Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
Wort gebrochen und mitten in der Nacht angegriffen. Sie waren aus der Burg getrieben worden. Viele seiner größten Mitkämpfer und Freunde waren umgekommen oder in Gefangenschaft geraten.
Die Ritterlichkeit war wahrlich tot. Bruce würde es niemals vergessen. Die alte Art der Kriegführung war dahin. Seine nur halbherzige Zustimmung zu der von den Highlandern geübten Piraten- oder Partisanentaktik, als seine Garde gegründet worden war, war ein Fehler gewesen. Hätte er sich ohne Vorbehalte darauf eingelassen und auf den ritterlichen Ehrenkodex gepfiffen, wäre es nicht zur Katastrophe von Methven gekommen.
Die Spinne versuchte es abermals. Diesmal schaffte sie es beinahe, die Spanne zwischen den Felsen mit ihrem silbernen Faden zu überbrücken, wurde aber im letzten Moment durch einen plötzlichen Windstoß um den Triumph gebracht. Bruce seufzte enttäuscht, von den hoffnungslosen Bemühungen der Spinne sonderbar gefesselt.
Vielleicht weil er eine gewisse Übereinstimmung zwischen ihnen erkannte.
Auch nach der Niederlage von Methven hatte Bruce noch zu hoffen gewagt. Dann war er in Dail Righ auf die MacDougalls getroffen und hatte abermals einen verheerenden Schlag hinnehmen müssen. Die darauf folgende Verfolgungsjagd hatte ihn gezwungen, sich von Frau, Tochter, Schwestern und der Countess of Buchan zu trennen – von der Frau, die ihm vor kaum einem halben Jahr so beherzt die Krone aufs Haupt gedrückt hatte.
Er hatte die Frauen mit Nigel, seinem jüngsten Bruder, unter dem Schutz der Hälfte seiner kostbaren Highlander-Garde nach Norden geschickt und gehofft, bald wieder zu ihnen zu stoßen. Doch waren er und der Rest der Armee zur Flucht nach Süden gezwungen worden.
Die Frauen sind in Sicherheit, beruhigte er sich. Gott stehe ihnen bei, wenn sie Edward in die Hände fielen. Das Drachenbanner machte sogar aus Frauen Geächtete, an denen man sich ungestraft vergehen konnte. Die Männer würden ohne Gerichtsverhandlung hingerichtet werden.
Nach Dail Righ hatte Bruce in den Bergen und in der Heide Zuflucht gesucht und war der Gefangennahme durch MacDougall dank Gregor »Arrow« MacGregor entkommen, einem Highlander-Gardisten, der ihn durch Lennox nach Kintyre und Dunaverty Castle in Sicherheit brachte.
Es war nur eine kurze Atempause. Drei Tage zuvor war die englische Armee eingetroffen und hatte einen Belagerungsring um die Burg gezogen. MacSorley hatte sie nur mit größter Mühe lebend herausgeschafft.
So viele Fehlschläge. Zu viele.
Die Spinne war an ihrem Faden hinaufgeklettert und schien zu einem neuerlichen Versuch bereit. Bruce verspürte eine Anwandlung irrationaler Wut und hätte sie in diesem Augenblick am liebsten mit der Faust zerdrückt.
Siehst du denn nicht, dass der Kampf verloren ist?
Ihm fiel ein, welche Gedanken ihm auf dem Schiff durch den Kopf gegangen waren. Er war so dumm wie diese Spinne gewesen, als er glaubte, Edward von England besiegen zu können. Er hätte es gar nicht versuchen sollen. Er hätte jetzt mit Frau und Tochter in seinem Haus in Carrick sein können, von der Verwaltung seiner Güter in Anspruch genommen, anstatt um sein Leben zu laufen und zuzusehen, wie seine Freunde und Anhänger für ihn starben.
Es war ein Leben, das ihm zum Glück genügt hätte, wäre da nicht seine unerschütterliche Überzeugung gewesen, dass die Krone ihm gehörte. Er war der rechtmäßige König Schottlands.
Aber was machte das jetzt noch aus? Er hatte alles aufs Spiel gesetzt und verloren. Nun stand er mit leeren Händen da.
O Gott, wie müde er war. Am liebsten hätte er die Augen geschlossen, wäre eingeschlafen, um den Albtraum hinter sich zu lassen. Als er den Kopf drehte, fiel sein Blick auf Hawk, der mit dem Anführer der Highlander-Garde, Tor MacLeod, bekannt als Chief, am Ufer ein Gespräch führte. Gemeinsam kamen die zwei Furcht einflößenden Krieger auf ihn zu.
Der Schlaf musste warten.
Seine Geheimgarde war der einzige Lichtblick in den vergangenen Monaten gewesen. Die Kampftruppe hatte seine Erwartungen weit übertroffen. Aber auch sie hatte gegen die katastrophalen Nachwirkungen seiner verhängnisvollen Fehlentscheidung bei Methven nichts ausrichten können.
Als die Krieger näher herangekommen waren, sah Bruce Spuren der Mattigkeit in ihren kampfgestählten Zügen. Es wurde auch Zeit. Anders als die anderen schienen die Highlander von der Serie der Niederlagen, die sie aus Schottland vertrieben hatte, nicht entmutigt. Gegen schwankende Gemütslagen immun,
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