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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Gleich in der Frühe müsst ihr morgen weitergehen.
    Die vier Hobbits sollen hier heraufklettern und bei uns bleiben – wir fürchten sie nicht. Im nächsten Baum ist noch ein talan. Dort sollen die anderen Zuflucht suchen. Du, Legolas, sollst uns für sie bürgen. Rufe uns, wenn irgendetwas nicht stimmt. Und habe ein Auge auf diesen Zwerg!«
    Legolas stieg sofort die Leiter hinunter, um Haldirs Botschaft zu überbringen; und bald darauf kletterten Merry und Pippin zu dem hohen Flett hinauf. Sie waren außer Atem und schienen recht verängstigt.
    »So«, sagte Merry keuchend. »Wir haben eure Decken und auch unsere heraufgeschleppt. Streicher hat das übrige Gepäck in einem hohen Laubhaufen versteckt.«
    »Ihr hättet eure Sachen nicht gebraucht«, sagte Haldir. »Es ist kalt im Winter in den Baumwipfeln, obwohl der Wind heute Nacht im Süden steht; aber wir haben für euch Essen und Getränke, die die Nachtkälte vertreiben, und wir haben Felle und Mäntel, die wir entbehren können.«
    Die Hobbits nahmen dieses zweite (und weit bessere) Abendessen gern an. Dann wickelten sie sich warm ein, nicht nur in die Pelzmäntel der Elben, sondern auch in ihre eigenen Decken, und versuchten zu schlafen. Aber trotz ihrer Müdigkeit fiel das nur Sam leicht. Hobbits mögen die Höhe nicht und schlafen nicht in oberen Stockwerken, selbst wenn es Treppen gibt. Das Flett sagte ihnen als Schlafzimmer gar nicht zu. Es hatte keine Wände, nicht einmal ein Geländer; nur an einer Seite war ein leichter, geflochtener Wandschirm, der beweglich war und je nach dem Wind verschoben werden konnte.
    Pippin redete noch eine Weile. »Wenn ich auf diesem Vogelsitz einschlafe, hoffe ich, dass ich nicht hinunterrolle«, sagte er.
    »Sobald ich einmal eingeschlafen bin«, meinte Sam, »werde ich weiterschlafen, ob ich hinunterrolle oder nicht. Und je weniger geredet wird, umso schneller werde ich einduseln, wenn du weißt, was ich meine.«
    Frodo lag einige Zeit wach und schaute hinauf zu den Sternen, die durch das bleiche Dach bebender Blätter schimmerten. Sam schnarchte an seiner Seite schon lange, ehe er die Augen schloss. Undeutlich konnte er die grauen Gestalten von zwei Elben sehen, die regungslos dasaßen, die Arme um die Knie gelegt, und flüsternd miteinander sprachen. Der dritte war hinuntergegangen, um auf einem der unteren Äste Wache zu halten. Schließlich schlief Frodo ein, eingelullt von dem Wind in den Zweigen über ihm und dem süßen Murmeln des Nimrodel-Wasserfalls unter ihm, und das Lied von Legolas ging ihm immer noch durch den Sinn.
    Spät in der Nacht wachte er auf. Die anderen Hobbits schliefen. Die Elben waren fort. Die Mondsichel glänzte undeutlich zwischen den Blättern. DerWind hatte sich gelegt. Nicht weit entfernt hörte er ein heiseres Lachen und das Tappen vieler Füße unten auf dem Boden. Metall klirrte.
    Die Geräusche erstarben langsam und schienen nach Süden, weiter drinnen im Wald, zu verhallen.
    Ein Kopf kam plötzlich durch das Loch im Flett zum Vorschein. Frodo setzte sich erschreckt auf und sah dann, dass es ein Elb mit einer grauen Kapuze war. Er blickte zu den Hobbits hinüber.
    »Was ist denn?«, fragte Frodo.
    »Yrch!«, flüsterte der Elb mit einem Zischen und warf die aufgerollte Strickleiter auf das Flett.
    »Orks!«, sagte Frodo. »Was tun sie?« Aber der Elb war schon fort.
    Es waren keine Geräusche mehr zu hören. Selbst die Blätter waren still, und sogar der Wasserfall schien zum Schweigen gebracht worden zu sein. Frodo saß da und fröstelte in all seinen Decken. Er war dankbar, dass sie nicht auf dem Erdboden erwischt worden waren; aber er hatte das Gefühl, dass die Bäume wenig Schutz boten, höchstens Deckung. Orks konnten Fährten ebenso gut verfolgen wie Hunde, hieß es, und außerdem konnten sie klettern. Er zog Stich heraus: Er leuchtete und glänzte wie eine blaue Flamme; und dann verblasste er langsam und wurde wieder matt. Obwohl sein Schwert nicht mehr glänzte, wurde Frodo das Gefühl einer unmittelbaren Gefahr nicht los, sondern es verstärkte sich eher. Er stand auf, kroch zu der Öffnung und schaute hinunter. Er war fast sicher, dass er weit unten am Fuße des Baums hörte, wie sich etwas leise bewegte.
    Nicht Elben waren das; denn das Waldvolk war völlig geräuschlos in seinen Bewegungen. Dann hörte er schwach ein Geräusch wie Schnuppern; und etwas schien an der Rinde des Baumstamms zu kratzen. Er starrte hinunter ins Dunkle und hielt den Atem an.
    Etwas kletterte

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