Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
das?“, schrie Schneider überrascht auf und sprang instinktiv zur Felskante, um sich vor der Schlange in Sicherheit zu bringen. Mit angehaltenem Atem balancierte er kurz auf einem schmalen Felsvorsprung, doch das Geröll unter seinen Füßen gab langsam nach. Panisch stierte er auf David, der die Pistole sinken ließ und einen Schritt auf Schneider zumachte, ihm die Hand entgegenstreckte. Doch in diesem Moment gab der Felsvorsprung nach und Schneider stürzte mit einem lang gezogenen Schrei in die Tiefe. Sein Körper schlug mehrmals auf vorspringenden Felsen auf und verschwand dann in der Meeresbrandung, die gegen die Felsen klatschte.
Auf der Rückfahrt nach Nizza gingen Stein die hasserfüllten Worte von Schneider einfach nicht mehr aus dem Kopf, für die er keine Erklärung fand. „Du wirst noch viel mehr leiden, wie ich gelitten habe. Aber dein Leid wird viel grausamer sein!“
Epilog: Nizza, internationaler Flughafen
David Stein hatte sich einige Tage am Strand von Nizza erholt und sich geweigert, nach Berlin zu kommen, um über George Schneiders Verrat detailliert Auskunft zu geben. Zu tief war noch seine Verstörung und sein Schock über Schneiders Geständnis kurz vor dessen Tod. Schneider hatte Gefühle und Emotionen entwickelt, die es in der grauen Welt der Geheimdienste nicht geben durfte. Schneider war an diesen Gefühlen zerbrochen und David fast auch.
Jetzt saß David in der Abflughalle des Flughafens von Nizza und wartete auf den Aufruf der Maschine nach Istanbul. Auf seinem Smartphone hatte er die Koordinaten und die Wegbeschreibung zu einem mehrstöckigen Apartmenthaus in einem Vorort von Istanbul, die ihm Robyn geschickt hatte. Dort würde er Amir Karsai, den Mörder seiner Frau Jane finden. Erst wenn er Karsai von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde, erst dann würde auch David seine Ruhe finden. Erst dann konnte er mit Sonja ein neues Leben beginnen.
Der Flug nach Istanbul wurde aufgerufen. David holte sein Smartphone hervor und betrachtete das Foto des tristen Apartmentblocks, in dem Amir Karsai hauste. Karsai war Schneiders Marionette gewesen, deshalb würde sich mit Karsais Tod für David nichts ändern, das spürte er. Aus dem Lautsprecher dröhnte eine blecherne weibliche Stimme, die zum zweiten Mal die Maschine nach Istanbul aufrief.
Davids Plan war ganz einfach. Vom Flughafen Istanbul würde er ein Taxi in die Stadt nehmen. Bei seinem Verbindungsmann die nicht registrierte russische Waffe abholen. Dann zu Fuß Karsais Wohnung aufsuchen. An der Tür klingeln. Karsai würde öffnen und David überrascht anstarren. David würde kein Wort sagen, sondern einfach abdrücken und sofort wieder verschwinden. Das war seine Rache. Doch im Grunde war es ein Mord, den David verüben würde und Karsais Familie würde versuchen, diesen Mord zu rächen. Eine Spirale der Gewalt würde in Gang gesetzt werden. Aber Jane und ihr unverwundbares Lächeln würden trotzdem für immer tot bleiben. Daran würde auch der Mord an Amir Karsai nichts ändern. David hörte den letzten Aufruf für den Flug nach Istanbul und stand langsam auf. Er löschte das Foto von Amir Karsais Apartmentblock von seinem Smartphone und ging zum Schalter der Spanair. Dort buchte er den nächsten Flug nach Palma de Mallorca. Er würde sein neues Leben mit Sonja nicht mit einem Mord beginnen.
Plötzlich klingelte sein Handy.
„Sancho kommt langsam wieder zu Kräften und ist nicht mehr so apathisch“, hörte David Stein die helle Stimme von Sonja aus dem Lautsprecher seines Handys. „Er knurrt auch nicht mehr, wenn ich den Futternapf auf den Boden in seine Nähe stelle. Das ist doch ein toller Erfolg, findest du nicht, David?“
„Sehr schön! Du hast alles richtig gemacht, Sonja! Jetzt wird Sancho sicher bald ganz gesund und verliert seine tiefe Scheu vor den Menschen! Wenn du so weitermachst, wirst du ja noch eine richtige Hundeflüsterin!“
„Glaubst du? Wie lange wirst du noch weg sein, David?“ Er hörte das kurze Zögern in Sonjas Stimme, doch dann redete sie munter weiter. „Du kannst ruhig noch länger in Berlin bleiben, mich stört das nicht! Ich habe in der Zwischenzeit die Finca ein wenig wohnlicher gemacht. Du hast doch nichts dagegen, David? Also, wann kommst du?“
„Ich komme noch heute nach Hause, Sonja! Dann bleibe ich für immer“, antwortete David und verspürte ein lange nicht mehr gekanntes Glücksgefühl.
„Das ist ja ganz fantastisch, David!“, rief Sonja außer sich vor Freude.
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