Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
aber vielleicht war es ein Glück, daß das nun nicht ging. Als ich wieder draußen war, betrachtete ich die Grasböschungen, die jetzt von Buschwerk überwuchert waren und den hohen Drahtzaun; er war verrostet und zusammengebrochen, und an einigen Stellen fehlte er ganz. Staggs Turm war noch intakt, aber einen Aufstieg hätte ich nur ungern versucht; die Sprossen waren verrottet und dünn wie Draht. Ich spürte ein unbestimmtes Gefühl von Unzufriedenheit mit diesem Ort. Die Erinnerungen waren da, irgendwo, aber sie wollten nicht lebendig werden. Sie waren verloren in Verfall und in neuem Bewuchs, in der seltsamen, unbeschreiblichen Weise, in der eine Landschaft verkommt, wenn man sie nur selten wiederbesucht. Jede Veränderung erscheint als eine Verschlechterung. Ich hätte häufiger herkommen sollen, und hätte Charlesworth aufstöbern und ihn mitbringen sollen, und gemeinsam hätten wir die Dinge wieder zum Leben erwecken können.
    Ich wandte mich um und sah noch einmal auf das Landungsfeld; an dem mir am nächsten stehenden Schiff prüfte ich mein Erinnerungsvermögen. Schmutz und Wetter hatten schwere Spuren hinterlassen, aber noch immer besaß es jenes ökonomische, schnittige Aussehen, das für die Raumboote in jenen Tagen des Flüssigtreibstoffs charakteristisch war, bevor die Antigravitation die Shuttles ihrer Seele beraubte. Die Buchstaben waren fleckig und verblaßt, aber noch lesbar, und das Emblem über dem Namen war deutlich zu erkennen: das stilisierte, diagonal verlaufende Raumschiff mit dem Blitz parallel daneben. Die Worte darunter waren: HETHERINGTON ORGANISATION.
    Noch weiter unten stand eine Zahl; ich konnte sie kaum entziffern. Es war die Nummer 4.
    Jetzt wurden meine Erinnerungen erst wirklich lebendig.
     
    Eines Tages gegen Ende Juli traf ich Charlesworth, ausnahmsweise allein, auf der Hauptstraße. Ich warf ihm einen Blick zu und wollte vorübergehen; in jenen Tagen schien er mich kaum zu kennen, und schon seit Wochen war er nicht mehr in der Nähe des Raumhafens gewesen. Irgend etwas an ihm jedoch veranlaßte mich, ihn nochmals anzusehen und einen Gruß zu murmeln.
    „Sagar“, rief er und faßte mich am Ärmel; sein Gesichtsausdruck war lebhafter, als ich es seit langem an ihm gesehen hatte. „Hast du schon gehört?“
    „Du hast sie geschwängert“, sagte ich voller Sarkasmus, weil ich wußte, daß diese Möglichkeit die am wenigsten wahrscheinliche war.
    Er ging darüber hinweg. „Kommst du heute nachmittag zum Beobachtungspunkt?“
    „Ich dachte, du hättest damit aufgehört?“
    „Blödsinn, Mann. Blödsinn. Ich war beschäftigt, das ist alles.“
    „Hast deine Zeit verschwendet, nehme ich an.“
    „Ihr Vater hat mich darauf gebracht“, sagte er, ohne daß ich wußte, was er meinte. „Er sagte, es sei Zeit, daß Bagheera ein Männchen bekommt. Er sagte, es sei herzlos, das Biest so ganz allein zu lassen, aber ich sage dir, Sagar, der Mann will Geld machen. Parakatzen kosten ein Vermögen, und er will sie züchten.“
    „Und heute nachmittag fliegt er ein Männchen ein?“ Langsam sah ich die Zusammenhänge.
    „Du bist fix, Sagar, du bist fix. Aber ich wette, du hast keine Ahnung, was noch!“
    „Wovon, zum Teufel, redest du?“ Seine Art machte mich ärgerlich. Jetzt, da ich zum ersten Mal seit Tagen mit ihm redete, wurde mir plötzlich klar, daß seine Art mich schon immer geärgert hatte. Charlesworth hatte etwas Unstabiles. Niemand, der bei Sinnen war, konnte zum Beispiel Annette LaRouge den Raumschiffen vorziehen.
    „Die Parakatze kommt in Nummer vier! Ich habe mir die Frachtpapiere angesehen und gefunden, daß sie mit Hetheringtons Endeavour kommt, und für den Sprung zur Erde nehmen sie Boot Nummer vier! Himmel!“ Er wartete, daß ich in sein Entzücken einstimmte.
    „Das war doch das Schiff, das du sehen wolltest, nicht wahr? Eines der letzten auf deiner Liste?“
    In seinen Augen lag wieder der alte Fanatismus. „Die letzte Nummer auf der Liste, Sagar. Wenn ich Nummer vier gesehen habe, habe ich sie alle gesehen. Jedes einzelne. Jedes einzelne gottverdammte Schiff, das jemals den Planeten Erde besucht hat. Ich habe sie alle gesehen. Darauf habe ich mein Leben lang gewartet.“ Sein junges Gesicht sah mich scharf an; er wirkte dünner denn je, angespannt, und überall blühte Akne auf, ein Zeichen für das, was die Annette LaRouges dieser Welt mit der Gesundheit eines Mannes machen können.
    „Charlesworth“, sagte ich und versuchte dabei, keine Miene zu

Weitere Kostenlose Bücher