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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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Drängen und Stoßen ging es in die Stadt. Wie erwartet strömten die meisten Menschen zum Burgplatz. Nur Tarzi schien es plötzlich nicht mehr allzu eilig zu haben, und immer wieder verweilte ihr Blick bei den vielen Tavernen und Läden, die die Straße säumten. Sie hatte sich schon ein Weilchen gewünscht, einmal Althala zu sehen, bevor der bevorstehende Krieg sie nun tatsächlich hierhergeführt hatte, und Rostigan beobachtete, wie ihr Interesse erwachte.
    »Ich frage mich«, bemerkte er, »was du jetzt vorhast, kleine Drossel?«
    »Wie meinst du das?«, erwiderte sie. Sie beäugte einen Stand, an dem knusprig gebratene Eidechsen feilgeboten wurden.
    »Du wirst dich doch nicht selbst zu den Waffen melden, oder?«
    »Warum nicht? Du hast mir beigebracht, wie man mit einem Schwert umgeht.«
    Rostigan lächelte bei der Erinnerung an ihre spielerischen Kämpfe, zwei Gestalten, die einander in der Wildnis schwitzend umtanzten. Tarzi war zwar kräftig und gesund, aber auch ein wenig drall – er konnte sich nicht vorstellen, dass sie einen Gegner ernsthaft einschüchtern würde.
    »Du kannst diesen besorgten Ausdruck von deinem Gesicht nehmen«, sagte sie und zwickte ihn in die Wange. »Ein Heer besteht nicht nur aus Soldaten – es gehört auch etwas Unterhaltung dazu, für eine gute Moral. Ich kann auf meine Weise nützlich sein.«
    »Ich verstehe. Also, sobald wir die Burg erreichen, wirst du sie über die offizielle Bardenposition informieren, die auszufüllen du dich entschieden hast?«
    »Nein, ich werde überhaupt nicht mit ihnen reden. Ich werde einfach dort herumlümmeln.«
    Rostigan kicherte und schlug ihr auf den Hintern. »Du hast dir alles zurechtgelegt.«
    »In der Tat. Jetzt warte einen Moment – ich will eine Eidechse kaufen.«
    In gemächlichem Tempo gingen sie in Richtung des Platzes. Hier versammelten sich Horden im Schatten der Burg, und viele Stimmen tosten über die weißen Steine. Links der Burg waren die Kasernen, eine Reihe miteinander verbundener Gebäude mit abgezäunten Exerzierplätzen. Vor den Baracken hatte man ein hölzernes Podest errichtet, auf dem ein von Soldaten flankierter Offizier stand. Zu beiden Seiten des Podestes waren Tische aufgebaut, hinter denen mit Waffen und Rüstung beladene Karren standen. In langen Reihen vor den Tischen warteten die Menschen, bis sie von den Offizieren dahinter befragt wurden. Rostigan schaute zu, wie Bauern und Farmer Ausrüstung bekamen, junge Männer und Frauen, die noch nie zuvor eine Waffe benutzt hatten, prahlten jetzt untereinander damit, während Soldaten sie von dem Platz wegführten.
    Der Hauptmann auf der Bühne sprach und versuchte, sich über dem Tumult Gehör zu verschaffen.
    »… lasst euch von den Hauptleuten einer Truppe zuweisen. Jeder, der militärische Ausbildung oder relevante Erfahrung hat, stellt sich auf der rechten Seite auf. Wenn ihr ein neuer Rekrut seid, geht bitte auf die linke Seite. Ihr werdet bekommen, was ihr für eure Ausbildung benötigt, dann meldet ihr euch im nördlichen Lager, es sei denn, man trägt euch etwas anderes auf. König Braston freut sich über eure Bereitwilligkeit, gegen jene zu kämpfen, die unsere Art zu leben zerstören wollen! Wir müssen der Bedrohung der gefallenen Wächter ein Ende machen, denn in ebendiesem Moment rufen Forger und Karrak ihre Heere zusammen, in ebendiesem Moment planen sie unseren Niedergang! Wenn ihr zuvor in irgendeinem Heer gedient habt, stellt euch bitte auf der rechten Seite auf. Wenn nicht, werdet ihr eine Ausbildung erhalten. Braston dankt euch, Althala dankt euch …«
    »Braston«, murmelte Rostigan kopfschüttelnd.
    »Komm weiter«, sagte Tarzi. »Stellen wir uns in die Schlange.«
    »Ich dachte, du wolltest nur herumlümmeln.«
    »Ich muss sicherstellen, dass du dich nicht unter Wert verkaufst. Ich will für dich ein gutes Zimmer in den Kasernen, wie es für einen Helden nur passend ist. Sollen sich andere doch im Dreck wälzen.«
    Seufzend ließ Rostigan sich zu den Warteschlangen schieben.
    Nachdem er weitere Variationen der Ansprache des Offiziers gehört hatte, hätte er ihm am liebsten eins aufs Maul gegeben.
    »Besser sollten diese Warteschlangen von der Bühne weg führen, als Belohnung für unsere Geduld … statt auf diesen großmäuligen Narren zu.«
    »Hmmm«, machte Tarzi. »Also gut, mein Kriegerdenkmal – dann lassen wir den Pöbel einfach mal links liegen.«
    »Was?«, fragte er, als sie ihn aus der Schlange zog. »Aber wir werden unseren Platz

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