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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wäre. Sie hatte eine kalte, fast ein wenig abstoßende Entschlossenheit an sich. Das Mädchen von nebenan war sie ganz gewiß nicht.
    „Bestimmt“, begann Sue Frost, „werden Sie das hier erkennen.“
    Sie löste die Verschnürung eines Einlegeordners aus stabilem Karton und holte einen Stoß dichtbeschriebener Seiten hervor. Auf der Titelseite des Konvoluts prangte das Emblem seiner Agentur; sie hielt eines seiner Pakete in der Hand, und sie hatte es offenbar auch gelesen.
    „Ja“, gab er zu. „Das ist eines von unseren.“
    Sue Frost blätterte nachlässig den Papierstoß durch und legte ihn dann auf Allens Schreibtisch. „Myron hat das letzten Monat angekauft. Dann kamen ihm Bedenken, und er leitete es an mich als die nächsthöhere Instanz weiter. Ich hatte Gelegenheit, es an diesem Wochenende durchzugehen.“
    Jetzt wurde das Paket herumgedreht, so daß Allen den Titel entziffern konnte. Es war ein Stück Qualitätsarbeit, an dessen Erstellung er persönlich mitgewirkt hatte; so, wie es da war, hätte es ohne weiteres durch jedes T-M zur Verfügung stehende Medium verbreitet werden können.
    „Bedenken“, sagte Allen. „Wie meinen Sie das?“ Er verspürte eine kalte, alles durchdringende Empfindung, als sei er an einem grausigen religiösen Ritual beteiligt. „Wenn das Paket unzulänglich ist, können Sie es uns ruhig zurückgeben. Wir werden Ihnen eine Gutschrift ausstellen; so haben wir das auch früher schon gehandhabt.“
    „Dieses Paket ist handwerklich wunderbar gemacht“, sagte Mrs. Frost und nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette. „Nein, Myron dachte keineswegs an eine Reklamation. Ihr Thema ist der Versuch eines Mannes, auf einem der Kolonialplaneten einen Apfelbaum zu ziehen. Aber der Baum stirbt ab. Die MoRes davon…“ Sie nahm das Paket wieder vom Schreibtisch auf. „Ich bin mir nicht ganz sicher, was die MoRes ist. Hätte er denn nicht versuchen sollen, den Baum zu ziehen?“
    „Nicht dort“, sagte Allen.
    „Sie meinen, der Baum gehörte auf die Erde?“
    „Ich meine, der Mann hätte für das Wohl der Gemeinschaft arbeiten sollen, statt irgendwo weit weg seine Energien in ein privates Unternehmen zu stecken. Er betrachtete die Kolonie als Selbstzweck. Aber sie sind bloße Mittel. Hier ist das Zentrum.“
    „Omphalos“, stimmte sie zu. „Der Nabel des Universums. Und der Baum…“
    „Der Baum steht für das, was von der Erde geformt ist und darum dahinwelken muß, wenn es verpflanzt wird. Die spirituelle Seite des Mannes starb ab.“
    „Aber er hätte den Baum doch gar nicht hier ziehen können. Es gibt keinen Platz. Hier ist alles nur Stadt.“
    „Symbolisch“, erläuterte er. „Der Mann selbst hätte seine eigenen Wurzeln hier in die Erde versenken sollen.“
    Sue Frost schwieg eine Weile, und Allen saß unbehaglich da, rauchte, schlug seine Beine übereinander, stellte sie dann wieder nebeneinander und fühlte, wie seine Anspannung immer stärker wurde, anstatt abzunehmen. Ganz in der Nähe, in einem anderen Büro, klingelte ein Telefon. Doris’ Schreibmaschine klapperte.
    „Aber schauen Sie mal“, sagte Sue Frost, „das steht doch im Widerspruch zu einem fundamentalen Grundwert unserer Gesellschaft. Das Komitee hat Milliarden von Dollars und jahrelange Arbeit in die extraterrestrische Landwirtschaft gesteckt. Wir haben alles Menschenmögliche getan, irdische Pflanzen in den Kolonien heimisch zu machen, um dadurch die Grundlagen unserer Nahrungsmittelversorgung zu sichern. Unsere Bürger haben längst erkannt, daß das eine herzzerreißende Aufgabe ist, mit endlosen Enttäuschungen verbunden… und da kommen Sie einfach daher und erklären, daß die Obstkulturen zum Scheitern verurteilt sind.“
    Allen setzte schon zu einer Antwort an, aber dann überlegte er es sich doch anders. Er fühlte sich auf der gesamten Linie geschlagen. Mrs. Frost musterte ihn prüfend. Sie schien zu erwarten, daß er sich mit den in solchen Fällen üblichen Floskeln verteidigte.
    „Hier ist ein Zettel mit einer Notiz“, sagte sie. „Sie können ihn gerne lesen. Myrons Kommentar zu diesem Paket. Lag bei, als es bei mir ankam.“
    Die Notiz war mit Bleistift geschrieben und lautete so:
     
    „Sue –
    Wieder der gleiche Krempel. Erstklassig, aber zu spröde.
    Entscheide Du. M.“
     
    „Was will er damit ausdrücken?“
    „Damit will er ausdrücken, daß die MoRes nicht ‘rüberkommt.“ Sie beugte sich zu ihm herüber. „Ihre Agentur ist erst drei Jahre im Geschäft. Sie

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