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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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machtvolles Bündel zu we-
ben.
    »Bist du bereit?«
    »Ja.«
    Also sandte sie, wie sie es zuvor getan hatte, Salarkis einen Segen. Als er in ihn einsank, verkrampfte er sich, aber seine Seele war diesmal auf die Wirkung vorbereitet. Ein ferner Ausdruck trat in seine Augen, und sie gab ihm einen Moment Zeit, sich an das wiedergefundene Gefühl zu gewöhnen.
    »Danke«, flüsterte er.
    »Und nun«, sagte sie, »wo ist Mergan?«
    So steinig sie waren, schienen Salarkis’ Augen zu glitzern. »Gefangen.«
    »Wo?«, fragte sie scharf.
    »In Regrets Grabmal.«
    »Regrets Grabmal?«
    »In den Roshausgipfeln. Als er damals verschwand, versuchte ich, zu ihm zu gelangen, und landete draußen vor der Tür. Nicht im Inneren, dank der Großen Magie, aber ich weiß, dass er dort drin ist.«
    »Wie?«
    »Es gibt Fäden an diesem Ort, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Ich glaube, Mergan hielt sich für fähig, sie zu bezwingen, und ist dort eingetreten. Aber stattdessen müssen sie ihn eingeschlossen haben. Als ich wiedergeboren wurde und alle aufsuchte, hat die Benutzung seines Namens mich wieder zu Regrets Grabmal gebracht. Er ist immer noch dort drin.«
    Yalenna war entsetzt. »Seit dreihundert Jahren?«
    »Seit dreihundert Jahren«, bestätigte Salarkis und zuckte zusammen. »Mir ist jetzt erst klar geworden, wie schrecklich das ist.«
    »Aber warum?«
    »Ich weiß es nicht. Frag ihn selbst.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte dir davon erzählen, bevor du mich getötet hast. Du hättest ihn vor dieser langen Gefangenschaft bewahren können, aber du musstest mir ja einen Dolch in den Leib rammen.«
    Yalenna war übel. »Wie finde ich das Grabmal?«
    »Östlich des Turms. Es gibt dort einen Pfad.«
    Er begann sich aufzulösen.
    »Salarkis, warte!«
    Er legte schräg, was von seinem Kopf übrig war. »Warum?«
    Sie konnte sich nicht schnell genug auf eine Antwort besinnen, um sie auszuspucken, bevor er fort war.
    Braston saß auf dem Thron und lauschte irgendeinem Adligen, der seinen Grenzkonflikt mit einem benachbarten Fürsten darlegte. Er hatte irgendwie vergessen, dass König zu sein auch hieß, tatsächlich auf dem Thron zu sitzen und die ganze Litanei von Vorschlägen und Beschwerden seiner Untertanen über sich ergehen zu lassen. Die Aufstellung seines Heers zu koordinieren und zu überwachen war bisher seine Hauptsorge gewesen. Daher war die Schlange von Leuten, die sein Gehör wollten, ziemlich lang geworden.
    Er hörte die Worte kaum, die gesprochen wurden. Stattdessen überließ er sich dem Reich der Fäden, den feinen Verbindungslinien, für die er das schärfste Auge hatte und die von den anderen Fadenwirkern kaum wahrgenommen wurden. Sie verliefen zwischen den Personen, verbanden jede Seele in vielfältiger Weise mit anderen.
    »Euer Urteil, Majestät?«
    Braston begriff, dass der Adlige mit seinen Ausführungen zum Ende gekommen war und alle ihn aufmerksam ansahen. Und auf eine Reaktion warteten. Er nahm die Hand, die er an sein bärtiges Kinn gelegt hatte, weg und winkte müßig.
    »Du hast diesen Fall schon einmal vorgetragen, ja?«, fragte er den Bittsteller. »Loppolo hat dir seine Antwort gegeben und die Angelegenheit für erledigt erklärt. Du hast dich jedoch entschieden, den Fall noch einmal zu präsentieren, als wäre er frisch. Ein verschlagener Plan in der Tat.« Er hob die Stimme, damit alle ihn vernehmen konnten. »Höre dies: Ich bin nicht hier, um jeden Querulanten zufriedenzustellen, der hier jede Beschwerde, die nicht zu seiner vollen Genugtuung geregelt worden ist, zum wiederholten Mal vorträgt. Hat jetzt irgendjemand irgendeine echte Angelegenheit, um die ich mich kümmern müsste?«
    Hinten im Thronsaal wurden Getuschel und Gekicher laut, ein amüsiertes Säuseln, das sich mit dem Plätschern der Springbrunnen mischte. Braston richtete sich auf, um festzustellen, was dort los war. Zuerst dachte er, vielleicht sei Loppolo eingetroffen, was immer ein wenig Unruhe verursachte. Aber von seiner erhöhten Position sah er stattdessen Yalenna, die sich einen Weg durch die versammelten Höflinge bahnte. Es war ein Anblick, der ihn mit bangen Erwartungen erfüllte.
    Zwar konnte er die von ihr ausgehenden Verbindungsfäden nicht so wahrnehmen wie bei anderen, aber den vielfältigen, komplizierten Gefühlen nach, die sie in ihm wachrief, musste sie im Mittelpunkt eines dicht gewebten und dennoch sehr beweglichen Netzes stehen. Er wusste, dass er sie schon längst hatte treffen sollen, doch dazu

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