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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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Das FBI ist deshalb eine so schlagkräftige Waffe gegen das Verbrechertum, weil es eine vorzüglich organisierte Maschinerie darstellt. An diesem Tag wurde mir das wieder einmal so richtig bewusst.
    Ich hatte eine ganz gewöhnliche Geschichte zu bearbeiten. Irgendwo in Florida, also im südlichsten Zipfel der USA, hatte sich eine Zeitlang ein gewisser Rocky herumgetrieben. An sich war nichts Auffälliges an diesem Mann. Erst kurze Zeit nach seinem Verschwinden häuften sich die Diebstahlsmeldungen aus den vornehmen Strandhotels von Palmbeach und Miami. Ein FBI-Agent wurde auf die Fährte gesetzt. Er hatte bald herausgefunden, dass dieser plötzlich verschwundene Rocky als mutmaßlicher Täter in Frage kam.
    Eine Weile forschte man diesem Rocky nach. Aus mir unbekannten Fingerzeigen schloss der in Florida tätige G-man, dass sich Rocky nach New York gewandt habe. Er gab also einen dementsprechenden Bericht an die Zentrale des FBI in Washington. Die gab die Sache, weiter an den Distrikt New York. Dort saß Mister John D. High, unser verehrter Distriktschef, und hatte mir die weitere Verfolgung dieses Rocky übergeben.
    Keine aufregende Sache, da haben Sie recht. Aber wenn Ihnen jemand in Ihrem Hotelzimmer Ihre Brieftasche stiehlt mit einigen Hundertern drin, die Sie sich womöglich extra für den Urlaub aüfgespart haben, dann würden Sie es sicher aufregend genug finden.
    Also hinter diesen Rocky sollte ich mich hermachen. Mister High trug es mir an diesem Morgen auf. Ich nahm mir das Fernschreiben aus Washington mit Rockys genauer Beschreibung und Angabe über seine Gewohnheiten und Vorlieben, das durch Bildfunk übermittelte Fbto von ihm und verdrückte mich damit in mein Zimmer.
    Zuerst studierte ich sein Bild. Er hatte ein ziemlich nichtssagendes Gesicht, war genau zweiunddreißig Jahre alt und trug ein schwarzes Lippenbärtchen. Im Übrigen ein Amerikaner wie tausend andere auch. Ich griff zu dem Fernschreiben aus unserer Zentrale und las es.
    »… Rocky verkehrte nur in den erstklassigen Hotels. Er mietet stets ein Appartement mit Badezimmer…«
    So, so. Ein vornehmer Bursche; Ein Zimmer allein tat es nicht. Es musste gleich ein Appartement mit Bad sein. Ja ja, wenn ihm dieses großspurige Auftreten nur nicht eines Tages eine Staatspension ganz ohne Badezimmer verschaffte.
    Ich setzte mich in meinen Jaguar und zwitscherte los. Da sich Rocky nur in den erstklassigen Hotels aufhalten sollte, war die Suche ziemlich einfach. Ich hatte mir in unserer Fotoabteilung ein besseres Bild von der Aufnahme machen lassen, die uns die Zentrale mit Bildfunk übermittelt hatte. Mit dieser Aufnahme klapperte ich die Hotels ab. Ich legte jedem Pförtner meinen FBI-Ausweis und das Foto gleichzeitig auf den Tisch.
    Bei den meisten Empfangschefs brauchte ich gar nichts dazu zu sagen. Ein Ausweis der Bundespolizei und ein Foto - das sagte ihnen schon genug.
    Ich war im achten Hotel und rechnete schon wieder mit einer ablehnenden Antwort, da sagte der grauhaarige Pförtner: »Yes, Mister G-man, dieser Herr hat bei uns gewohnt.«
    »Sie sind ganz sicher? Ein Irrtum ist ausgeschlossen?«
    »Absolut sicher. Mister G-man.«
    »Wann wohnte er hier? Können Sie mir das ganz genau sagen?«
    »Einen Augenblick, bitte. Ich brauche nur im Gästebuch nachzuschlagen. Hm…« - er fuhr mit dem Zeigefinger die Spalten in einem dicken Buch entlang, dann stockte er - »Jawohl, hier: Mister Brian Marshall, Manager. Angekommen am 14. Des vorigen Monats, wieder abgereist am 26. Er hatte Appartement 22 in der ersten Etage. Ein sehr teures Appartement, Mister G-man…«
    Ich hatte mir seine Angaben genau notiert.
    »Vielen Dank. Ich möchte den Geschäftsführer sprechen.«
    »Dort die Tür mit der Aufschrift ›Office‹, bitte.«
    »Danke.«
    Ich packte das Foto, meine Notizen und meinen Ausweis ein und betrat das Büro der Geschäftsleitung. Eine sehr attraktive Sekretärin schoss auf mich zu: »Bitte sehr, mein Herr, was kann ich für Sie tun?«
    Ich sah mich gelangweilt um. Ich wusste genau, wie alles kommen würde. Und richtig. Als ich sagte, ich wollte den Geschäftsführer sprechen, wurde ihr rosiges Gesichtchen abweisend. Erst musste ich natürlich wieder meinen FBI-Ausweis zücken, bis ich in das Allerheiligste Vordringen durfte.
    Mr. Stoneley, der Geschäftsführer, empfing mich mit Verbeugungen, als wenn ich der Pascha von Hutschi-Putschie wäre.
    Ich kam überhaupt nicht dazu, etwas zu sagen. Er überfiel mich mit einem Schwall von Worten.

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