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Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Titel: Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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und er würde entsetzlich sein. Fast beneidete er Rowlf darum, weinen zu können.
    »Du mußt dich zusammenreißen, Rowlf«, sagte Gray ruhig. Er saß noch immer auf dem Stuhl unter dem Fenster, auf dem er sich vor drei Stunden niedergelassen hatte, und die fünf Worte waren die ersten überhaupt, die er seither hören ließ. Auch Gray schien eine Art von Betäubung zu spüren, dachte Howard. Er wußte, daß der greise Rechtsanwalt und Notar Robert auf seine Art ebenfalls geliebt hatte. Es war seltsam – zu Lebzeiten schien Robert Craven ein Mann ohne Freunde gewesen zu sein, aber jetzt, da er tot war, fiel Howard erst auf, wie viele Menschen ihn gemocht, ja mehr noch, wie einen Bruder oder Sohn geliebt hatten.
    »Zusamm’reiß’n?« Rowlf zog geräuschvoll die Nase hoch, schenkte sich selbst einen weiteren Cognac ein und starrte Gray mit unverhohlener Feindseligkeit an. »Un was nutzt dem Kleinen das jetz’ noch?« fauchte er. »Wenn Sie’n bißchen bessere Arbeit geleistet hätt’n –«
    »Rowlf!« sagte Howard scharf.
    Rowlf verstummte schuldbewußt, aber Gray winkte nur ab und schüttelte betrübt den Kopf. »Laß ihn, Howard. Er hat ja recht. Ich mache mir schwere Vorwürfe. Ich habe versagt.«
    »Unsinn!« sagte Howard ärgerlich. »Das Ganze war ein abgekartetes Spiel. Sie hatten keine Chance. Cohens sogenannte Beweise –«
    »Waren nicht den Atem wert, den er brauchte, sie vorzutragen«, unterbrach ihn Gray. »Ich hätte sie in der Luft zerreißen müssen. Ich hätte zumindest das Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe umwandeln müssen, verdammt. Dann hätten wir Zeit gehabt, die wahren Schuldigen zu finden. Aber es ging alles so schnell.«
    »Außerdem war’s gesetzesverboten!« fauchte Rowlf. »Ne Hinrichtung gleich am anderen Morg’n! Das tuts doch gar nich’ geb’n!«
    Gray nickte. »Ich weiß. Vermutlich könnte ich Darender und Ruthel daraus einen schönen Strick drehen.« Er lachte, aber es klang eher wie ein Schrei. »Ich denke, ich werde es tun«, fuhr er nach einer Pause fort. »Die beiden Herrschaften werden wohl frühzeitig ihren Abschied einreichen müssen.«
    »Das macht Robert auch nicht wieder lebendig«, sagte Howard düster. »Rache hat noch niemandem genutzt«.
    »Ich weiß«, antwortete Gray. »Aber sie tut verdammt gut.« Er stand auf, ging zum Fenster und zog die Gardinen ein Stück zur Seite, um auf die Straße hinauszublicken. »Sie sind noch immer da.«
    »Cohens Männer?«
    Gray nickte. »Ja. Sie geben sich nicht einmal Mühe, unauffällig zu sein. Du solltest auf meinen Rat hören und die Stadt verlassen. Besser noch das Land.« Er drehte sich herum, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in lässiger Haltung gegen die Wand. »Es wäre wirklich besser. Ich traue diesem Cohen nicht. Jetzt, nachdem er Robert erledigt hat, wird er alle Hebel in Bewegung setzen, dich auch noch zu kriegen.«
    »Ich geh’ runter un’ schlag ihn’ die Schädel ein!« verkündete Rowlf. »Denen werd ich’s zeigen, uns –«
    »Nichts wirst du ihnen zeigen, Rowlf«, sagte Howard ruhig. »Darauf wartet Cohen doch nur. Du wirst etwas anderes tun.«
    »Un’ was?«
    Howard zögerte. Für einen Moment zerbrach die Maske der Beherrschung, die auf seinem Gesicht lag, und für die Dauer von zwei, drei Atemzügen war der innerliche Kampf, den er durchstand, deutlich auch seinen Zügen abzulesen. Dann gab er sich einen Ruck, ging zum Schreibtisch und kritzelte eine Adresse auf einen von Roberts Briefbögen. Gray kam neugierig näher und versuchte über Howards Schulter hinweg einen Blick auf das Papier zu werfen, aber Howard faltete das Blatt schnell zusammen, drehte sich herum und reichte es Rowlf. »Du gehst zu dieser Adresse«, sagte er. »Und dort fragst du nach Viktor.«
    »Viktor wer?«
    »Nur Viktor«, beharrte Howard. »Sag ihm, daß ich seine Hilfe brauche.«
    »Sonst nix?«
    »Sonst gar nichts«, antwortete Howard betont. »Sag ihm nicht, was hier geschehen ist, hörst du? ›Howard braucht Ihre Hilfe‹, das ist alles, was er wissen muß. Und«, fügte er nach sekundenlangem Zögern hinzu, »paß auf, daß dir niemand folgt. Wenn Cohens Männer sich an deine Fersen heften, schüttele sie ab – irgendwie. Aber bitte keine Gewalt.«
    Rowlf wirkte ein bißchen enttäuscht, griff aber gehorsam nach dem Blatt und verstaute es in seiner Jackentasche, während er sich mit der anderen Hand die Tränen aus dem Gesicht wischte. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Salon. Wenige

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