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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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war – wie Brunner vorausgesagt hatte – bereits nach wenigen Tagen eingetreten. Die Menschen wagten sich kaum noch aus ihren Unterkünften, und wenn sich Patrouillen näherten, genierten sie sich, laut zu husten. Auch jene, die auf der Feriendüne untergebracht waren, schlichen umher, als erwarteten sie das jüngste Gericht. Für Amboss war dies ein sicheres Anzeichen schlechten Gewissens, denn er zweifelte nicht daran, daß gerade unter diesen Menschen die meisten potentiellen Aufrührer hausten.
    Die Stimmung der Emigranten hatte sich gebessert und wurde fast euphorisch, als ihnen in Aussicht gestellt wurde, daß die Rationen bald erhöht würden. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht über die Säuberungsaktionen. Gerüchte flackerten auf wie Strohfeuer. Sie besagten, daß eine große Offensive gegen die schottischen Ölfelder in der Nordsee unmittelbar bevorstand. Es war schon die Rede von einem neuen, zwangsvereinigten Europa unter der Führung der Helgoland-Junta. Wieder andere Gerüchte wollten wissen, daß die Regierung geheime Depots entdeckt habe, in denen sich Wein, Schnaps, Zigaretten und Büchsenkaviar bis an die Decke stapelten. Letzteres Gerücht führte dazu, daß sich in der Silbernen Rose mehrere Dutzend erregter Emigranten versammelten, die von Brunner und dem sich hilflos das Kinn reibenden Hanf verlangten, sie sollten die entdeckten Güter endlich herausrücken, damit man wieder einmal wisse, wofür man eigentlich auf die Welt gekommen sei.
    Am gleichen Abend erschien es Brunner, als sei das absolute Chaos ausgebrochen. Das Sturmkommando hatte sich in eine Diskussion verwickeln lassen, die sich zu einer ausgewachsenen Prügelei ausdehnte, bei der es nicht nur Knochenbrüche, sondern auch Schußverletzungen gab. Eilig herbeigerufene Hilfspolizisten sahen sich plötzlich in eine wilde Schießerei verwickelt, die damit endete, daß jemand eine brennende Zeitung in eine der alten, für die Unteroffiziere freigemachten Pensionen warf. Das Haus flackerte bald weithin sichtbar wie eine Fackel, die sich prügelnden Soldaten gerieten sich mit den Hilfspolizisten in die Haare, und als das Löschkommando kam, war es bereits zu spät.
    Im Unterland verbreitete sich mit Windeseile das Gerücht eines neuen Aufstandes – was jedoch in Wirklichkeit nichts anderes war als Disharmonie zwischen militanten und gewöhnlichen Junta-Anhängern. Die Emigranten, die nicht das Glück hatten, bewaffnet zu sein, verrammelten sich in ihren Pensionen, schoben ihre Vorräte unter die Betten, ballten die Fäuste, fletschten die Zähne und stießen Flüche aus.
    Als Brunner mit seinem rasch zusammengerufenen Krisenstab der Junta – eigentlich nur Marionetten unter seiner Führung – auf der Bildfläche erschien, wäre er beinahe als vermeintlicher Aufständischer erschossen worden. Es gelang ihm, die erhitzten Gemüter zu beruhigen, bis er die Äußerung tat, diese sinnlose Brandstiftung könne nur das Werk eines geistig deformierten Unteroffiziers gewesen sein. Da sich zu diesem Zeitpunkt ein gewisser Unteroffizier Kleinschmidt in seiner Nähe befand, der sich jeden Tag von seinen Komplizen mindestens dreimal anhören mußte, ‚daß er nicht alle Tassen im Schrank’ habe, bezog dieser die Äußerung sofort auf sich, geriet in blinde Wut und zog seine Pistole.
    Schnell fielen andere Männer über ihn her und brachten den Tobenden zu Fall, während sich hinter den Kulissen bereits wieder Fraktionen gegenüberstanden, die einander mit aufgeklappten Messern mißtrauisch beäugten. Nur die beiden Unteroffiziersanwärter, heimliche Sympathisanten der Befreiungsbewegung, die längst eingesehen hatten, daß sie schon zu lange einem menschenfeindlichen, diktatorischen Regime gedient hatten, grinsten sich an. Sie hatten wirklich gute Arbeit geleistet.
    Und genau in diese Verwirrung hinein drang von einem herbeieilenden Boten die Nachricht, das Gefängnis sei gestürmt worden, die Wächter lägen gefesselt, geknebelt und betäubt vor dessen Türe, und die gefährlichen Aufrührer, unter ihnen der bekannte Rüdiger von Torn, seien entkommen.
    Brunner sah im Moment keinen anderen Ausweg, als sich in Gedanken ins Gras zu werfen und sich in der Erde festzubeißen.
     
13
     
    Tycho arbeitete sich an den Grundpfeilern des Pavillons entlang zur Vorderseite, blieb jedoch im Schatten, damit ihn etwaige Beobachter von der Insel nicht sehen konnten. Er war verzweifelt. Alles hatte reibungslos geklappt – bis er die ‚Lange

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