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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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der Vorsehung und begleitete Frau Dambreville
jeden Sonntag in die Frühmesse.
    Mittlerweile waren noch mehr Gäste gekommen. Der große Salon
füllte sich mit Damen. Valerie und Berta tauschten in dicker
Freundschaft intime Geständnisse aus. Die andere Frau Campardon,
die der Architekt mitgebracht hatte – ohne Zweifel als Ersatz für
Rosa, die es vorzog, mit ihrem Dickens frühzeitig zu Bett zu gehen
– gab der Frau Josserand ein Rezept, wie man die Leibwäsche ohne
Seife reinigen könne. Hortense saß zur Seite und ließ kein Auge von
der Tür: sie erwartete Verdier. Clotilde, die mit Frau Dambreville
plauderte, erhob sich plötzlich und eilte mit ausgestreckten Armen
einer neu Eintretenden entgegen. Es war
ihre Freundin, Frau Octave Mouret. Die Heirat hatte nach dem Ende
ihrer Trauerzeit in den ersten Tagen des November
stattgefunden.
    Und dein Mann? fragte die Herrin des Hauses. Er wird doch
hoffentlich Wort halten.
    Er ist sogleich hier, entgegnete Karoline lächelnd. Ein Geschäft
hat ihn im letzten Augenblick zurückgehalten.
    Man flüsterte, man betrachtete sie mit Neugierde und fand sie so
schön und ruhig, ganz unverändert, wie ein Weib, das der
liebenswürdigen Zuversicht lebt, daß ihm alles gelingen müsse. Frau
Josserand drückte ihr die Hände und schien entzückt, sie
wiederzusehen. Berta und Valerie unterbrachen ihr Gespräch, um sie
aufmerksam zu prüfen, und betrachteten ihre Toilette, ein
strohgelbes, mit Spitzen bedecktes Kleid. Aber inmitten dieses
stillschweigenden Vergessens der Vergangenheit trug August Vabre,
den die Politik kalt ließ, vor der Türe des kleinen Salons eine mit
Unmut gemischte Verblüffung zur Schau. Wie! seine Schwester
empfängt die Familie des ehemaligen Liebhabers seiner Frau? In
diesen Groll des Ehegatten mengte sich noch der eifersüchtige Zorn
des Kaufmannes, den eine siegreiche Konkurrenz ruiniert hat, denn
das Geschäft »Zum Paradies der Damen« hatte ihn durch die
Erweiterung des Lokals und durch Errichtung eines besonderen Lagers
für Seidenwaren zu einer derartigen Erschöpfung seiner Geldmittel
genötigt, daß er sich nach einem Gesellschafter umsehen mußte.
    Er näherte sich Clotilden und flüsterte ihr, während Frau Mouret
gefeiert wurde, ins Ohr:
    Du weißt, daß ich es niemals dulden werde.
    Was denn? fragte sie überrascht.
    Die Frau, das ginge noch an! Die hat mir nichts zuleide
getan … aber wenn ihr Mann kommt, so gebe ich Berta einen Wink und verlasse den Salon vor aller
Augen.
    Sie betrachtete ihn und zuckte mit den Achseln. Karoline war
ihre Jugendfreundin, und sie wollte um seiner Launen willen nicht
auf das Vergnügen verzichten, sie wiederzusehen. Wer erinnert sich
noch dieser Sache? fragte sie. Er tue besser daran, derlei Dinge
nicht wieder aufzuwühlen, an die nur er allein noch denke. Er aber
suchte sich neben Berta aufzustellen, indem er darauf rechnete, daß
sie sich sofort erheben und ihm folgen werde. Berta schien ihn
jedoch durch ein Stirnrunzeln zu fragen, ob er denn toll geworden
sei und sich für ewige Zeiten lächerlich machen wolle?
    Ja, ich wünsche es, eben um nicht lächerlich zu werden,
antwortete er verzweifelt.
    Frau Josserand aber neigte sich zu ihm hin und sprach in
strengem Tone:
    Das wird denn doch zu unschicklich, man beobachtet euch. So seid
doch einmal anständig.
    Er schwieg, ohne jedoch Vernunft anzunehmen. Von diesem
Augenblick an herrschte eine Verlegenheit unter den Damen. Frau
Mouret, die vor Berta an Clotildens Seite saß, bewahrte allein ihre
lächelnde Ruhe. Man beobachtete August, der in einer Fensternische
sich verborgen hatte, in derselben, in der ehemals seine Heirat
entschieden wurde. Der Zorn hatte ihm Kopfschmerzen verursacht, und
von Zeit zu Zeit drückte er seine Stirn an die eisigen
Fensterscheiben.
    Übrigens kam Octave sehr spät. Auf dem Treppenabsatz begegnete
er Frau Juzeur, die, in einen Schal gehüllt, die Treppen
hinunterstieg. Sie klagte über Brustschmerzen, und sie sei bloß
gekommen, sagte sie, um ihr den Duverdy gegebenes Versprechen
einzulösen. Ihr leidender Zustand verhinderte sie jedoch nicht, dem jungen Manne in die
Arme zu fallen, um ihn zu seiner Heirat zu beglückwünschen.
    Wie freue ich mich über Ihren schönen Erfolg, mein Freund!
Fürwahr, ich war Ihretwegen verzweifelt und hätte nie gedacht, daß
es Ihnen so schön gelingen werde … So sagen Sie doch, was
haben Sie jener angetan?
    Octave küßte ihr lächelnd die Finger. Aber einer, der mit der
Leichtigkeit

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