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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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PROLOG
VERGESSENHEIT
    Der mächtige Lastwagen bewegte sich schwerfällig durch die stürmische Nacht. Seine Scheinwerfer warfen nur einen dünnen Lichtstrahl in die Finsternis.
    »Wir sind vom Weg abgekommen«, murmelte Corporal Larry Kleinhurst, während er angestrengt versuchte, etwas durch die Windschutzscheibe des Tankwagens zu erkennen.
    »Wir folgen der Landkarte, Corporal«, sagte Captain Frank Hall, der am Steuer saß. Hall spielte immer noch mit den Lichtschaltern in der Hoffnung, endlich das Fernlicht zu finden, das die Straße vor ihnen besser beleuchten würde.
    Aber der Sturm gab nicht nach, verstärkte sich sogar mit jedem Kilometer, den sie tiefer nach Pennsylvania hineinfuhren.
    Ein dumpfer Schlag auf der mit Schlaglöchern übersäten, unbefestigten Fahrbahn warf Hall und Kleinhurst aus ihren Sitzen. Kaum saßen sie wieder, schleuderte ein noch kräftigerer Stoß den Sattelschlepper nach links. Das scharfe Gegenlenken, mit dem Hall den Stoß ausglich, preßte ihm das Blut aus den Händen.
    »Captain …«
    »Es ist der vorgeschriebene Weg, Corporal.«
    Kleinhurst legte die Landkarte zwischen sie. »Nicht, wenn ich nach dieser Karte gehe. Bei allem Respekt, Sir, ich finde, wir sollten umkehren.«
    Hall bedachte ihn mit einem herablassenden Blick. »Es ist Ihre erste Red Dog-Fahrt, stimmt's?«
    »Ja, Sir, so ist es.«
    »Wer eine Ladung wie die unsere transportiert, der kehrt nicht um, egal was passiert. Wer uns ruft, der will das Zeug für immer los sein.«
    Kleinhurst warf einen raschen Blick auf das Funkgerät. »Wir könnten die Zentrale benachrichtigen.«
    »Funkstille, Soldat. Die werden von uns keinen Pieps hören, bis wir dort angekommen sind, wo wir hinsollen.«
    Kleinhurst beobachtete die Scheibenwischer, die den Regen auf der Windschutzscheibe für Sekundenbruchteile wegschoben, nur um neuen Wassermassen Platz zu machen. »Auch nicht im Notfall?«
    »Jetzt passen Sie mal auf. Das Zeug, das wir geladen haben, existiert gar nicht. Das bedeutet, wir existieren nicht. Und das wiederum bedeutet, daß wir mit niemandem reden. Kapiert?«
    »Ja, Sir.« Kleinhurst seufzte.
    »Gut«, sagte Hall. »Das einzige, worauf wir hoffen können, ist, einen Unterschlupf zu finden. Aber hier …« Er brach den Satz mit einem Seitenblick auf die Landkarte ab.
    Plötzlich lehnte sich Kleinhurst vor und sah angestrengt durch die Windschutzscheibe. »Um Gottes willen, da vorne, rechts!«
    »Was?«
    »Ja, sehen Sie es denn nicht?«
    »Verdammt noch mal, ich sehe gar nichts, Corporal.«
    »Um Himmels willen, fahren Sie langsam!«
    Hall trat auf die Bremse, die Reifen des Sattelschleppers blockierten, und der Tankwagen schlingerte quer über die Fahrbahn. Er versuchte gegenzulenken, aber durch die Wucht des außer Kontrolle geratenen Anhängers rutschte ihm das Lenkrad Millimeter für Millimeter aus der Hand. Der Lastzug geriet außer Kontrolle und trieb sie mitten hinein in die Finsternis.
    »Da!« schrie Kleinhurst.
    »Was um Himmels willen …«, krächzte Hall, immer noch bemüht, das Lenkrad zu halten, als sich im Sturm ein riesiger Schlund öffnete und der Sattelschlepper hilflos darauf zuraste.

ALTE HASEN
    Sechs Monate später
1.
    »So. Weiter geht's nicht«, sagte der Sheriff und hielt den klapprigen Streifenwagen an der Stelle, wo die unbefestigte Straße endete. »Und ich bin nur deshalb bis hierher gefahren, weil Sie mit ihm befreundet sind.«
    Blaine McCracken bedankte sich mit einem Kopfnicken und begann sich aus dem Wagen zu hieven. Er tat es langsam, denn die lange Fahrt hatte seiner verletzten Hüfte zugesetzt. Er musterte die üppige Vegetation und das dunkle Gewässer direkt vor ihm.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Das schaff ich schon.«
    »Vergessen Sie nicht Ihre Tasche«, erinnerte ihn der Sheriff und schob sie auf dem Rücksitz zur Wagentür.
    Er war ein mürrischer Mann, dessen Gesicht mit Narben und Falten verunstaltet war. Sein breiter Südstaatenakzent befremdete Blaine, der Florida eigentlich nicht zum tiefen Süden zählte. Andererseits kannte er sich in diesem Teil des Staates nicht aus.
    Blaine war nach Miami geflogen und mit einem Taxi nach Flamingo im Südwesten gekommen. Dort hatte ihm der Sheriff angeboten, ihn nach Condor Key zu fahren, einer sumpfigen Halbinsel, die aus der nördlichen Spitze der Everglades herausragte. Das einzige Verkehrsschild, das er während der Strecke entdeckt hatte, war verblaßt und von Rost übersät.
    Blaine griff mit seinem gesunden Arm in den

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