaffnete Posten in schlampiger Kleidung. Es waren in der Mehrzahl angehende Offiziere der Aral, die dumpf vor sich hinbrüteten und möglicherweise schon bereut hatten, daß sie sich den Emigranten angeschlossen hatten.
    „Herr Brunner?“
    Brunner blieb vor dem Hotel Silberne Rose stehen. „Ja?“
    Der Uniformierte, der aus dem Nebel auf ihn zukam, trug die von der salzigen Luft angerosteten Abzeichen eines Fahnenjunkers. Der Mann mußte eigentlich längst Fähnrich oder Leutnant sein, aber mit Beförderungen nahm es niemand mehr so genau, seit die Offiziersanwärter das Gros der Helgoländer Armee darstellten.
    „Haben Sie eine Zigarette für mich?“
    Brunner war nahe daran, seiner Stimmung nachzugeben und in Wutgebrüll zu verfallen, aber er beherrschte sich und griff stumm in die Manteltasche.
    Der Fahnenjunker dankte. Er sah hungrig aus. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe, und seine eiskalten Finger zitterten.
    „Wird Zeit, daß wir BP Schottland angreifen“, knurrte er. „Dann haben wir es nicht mehr nötig, uns gegenseitig um Kippen anzuhauen.“
    „Achten Sie auf Ihren Ton, Mann“, knirschte Brunner. Die Nikotingier des Soldaten stieß ihn ab. Er machte eine

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