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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Feinde. Er wußte, daß er in all den Jahren, die ihm noch blieben, niemanden mehr finden würde, der diesen Leuten gleichkäme.
    Und niemals, niemals wieder würde er eine Chemikalie wie Trialin entdecken. Trialin … die Wunderchemikalie … und ein Knäuel von Widersprüchen. War es ein lebloses Atomarrangement aus C, H und N, oder war es etwas Lebendiges, bösartig und gutartig zugleich? Es verwandelte alles, was es berührte: Die Lebenden. Die Toten. Nicht einmal Computer waren sicher. Von all denen, die es beeinflußt hatte, würde Mukerjee es wahrscheinlich am besten verstehen, denn es enthielt den gesamten Kanon der indischen Götter. Es war Schiwa, der Zerstörer, denn es hatte Viturate getötet und in gewisser Weise auch Uriah. Zweifellos hatte es auch Seranes Gruppe vernichtet. Zugleich aber war es Wischnu, der Be wahr er, denn es hatte Kussman gerettet – sogar gegen seinen Willen –, es hatte Abrams gerettet und Tausende von Menschen in Indien, und in den nächsten Jahren würde es nicht aufhören, Leben zu retten. Schließlich war es Brahma, der Schöpfer, denn es war unmittelbar verantwortlich für die seltsame Computer-Reinkarnation Billys in jener Nacht des neunzehnten Mai.
    Er dachte an die Zukunft der Firma. In ihrer langen Geschichte hatte sie Schlimmeres als Kussman überlebt. Kussman war höchstens ein Mückenstich. Und welches Schicksal erwartete den Labordirektor? Paul verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Kussmans Loyalität und Ergebenheit würden vermutlich Früchte tragen, und der Mann würde schließlich in die höchsten Etagen des Unternehmens aufsteigen. Pinkster und Humbert würde er wahrscheinlich mitnehmen, und Oldham würde man die Leitung des Labors übertragen. (Und den Namen des Labors würde man vielleicht in „Kussman-Laboratorium“ abändern.)
    Wie sollte es anders sein? Aber im Grunde war es nicht wichtig. Er wünschte ihnen alles Gute.
    Aber für ihn war es Zeit zu gehen.
    Er fuhr zur Rhoda Street, um das Apartment abzuschließen, seine Reisetasche zu packen und Mary anzurufen. Merkwürdig – es war fast, als habe sie ihn erwartet. „Ich habe von Evelyn alles erfahren“, erklärte sie. „Paul, es tut mit so leid.“
    „Du hast mit Evelyn gesprochen? Ich habe kein Telephon im Loch, aber sie soll Anrufe für mich im alten Büro entgegennehmen. Sie hätte mir sagen müssen, daß du angerufen hast.“
    „Ich habe sie gebeten, dich nicht damit zu belästigen. Ich weiß, daß du Probleme hast.“ Sie klang defensiv. Es mußte um etwas Wichtiges gehen.
    „Aber jetzt reden wir miteinander, und ich wüßte gern, weshalb du angerufen hast.“
    „Es ist nichts.“
    Es ist nichts, wiederholte er bei sich. „Du bist schwanger.“ Dieser Nachmittag am C&O-Kanal. Wieder ein Punkt für Trialin.
    „Aber ich habe Resorbinpillen hier“, sagte sie rasch. „Drei Tage … kein Problem.“
    Sie ist cool. Er runzelte die Stirn. „Aber du hast noch nicht angefangen?“
    „Nein. Ich dachte, ich sollte zuerst mit dir reden.“
    Er wußte nicht sofort, was er sagen sollte. Er kannte die Statistiken. Eine beträchtliche und noch immer wachsende Zahl von emanzipierten Frauen des einundzwanzigsten Jahrhunderts zog es vor, ihre Kinder mit Hilfe der Samenbank der Genetikbehörde zu bekommen. So konnten sie (unterstützt natürlich durch den Computer) sich detailliert aussuchen, was sie haben wollten. Einen IQ, der den eigenen um maximal zehn Punkte übertraf. Einen potentiellen Wissenschaftler. Einen potentiellen Musiker. Einen potentiellen Künstler. Einen potentiellen Athleten. Beinahe garantierte Zugehörigkeit zu den oberen zehn Prozent auf der Elementarschule und mit Bundesmitteln finanzierte College-Stipendien. Nach Angaben der Behörde würde man in hundert Jahren überhaupt keine Männer mehr brauchen, abgesehen von einer kleinen Schar Auserwählter, die als Samenspender dienen müßten.
    Wie dachte Mary über diese Dinge?
    Er konnte es nicht sicher wissen. (Weibliche Gedankengänge waren letztlich nie zu ergründen.) Aber sie hatte ihn angerufen.
    „Hör zu“, sagte er. „Ich komme sofort zu dir. Bis dahin kannst du die verfluchten Pillen durchs WC spülen.“
    Plötzlich fiel ihm ein, daß er weder einen Job noch irgendwelche Angebote hatte und daß die Vorstellung, mit einer Frau für immer zusammenzuleben, in mancher Hinsicht beunruhigend war. Und vielleicht wollte sie ihn auch gar nicht. Aber er war entschlossen, sie zu fragen. Natürlich konnte sie ablehnen. Tatsächlich

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