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Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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kannst du so etwas fragen? Ich brauche nur ein Haus weiter zu gehen und kann mir ein Quartier für euch aussuchen. Alle Finger leckt man sich danach, euch zu bewirten. Unglückliche Zufälle, ihr versteht. Ich laufe! Er geht zögernd weg und bleibt unschlüssig in der Straße stehen.
    DER ZWEITE GOTT Was habe ich gesagt?
    DER DRITTE GOTT Es können immer noch Zufälle sein.
    DER ZWEITE GOTT Zufälle in Schun, Zufälle in Kwan und Zufälle in Sezuan! Es gibt keinen Gottesfürchtigen mehr, das ist die nackte Wahrheit, der ihr nicht ins Gesicht schauen wollt. Unsere Mission ist gescheitert, gebt es euch zu!
    DER ERSTE GOTT Wir können immer noch gute Menschen finden, jeden Augenblick. Wir dürfen es uns nicht zu leicht machen.
    DER DRITTE GOTT In dem Beschluß hieß es: die Welt kann bleiben, wie sie ist, wenn genügend gute Menschen gefunden werden, die ein menschenwürdiges Dasein leben können. Der Wasserverkäufer selber ist ein solcher Mensch, wenn mich nicht alles täuscht. Er tritt zu Wang, der immer noch unschlüssig dasteht.
    DER ZWEITE GOTT Es täuscht ihn alles. Als der Wassermensch uns aus seinem Maßbecher zu trinken gab, sah ich was. Dies ist der Becher. Er zeigt ihn dem ersten Gott.
    DER ERSTE GOTT Er hat zwei Böden.
    DER ZWEITE GOTT Ein Betrüger!
    DER ERSTE GOTT Schön, er fällt weg. Aber was ist das schon, wenn einer angefault ist! Wir werden schon genug finden, die den Bedingungen genügen. Wir müssen einen finden! Seit zweitausend Jahren geht dieses Geschrei, es gehe nicht weiter mit der Welt, so wie sie ist. Niemand auf ihr könne gut bleiben. Wir müssen jetzt endlich Leute namhaft machen, die in der Lage sind, unsere Gebote zu halten.
    DER DRITTE GOTT zu Wang: Vielleicht ist es zu schwierig, Obdach zu finden?
    WANG Nicht für euch! Wo denkt ihr hin? Die Schuld, daß nicht gleich eines da ist, liegt an mir, der schlecht sucht.
    DER DRITTE GOTT Das bestimmt nicht. Er geht zurück.
    WANG Sie merken es schon. Er spricht einen Herrn an. Werter Herr, entschuldigen Sie, daß ich Sie anspreche, aber drei der höchsten Götter, von deren bevorstehender Ankunft ganz Sezuan schon seit Jahren spricht, sind nun wirklich eingetroffen und benötigen ein Quartier. Gehen Sie nicht weiter! Überzeugen Sie sich selber! Ein Blick genügt! Greifen Sie um Gottes willen zu! Es ist eine einmalige Gelegenheit! Bitten Sie die Götter zuerst unter Ihr Dach, bevor sie Ihnen jemand wegschnappt, sie werden zusagen.
    Der Herr ist weitergegangen.
    WANG wendet sich an einen anderen: Lieber Herr, Sie haben gehört, was los ist. Haben Sie vielleicht ein Quartier? Es müssen keine Palastzimmer sein. Die Gesinnung ist wichtiger.
    DER HERR Wie soll ich wissen, was deine Götter für Götter sind? Wer weiß, wen man da unter sein Dach bekommt.
    Er geht in einen Tabakladen. Wang läuft zurück zu den dreien.
    WANG Ich habe schon einen Herren, der bestimmt zusagt. Er sieht seinen Becher auf dem Boden stehen, sieht verwirrt nach den Göttern, nimmt ihn an sich und läuft wieder zurück.
    DER ERSTE GOTT Das klingt nicht ermutigend.
    WANG als der Mann wieder aus dem Laden herauskommt: Wie ist es also mit der Unterkunft?
    DER MANN Woher weißt du, daß ich nicht selber im Gasthof wohne?
    DER ERSTE GOTT Er findet nichts. Dieses Sezuan können wir auch streichen.
    WANG Es sind drei der Hauptgötter! Wirklich! Ihre Standbilder in den Tempeln sind sehr gut getroffen. Wenn Sie schnell hingehen und sie einladen, werden sie vielleicht zusagen.
    DER MANN lacht: Das müssen schöne Gauner sein, die du da wo unterbringen willst. Ab.
    WANG schimpft ihm nach: Du schieläugiger Schieber! Hast du keine Gottesfurcht? Ihr werdet in siedendem Pech braten für eure Gleichgültigkeit! Die Götter scheißen auf euch! Aber ihr werdet es noch bereuen! Bis ins vierte Glied werdet ihr daran abzuzahlen haben! Ihr habt ganz Sezuan mit Schmach bedeckt! Pause. Jetzt bleibt nur noch die Prostituierte Shen Te, die kann nicht nein sagen.
    Er ruft »Shen Te«. Oben im Fenster schaut Shen Te heraus.
    WANG Sie sind da, ich kann kein Obdach für sie finden. Kannst du sie nicht aufnehmen für eine Nacht?
    SHEN TE Ich glaube nicht, Wang. Ich erwarte einen Freier. Aber wie kann denn das sein, daß du für sie kein Obdach findest?!
    WANG Das kann ich jetzt nicht sagen. Ganz Sezuan ist ein einziger Dreckhaufen.
    SHEN TE Ich müßte, wenn er kommt, mich versteckt halten. Dann ginge er vielleicht wieder weg. Er will mich noch ausführen.
    WANG Können wir nicht inzwischen schon

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