Der kleine Wassermann
du bleibst hängen!", konnte der Wassermannvater gerade noch rufen; da sah er auch schon, wie der Junge kopfüber im Dickicht der Stängel und Blättchen verschwand.
„Wirst du hierbleiben!", rief ihm der Vater nach und versuchte den Ausreißer bei den Füßen zu packen. Aber der Junge war schneller als er und der Wassermannvater behielt nur den linken Stiefel von ihm in der Hand.
Es rauschte und plätscherte noch eine Weile im Dickicht, dann wurde es still. Von irgendwoher aus dem Schlingpflanzenwald rief der kleine Wassermann piepsend: „Wo bin ich?"
Da beschwerte der Wassermannvater den leeren Stiefel mit einem Stein, damit er ihm nicht davonschwimmen konnte, und machte sich wohl oder übel auf, den Jungen zu suchen.
Der Karpfen Cyprinus
Die beiden Wassermänner spielten so lange miteinander im Schlingpflanzendickicht Verstecken, bis der Junge krebsrot im Gesicht war und kaum noch japsen konnte. Da meinte der Wassermannvater: „Jetzt wollen wir wieder aufhören, weil du dich sonst überanstrengst und weil uns die Mutter dann ausschimpft, wenn wir nach Hause kommen." Aber der kleine Wassermann bettelte: „Nur noch ein einziges Mal!"
„Also gut, dann noch einmal zum Abgewöhnen", sagte der Wassermannvater und fügte hinzu: „Aber ein zweites Mal kriegst du mich nicht mehr herum, dann ist endgültig Feierabend für heute!"
Der kleine Wassermann wollte es diesmal dem Vater besonders schwer machen, ihn zu finden. Er wühlte sich deshalb so tief in die Tausendblattstängel und Wasserfedern hinein, wie er nur konnte. Aber auf einmal bemerkte er voller Entsetzen, dass er gefangen war. Die Schlingpflanzen ließen ihn nicht wieder los!
Er versuchte sich freizustrampeln, aber das half nichts. Im Gegenteil, er verfilzte sich nur noch mehr in den grünen Knäuel! Da wurde dem kleinen Wassermann angst und bange und flehentlich rief er um Hilfe.
„Ja, zapple nur!", gab ihm der Vater darauf zur Antwort.
„Ich denke gar nicht daran, dir herauszuhelfen! Das müsste mir einfallen! Hilf dir gefälligst selber heraus, ich lasse dich einfach stecken!"
Aber das meinte der Was s ermannvater nicht ernst. Nie im Leben hätte er seinen kleinen Wassermann stecken lassen! Er dachte sich nur: Mag er ruhig ein Weilchen strampeln, der Lauser, das kann ihm nur guttun! Da wird er ein andermal wenigstens nicht mehr so vorwitzig sein! Und zuletzt, als er sah, dass der Junge es wirklich nicht selber schaffte, nahm er ihn kurzerhand beim Schlafittchen und ruckte ein paarmal - und schwuppdich!, schon war ihm geholfen.
Der kleine Wassermann hatte sich rechtschaffen abgestrampelt, er musste sich erst einmal hinsetzen.
Uff, war er müde! Er stützte den Kopf in die Hände und keuchte. Die Quaste der roten Zipfelmütze baumelte ihm ins Gesicht.
Der Wassermannvater betrachtete ihn eine Zeit lang, wie er so dasaß und nach Atem schnappte. Dann sagte er vorwurfsvoll: „Siehst du, das hast du davon, dass du noch nicht aufhören wolltest! Ich hätte mich nie darauf einlassen dürfen! Wie soll ich dich denn jetzt nach Hause bringen? Du kannst dich ja nicht einmal mehr auf den Beinen halten, viel weniger schwimmen!"
„Ach, lass mich nur", sagte der kleine Wassermann mühsam. „Ich muss nur ein Weilchen verschnaufen, dann geht es schon wieder ..."
Aber der Wassermannvater glaubte nicht recht daran; wer weiß, wie beschwerlich der Heimweg für ihn und den Jungen geworden wäre, wenn ihnen das Glück nicht den Karpfen Cyprinus zu Hilfe geschickt hätte!
Ahnungslos kam er dahergeschwommen, der Karpfen Cyprinus. Er war schon ein alter Herr, hatte Moos auf dem Rücken und liebte es, während des Schwimmens stillvergnügt vor sich hin zu blubbern. Jedes Mal, wenn er blubberte, stieg eine Luftblase aus seinem runden Karpfenmaul auf; dann verdrehte Cyprinus die Augen und schaute ihr nach. Er bemerkte den Wassermann erst, als er fast mit der Nase an seine Schulter gestoßen wäre.
„Nanu!", rief Cyprinus erstaunt und wackelte mit den Flossen. „Was ist denn mit euch los? Mir scheint, da kann jemand nicht weiter ..."
„Ach, sieh mal, der Karpfen Cyprinus!", sagte der Wassermannvater. Er zeigte auf seinen Jungen und meinte bekümmert: „Zu müde zum Heimschwimmen. Wenn ich bloß wüsste, wie ich ihn wieder nach Hause bringe!"
Da machte der Karpfen Cyprinus versonnen: „Blubb -blubb", und dann ließ er den Wassermannvater erzählen. Er hörte ihm aufmerksam zu, bis er fertig war.
„Hm", meinte er schließlich, „da bin ich wohl eben zur
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