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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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wäre es nur logisch, wenn sie es täte. Vielleicht würde sie ihn sogar auslachen. Vielleicht aber auch nicht. Im Grunde war überhaupt nicht vorauszusehen, was sie tun würde.
    Er pfiff die Ouvertüre von Song, während er mit seiner Reisetasche zum Parkplatz hinunterging.
     
     
    Unterwegs mußte er wieder an jenen Nachmittag am Kanal denken, an das verfallene Steinhaus, an das verwaschene Schild am Eingang und an den Ozongeruch. Mehrmals hatte er bereits versucht, die Schrift auf der Tafel in Gedanken zu entziffern, aber es war ihm nie ganz gelungen.
     
    Gef
    KeinZ
    No
    US-Beh
     
    Gab es da vielleicht einen Grund zur Besorgnis? Sollte er die Parkverwaltung anrufen? Nein, das wäre albern. Sie würden höflich mit ihm reden, aber insgeheim würden sie ihn für verrückt halten.
    Er spielte mit den Wortfetzen wie mit einem schwierigen Kreuzworträtsel oder einem Sam-Lloyd-Matt-in-drei-Zügen.
    Was wäre die schlimmste Möglichkeit? Bedeutete „No–“ vielleicht … Novarella?
    Vor seinen Augen nahm das Schild Gestalt an, Buchstabe um Buchstabe.
     
    Gef
    Kein Zutritt
    Novarella
    US-Behörde
     
    Er schluckte heftig und begann zu schwitzen.
     
    Gefahr
    Kein Zutritt
    Novarella-Todesfall
    US-Behörde für Seuchenbekämpfung
     
    Das erklärte auch den Ozongeruch, der das Gebäude umgeben hatte. Es war der Überrest eines Kraftfeldes, das durch das Unwetter ausgeschaltet worden war.
    Und was nun?
    Er parkte am Straßenrand und begann nachzudenken. War Mukerjee aus Kalkutta zurück? Er zog das Sprechgerät aus dem Armaturenbrett und wählte die Nummer des Nationalen Gesundheitsinstituts in Washington. Zu seiner unaussprechlichen Erleichterung war der Biologe im Hause.
    „Paul! Wie schön, von Ihnen zu hören!“
    Paul schilderte ihm in knappen Worten die Situation.
    Mukerjee war zurückhaltend. Er stellte einige Fragen. „Wie lange liegt das zurück? Glauben Sie, daß Mary schwanger ist?“ Es klang, als atmete er schwer. „Ja, es gab dort einen Novarella-Toten. Ein Tramp – nicht identifiziert. Wir haben empfohlen, das Gebäude zu zerstören und das Gelände zu sterilisieren. Das Kraftfeld war nur eine vorläufige Maßnahme.“
    „Noch etwas sollte ich wohl erwähnen“, fügte Paul hinzu. „Wir haben in dem Haus Sandwiches gegessen und Tee getrunken, und im Tee haben wir beide eine Fünfzig-Milligramm-Dosis cis -Trialin zu uns genommen. Es war von Seranes Patentüberschneidung übriggeblieben. Weil wir weder Milch noch Sahne hatten, haben wir versucht, die Purine und Tannine damit zu binden.“
    „Trialin – im Tee!“ Mukerjee brauchte eine Weile, um seine Verblüffung zu überwinden. „Fünfzig Milligramm, wenige Minuten nach dem Kontakt! Das ist das Doppelte von dem, was wir in Indien verabreicht haben. Zwei Millionen Impfungen, und wir haben nicht einen einzigen Patienten verloren. Ah, Paul, alter Freund, sie haben nicht das geringste zu befürchten. Was Sie getan haben, war goldrichtig. Sie müssen einen guten Schutzengel haben.“
    Paul dachte einen Moment lang darüber nach. „Was ist mit Mary?“
    „Auch ihr wird nichts passieren.“
    „Und dem Baby?“
    „Absolut keine Gefahr. Erinnern Sie sich an unser Experiment?“
    „Natürlich. Es gibt also nichts, was wir vielleicht tun sollten? Sollen wir uns nicht in der Klinik untersuchen lassen?“
    „Nein. Die würden Sie dort wahrscheinlich erst krank machen.“
    „Soll ich Mary davon erzählen?“
    „Das würde ich nicht empfehlen. Es könnte sie aufregen. Dann bestünde die Möglichkeit einer Fehlgeburt. Wer weiß?“
    „Danke, Razmic.“
    „Es ist mir immer ein Vergnügen, mit Ihnen zu reden, Paul.“
    „Wie geht’s Lilith?“
    „Prima. Sie hat viele Freunde hier.“
    Sie beendeten das Gespräch.
    Erst jetzt bemerkte er, daß er naßgeschwitzt war.

 
26
Ein Anfang
     
     
     
    Mary bewohnte ein fensterloses Aufklapp-Apartment im Penthouse Panorama im oberen Teil von Manhattan. Trotz der winzigen Abmessungen der Wohnung verschlang die Miete fast ein Drittel ihres Monatsgehaltes. Wegen des Platzmangels ließ sich fast alles, was nicht benötigt wurde, in die Wand klappen. Das kombinierte Wasch- und Spülbecken aus Edelstahl klappte herunter, wenn sie sich die Hände waschen, die Zähne putzen oder Geschirr spülen wollte. Die elektrische Herdplatte ließ sich von der „Küchenwand“ herunterklappen, ebenso auch der Fünfzig-Liter-Kühlschrank. Nur das Bad war von solchen raumsparenden Vorrichtungen verschont, aber nur deshalb,

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