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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Feind allein gegenübertreten zu lassen.
    Der Balrog erreichte die Brücke. Gandalf stand in der Mitte des Bogens und stützte sich auf den Stab in seiner Linken, aber in seiner Rechten glänzte Glamdring, kalt und weiß. Sein Feind blieb wieder stehen und schaute ihn an, und der Schatten um ihn reckte sich wie zwei riesige Flügel. Er hob die Peitsche, und die Riemen wimmerten und knallten. Feuer drang aus seinen Nüstern. Aber Gandalf stand fest.
    »Du kannst nicht vorbei«, sagte er. Die Orks blieben stehen, und eine Totenstille trat ein. »Ich bin ein Diener des Geheimen Feuers und Gebieter über die Flamme von Anor. Du kannst nicht vorbei. Das dunkle Feuer wird dir nichts nützen, Flamme von Udûn. Geh zurück zu den Schatten. Du kannst nicht vorbei.«
    Der Balrog gab keine Antwort. Das Feuer in ihm schien zu ersterben, aber die Finsternis nahm zu. Langsam ging er weiter auf der Brücke, und plötzlich richtete er sich zu seiner ganzen Größe auf, und seine Flügel erstreckten sich von Wand zu Wand; aber immer noch war Gandalf zu sehen, schimmernd in der Düsternis; er sah klein aus und ganz allein: grau und gebeugt wie ein dürrer Baum, ehe ein Sturm losbricht.
    Aus dem Schatten sprang flammend ein rotes Schwert hervor.
    Glamdring glitzerte weiß als Antwort.
    Es gab einen klirrenden Aufprall und eine weiße Stichflamme. Der Balrog wich zurück, und sein Schwert flog hoch, in Stücke zerschmolzen. Der Zauberer schwankte auf der Brücke, trat einen Schritt zurück und blieb dann wieder stehen.
    »Du kannst nicht vorbei!«, sagte er.
    Mit einem Satz sprang der Balrog ganz auf die Brücke. Seine Peitsche wirbelte und zischte.
    »Er kann allein nicht standhalten!«, rief Aragorn plötzlich und rannte wieder die Brücke entlang. »Elendil!«, schrie er. »Ich bin bei dir, Gandalf!«
    »Gondor!«, schrie Boromir und setzte ihm nach.
    In diesem Augenblick hob Gandalf seinen Stab, und mit einem lauten Ruf schlug er vor sich auf die Brücke. Der Stab zerbrach und fiel ihm aus der Hand. Eine blendend weiße Feuerwand stieg vor ihm auf. Die Brücke krachte. Genau zu den Füßen des Balrog barst sie, und der Stein, auf dem ergestanden hatte, stürzte in den Abgrund, während der Rest stehenblieb, schwebend, bebend wie eine ins Leere hinausgestreckte Zunge aus Fels.
    Mit einem entsetzlichen Aufschrei fiel der Balrog vornüber, und sein Schatten stürzte hinab und verschwand. Doch noch im Fallen schwang er seine Peitsche, und die Riemen trafen die Knie des Zauberers, wickelten sich herum und zogen ihn an den Rand. Er schwankte und fiel, griff vergebens nach dem Stein und glitt in den Abgrund. »Flieht, ihr Narren!«, schrie er und war weg.
    Die Feuer erloschen, und es wurde völlig dunkel. Die Gefährten standen vor Entsetzen wie angewurzelt und starrten in den Abgrund. Gerade als Aragorn und Boromir zurückgeeilt kamen, krachte die Brücke wieder, und der Rest stürzte ein. Mit einem Schrei scheuchte Aragorn sie auf.
    »Kommt! Ich werde euch jetzt führen!«, rief er. »Wir müssen seinem letzten Befehl gehorchen. Folgt mir!«
    Sie stolperten wie wild die große Treppe hinter der Tür hinauf. Aragorn lief voran, Boromir am Schluss. Oben kamen sie in einen breiten, widerhallenden Gang. Ihn entlang flohen sie. Frodo hörte Sam an seiner Seite weinen, und dann merkte er, dass er selbst weinte, während er rannte. Dum, dum, dum dröhnten die Trommelschläge hinter ihnen, trauervoll jetzt und langsam; dum!
    Sie rannten weiter. Es wurde heller vor ihnen; große Schächte durchbrachen das Dach. Sie rannten schneller. Sie kamen in eine Halle, in die Tageslicht durch hohe Fenster an der Ostseite eindrang. Sie hasteten hindurch. Sie gelangten durch die riesigen zerbrochenen Türen, und plötzlich öffneten sich die Großen Tore vor ihnen, ein Bogen aus blendendem Licht.
    Eine Orkwache kauerte in dem Schatten hinter den großen Türpfosten an beiden Seiten, aber die Tore waren zertrümmert und umgeworfen. Aragorn schlug den Hauptmann zu Boden, der sich ihm in den Weg stellte, und die anderen flohen voll Entsetzen vor seinem Zorn. Die Gefährten eilten an ihnen vorbei und kümmerten sich nicht um sie. Nachdem sie aus den Toren heraus waren, rannten und sprangen sie die riesigen, jahrhundertealten Stufen hinunter, über die Schwelle von Moria.
    So kamen sie schließlich gegen jede Hoffnung ans Tageslicht und spürten den Wind auf ihren Gesichtern.
    Erst als sie außer Bogenschussweite von den Mauern waren, hielten sie an. Sie waren im

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