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Der kleine Koenig von Bombay

Der kleine Koenig von Bombay

Titel: Der kleine Koenig von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chandrahas Choudhury
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Bänder befestigt, die sacht schwangen wie die Luftwurzeln des Banyan-Baums vor dem Noor. Livrierte Diener gingen mit Tabletts umher und boten Pistazien, pinkfarbene und grüne Erfrischungsgetränkeund auf Zahnstocher gespießte Kebapstückchen an. Wer waren wohl all die Menschen, die sich auf dem Teppich drängten? Arzee kannte keinen Einzigen von ihnen, doch ihre Vogelgesichter und Hakennasen ließen darauf schließen, dass sie alle Parsen waren. Die Geschenke, die sie mitgebracht hatten, waren auf einem Tisch an der Seite aufgetürmt, und unter diesen Tisch stellte Arzee jetzt seinen Koffer, damit er ihn im Auge behalten konnte. Dann blieb sein Blick an der spindeldürren Gestalt Abjanis hängen, der, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, allein in einer Ecke stand und nervös eine Zigarette rauchte. Arzee grinste. Eine so hell erleuchtete Umgebung war Abjani nicht gewohnt! Er nahm sich vor, Abjani ein bisschen zu schelten und zu piesacken, aber erst wollte er schauen, was Phiroz für das Buffet bestellt hatte. Auf dem Weg dorthin sah Arzee die Mitglieder der Blaskapelle durch eine seitliche Öffnung im Zelt hereinschlüpfen, in rotgoldener Uniform, passend zur Umgebung. Die Musiker stellten sich auf, nickten einander zu und begannen zu spielen. Arzee beobachtete sie ein paar Minuten lang, die Hände hinterm Rücken verschränkt, und drehte sich dann zum Buffet um. In diesem Moment sah er, wie Phiroz sich aus einer Gruppe löste, ohne Schnauzbart und sehr elegant in einem altmodischen grauen Anzug.
    »Was für ein Spektakel!«, rief Arzee und klatschte in die Hände, während er auf den alten Filmvorführer zuging. »Und was für ein Anzug! Man könnte meinen,
du
würdest heiraten!«
    »In diesem Anzug habe ich auch geheiratet, vor fünfunddreißig Jahren«, gab Phiroz zu. »Ich musste nur die Hose abändern lassen.«
    »An deiner Kleidung stimmt nur eins nicht, Phirozbhai, und das ist deine Krawatte.«
    »Was stimmt denn daran nicht?« Phiroz lugte auf seine Brust hinunter. »Habe ich sie verkehrt herum an?«
    »Du hättest sie nicht mit so einem simplen Knoten binden sollen. Das ist die Sorte Krawattenknoten, die Schuljungen binden, weil es dazu nur vier Schritte braucht. Du hättest einen richtigen machen sollen. Aber das ist schon recht.«
    »Nein – binde mir einen, wenn du weißt, wie das geht.«
    »Also gut – beug dich ein Stückchen vor, dann mache ich es, ohne dass du sie abnehmen musst. Ein gutes Parfum, Phiroz.«
    »Ich habe dich noch nie mit Schlips gesehen – woher weißt du so viel über Krawattenknoten?«, fragte Phiroz. »Mach schnell, sonst komm ich nicht mehr hoch.«
    »Woher ich so viel über Krawattenknoten weiß? Ha! Auch ich habe Träume, Phirozbhai. Schließlich werde auch ich eines Tages bei meiner Hochzeit eine Krawatte tragen müssen. Aber sag mir mal eins, Phirozbhai: Was hat dich das alles gekostet?«
    »Nicht gerade wenig«, sagte Phiroz und schnalzte beim Gedanken an seine Ausgaben mit der Zunge.
    »Ungefähr?«
    »Mach schnell«, sagte Phiroz. »Ich muss mich noch um tausend Sachen kümmern.«
    »Okay, okay. Wo sind denn Shireen und ihr Mann?«
    »Sie sind unterwegs. Diese jungen Leute brauchen ewig, bis sie so weit sind. Alles ist heute verspätet. Bist du fertig?«
    »Noch einen kleinen Moment, Phirozbhai. Sagst du nicht immer, was man macht, soll man richtig machen? Ich frage deshalb, wo sie sind, weil ich etwas in Eile bin, denn –«
    Aus Arzees Tasche stieg ein lauter werdendes Piepsen auf. Phiroz schaute sich verwirrt um. Rasch und geschickt führte Arzee das breite Ende der Krawatte durch den Knoten, zogdann eilig sein Handy aus der Tasche und schaltete die Weckfunktion aus, die er sicherheitshalber eingeschaltet hatte.
    »Ich muss nämlich auf den Zug, und der fährt in vierzig Minuten in der Bombay Central Station ab!«, schloss er.
    »Auf den Zug? Wo willst du denn hin?« Phiroz richtete sich auf und lugte auf seinen Krawattenknoten hinunter.
    »Das ist eine lange Geschichte, Phirozbhai, eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir, wenn ich wieder zurück bin. Und es gibt noch viel mehr zu erzählen. Sieht die Krawatte so nicht viel besser aus?«
    »Bestimmt«, sagte Phiroz. »Hast du deine Mutter und deinen Bruder nicht mitgebracht?«
    »Sie stehen da drüben, Phirozbhai – da in der Ecke.«
    »Sie essen ja gar nichts. Ich gehe rüber und rede mit ihnen«, sagte Phiroz.
    »Dann solltest du dich aber vorstellen, Phirozbhai – ich glaube nicht, dass meine Mutter

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