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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Trublot mit
Octave in den kleinen Salon gegangen war. Die Damen waren noch
immer nicht beruhigt, denn sie hörten, wie August seiner Frau ins
Ohr raunte:
    Wenn er hierher zurückkommt, erhebst du dich und folgst mir.
Wenn nicht, kannst du zu deiner Mutter zurückkehren.
    Im kleinen Salon war der Empfang gleichfalls ein
sehr herzlicher. Wenn Leo sich auch kalt
zeigte, schienen doch Onkel Bachelard und Theophil durch ihren
Händedruck, mit dem sie Octave empfingen, zu erklären, daß die
Familie alles vergessen habe. Octave beglückwünschte Campardon,
der, seit vorgestern ausgezeichnet, auf der Brust ein breites,
rotes Ordensband trug; und der Architekt machte ihm Vorwürfe, daß
er nicht hin und wieder komme, um eine Stunde bei seiner Frau zu
verbringen; sei man auch verheiratet, so müsse man deshalb noch
lange nicht seine fünfzehnjährigen Freundschaften vergessen.
Überrascht und unruhig blieb der junge Mann vor Duverdy stehen, den
er seit dessen Genesung nicht gesehen hatte; mit peinlichen Blicken
betrachtete er seine nach links verrenkte Kinnlade, die seinem
Gesicht eine schiefe Stellung gab. Als der Rat zu sprechen begann,
gab's ein weiteres Erstaunen: seine Stimme war um zwei Töne
gesunken und klang hohl wie aus einem Keller.
    Finden Sie nicht, daß er jetzt viel besser aussieht? fragte
Trublot Octave, den er an die Schwelle der großen Salontür
zurückführte. Gewiß verleiht es ihm eine majestätische Würde. Ich
sah ihn vorgestern die Gerichtsverhandlung leiten … Hören Sie:
die Herren sprechen gerade von jener Sitzung.
    In der Tat waren die Herren von der Politik zur Moral
übergegangen. Sie hörten Duverdy zu, der die Einzelheiten eines
Prozesses erzählte, in der sein Vorgehen vielfach lobend bemerkt
wurde. Ja, er sollte sogar zum Senatspräsidenten und Offizier der
Ehrenlegion ernannt werden. Es handelte sich um einen Kindesmord,
begangen vor einem Jahre. Die entmenschte Mutter, eine wahrhaftige
Wilde, wie er bemerkte, war zufällig gerade die Schuhstepperin,
seine frühere Mieterin, diese große, blasse und trostlose Person,
deren beträchtlicher Bauch Herrn Gourd entrüstet hatte. Und wie dumm sie war! Ohne zu
bedenken, daß dieser Bauch sie verrate, hatte sie sich unterfangen,
ihr Kind entzweizuschneiden, um es so in einer Hutschachtel zu
verwahren. Selbstverständlich hatte sie den Geschworenen einen
ganzen Roman erzählt; von ihrem Verführer verlassen, im Elend,
hungernd, in einem Anfall von Verzweiflung angesichts des Kindes,
das sie nicht ernähren konnte: kurz dasselbe, was sie alle sagen.
Doch mußte man ein Exempel statuieren. Duverdy wünschte sich Glück
dazu, die Verhandlung mit jener ergreifenden Wahrheit
zusammengefaßt zu haben, die zuweilen das Urteil entscheidet.
    Haben Sie sie verurteilt? fragte der Doktor.
    Zu fünf Jahren, antwortete der Rat mit seiner neuen,
verschnupften und grabeshohlen Stimme. Es ist Zeit, der
Liederlichkeit einen Damm zu setzen, die Paris zu überschwemmen
droht.
    Trublot stieß Octave mit dem Ellbogen an. Beide waren nämlich
von dem mißglückten Selbstmordversuch unterrichtet.
    Hören Sie? brummte er. Ohne Übertreibung, jetzt hat er die
rechte Stimme. Sie rührt uns jetzt, sie dringt zum Herzen …
Und wenn Sie ihn erst gesehen hätten in seinem roten Kleide mit
seinem schiefen Maul! Meiner Treu, er hat mir Furcht eingejagt, er
war ganz eigenartig. Wissen Sie, etwas Vornehmes lag in seiner
majestätischen Würde, das einem Respekt einflößen mußte!
    Dann schwieg er still und horchte dem Gespräch der Damen, die
ihre Unterhaltung über die Dienstboten wieder aufnahmen. Frau
Duverdy erzählte, sie habe gerade heute morgen Julie gekündigt;
nicht als ob sie etwas gegen die Küche dieses Mädchens hätte,
allein das sittliche Betragen sei das Allererste in ihren Augen.
Die Wahrheit aber war, daß sie gewarnt
durch Doktor Juillerat und besorgt um die Gesundheit ihres Sohnes,
dessen Streiche sie in ihrem Hause duldete, um ihn besser
überwachen zu können, eine Auseinandersetzung mit Julie hatte, die
seit einiger Zeit kränkelte. Diese aber, als tüchtige Köchin, deren
Art es nicht war, sich mit ihren Dienstgebern zu streiten, nahm die
Kündigung an, ohne es auch nur der Mühe wert zu finden, ihr zu
antworten, daß sie, wie schlecht sie sich auch aufführe, nicht
alles hinzunehmen gesonnen sei, was sie hinnehmen mußte, ganz
abgesehen von dem unanständigen Betragen des jungen Herrn Gustav.
Frau Josserand schloß sich sogleich der Ansicht Clotildens

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