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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Heiligen Vater; der Erlöser selbst hat ihn mit dem weißen Mantel bekleidet, ihm Vollkommenheit verliehen und ihn auf den heiligen Stuhl gesetzt. Dient dem Heiligen Vater, welcher der rechtmäßige Herr ist über den Geist und den Körper, welcher der Herr ist über das Buch und das Zepter und sich im Besitz der Wahrheit befindet. Dient ihm, denn selbst die Könige und Kaiser und die Fürsten dieser Welt dienen ihm.«
    Der Pilger gestikulierte zu seinen Begleitern, und zwei von ihnen gesellten sich zu ihm und dem Propheten. Sie wechselten ein paar Worte, woraufhin die beiden Neuankömmlinge den Propheten an den Armen nahmen, ohne sich von seinem Körpergeruch irritieren zu lassen. Der Prophet schien von der erwiesenen Aufmerksamkeit nur milde bewegt. Seine Botschaft gesprochen, wirkte er leer wie ein ausgetrunkener Ziegenschlauch, der matt in einer Ecke lehnt und darauf wartet, wieder gefüllt zu werden. Der Pilger, der die Rede gehalten hatte, wandte sich dem Propheten zu.
    »Komm mit uns, mein Sohn«, sagte er laut genug, daß die Umstehenden es hören konnten. »Wir werden dafür sorgen, daß sich gute Mönche in der Nähe deiner annehmen. Dein Geist ist verwirrt; du bist ein armes Kind Gottes.« »Ich dachte, er sei ein falscher Prophet«, rief Fulcher plötzlich. Er trat nach vorn und baute sich vor dem Propheten und seinen neuen Freunden auf. »Oder hast du schon vergessen, was du gesagt hast?« Er stemmte die Fäuste in die Hüften und wandte sich an die Menge. »So ist es mit den Päpstlichen. Sie lügen uns so oft an, daß sie selbst schon nicht mehr wissen, was sie wann gesagt haben.« Die Menge antwortete ihm mit vorsichtigem Gelächter. Rasso und Liutfried sahen sich an und gesellten sich dann an Ful-chers Seite.
    Der Pilger reagierte nicht. Seine Aufmerksamkeit galt dem Propheten. »Du wirst hier nicht mehr sprechen«, erklärte er. »Folge uns.«
    »Auf dem Marktplatz darf jeder sprechen«, ließ sich ein Rufer aus der Menge vernehmen.
    »Das ist richtig«, antwortete Fulcher laut. »Ob er nun nach Schafbock stinkt oder nach Weihrauch.«
    Erneutes Gelächter erhob sich. Die drei Pilger rund um den Propheten herum machten verkniffene Gesichter; auch der vierte, der noch in der Menge stand, verzog seine Miene, aber es schien eher aus Besorgnis denn aus Mißmut. Sie hatten sich wohl leichteres Spiel in einer Stadt erwartet, deren Herr ein Bischof war. Statt dessen stellten sich ihnen drei Kaiserliche entgegen, und auch die Menge schien durchaus nicht geneigt, sich auf ihre Seite zu schlagen. Sie konnten jetzt nicht mehr zurück; sie mußten irgend etwas tun. Der Sprecher der Pilger machte eine Kopfbewegung, und seine Begleiter zogen den Propheten mit sich. Dieser folgte schlurfend, ohne sich zu sträuben. Der vierte Pilger versuchte die Menschen auseinanderzuschieben, um einen Durchlaß für seine Freunde zu schaffen, aber Fulcher und seine Kameraden stellten sich ihnen sofort in den Weg.
    »Laß ihn los!« sagte Fulcher mit gefährlich ruhiger Stimme.
    »Er hat ein Recht, dort oben zu stehen«, ließ sich wieder die beifällige Stimme aus der Menge vernehmen – sichtlich kein Freund von Papst Innozenz und seinen Anhängern. Wahrscheinlich nicht einmal ein Kölner Bürger. »Auf dem Marktplatz gelten eigene Gesetze!«
    Der Besitzer des Karrens zu seiner Linken schlenderte an dem Bauern vorbei, um sich ebenfalls zu der Menge zu gesellen und den Aufruhr aus nächster Nähe zu genießen. Der Bauer erkannte eine Chance, suchte zwei faulige Rüben aus seinem Haufen heraus und näherte sich unauffällig dem Nachbarkarren, um sie dort gegen zwei einwandfreie einzutauschen, solange deren Eigentümer nicht darauf achtete. Er schob die zwei frischen Rüben unter sein Hemd, als er plötzlich zwei Bewaffnete auf sich zulaufen sah. Er erstarrte vor Furcht. Ertappt als Dieb; überführt vor den Augen der Menge. Er wußte, daß die zwei mit ihren Spießen und Schwertern und einheitlichen Wämsern Ratsbüttel waren, und er sah sich in ihrem rohen Griff davongezerrt und in ein Verlies geworfen, während eine johlende Menge seinen Karren plünderte; er sah sich, wie er wieder zurück auf den Marktplatz taumelte, der jetzt ein Richtplatz war und wo der Scharfrichter mit seinen Knechten auf ihn wartete, um ihm das rechte Ohr mit einem glühenden Messer abzuschneiden. Das ist die Strafe ßir einen Dieb. Das ist die Strafe fur deine Blasphemie. Maria hat mich nicht erhört. Er stöhnte vor Angst und verlor die geraubten

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