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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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zu stillen. »Und was haben sie gemacht? Erklär ihnen, dass ich einen teuren Feldzug führen musste, um ihre verdammte Rebellion niederzuschlagen. Ich habe gute Männer verloren,
sie
haben gute Männer verloren. Ich werde meinen Schildarm tagelang nicht nutzen können, und dafür werden sie Steuern abdrücken, bis ihnen das Hirn wehtut – vorausgesetzt, sie haben überhaupt eins und ich quetsche es ihnen nicht vorher raus. Sag ihnen das! Sag ihnen, Arthur ist
tot!
«
    Beim Klang des Namens hoben die knienden Gefangenen wie auf Kommando den Kopf, und der Ruf
»Bywyd hir Arthur«
lief durch die Reihe.
    »Arthur lebe ewig«, erklärte der Übersetzer hilfreich.
    Henry Plantagenet atmete heftig aus. »Das hab ich verstanden.« Er hob seinen verwundeten Arm. »Der Hundsfott, dem ich das hier zu verdanken habe, hat es geschrien. Alle schreien es. Sag ihnen, Arthur ist tot! Ich bin genauso stolz auf ihn wie jeder andere auch, aber er hat vor rund siebenhundert Jahren gelebt und … Da seid Ihr ja, Bischof, und wer zum Teufel ist das denn?«
    Die Frau war mit ihrem Begleiter ins Zelt getreten.
    Rowley, der Bischof von St. Albans, nahm seinen Helm und die Kappe darunter ab und rieb sich den Nasenrücken, der vom Nasenschutz wund gescheuert war. »Ich glaube, sie stammt aus dem Dorf weiter hinten im Tal, Mylord. Sie ist zwischen den Toten herumgelaufen, auf der Suche nach ihrem Sohn, denke ich.«
    »Offenbar hat sie ihn gefunden«, sagte Henry – die Frau hatte sich nämlich mit einem Schrei auf einen der Gefangenen gestürzt und ihn vor Freude umgerissen. »Ja, das ist seine Mutter, keine Frage …« Denn jetzt hatte die Frau begonnen, dem Gefangenen kräftige Ohrfeigen zu verpassen. »Ihr mögt sie doch für gewöhnlich dünner und jünger.«
    Der Bischof überging die Anzüglichkeit. »Mylord, einer von unseren Männern da unten spricht ein bisschen Walisisch, und er denkt anscheinend, dass sie uns etwas Wichtiges zu sagen hat, womit sie ihren Sohn freikaufen will.«
    »Was zum Teufel kann denn so eine Frau … Ach, was soll’s. Fulk, bring die anderen raus, alle, bis auf den da und die Frau! Und schick diesen Pillenpfuscher rauf, der sich Arzt nennt!«
    Fulk winkte zwei seiner Männer herbei, die anfingen, die Gefangenen mit Fußtritten zum Aufstehen zu bewegen. »Wollt Ihr, dass ich sie aufhänge, Mylord?«
    »Nein, Fulk. Das will ich nicht«, erwiderte Henry müde. »Ich will sie in Dienst nehmen. Sie sollen meinen Bogenschützen das eine oder andere beibringen, und das können sie nicht, wenn sie am Strick baumeln.«
    Als die Gefangenen hinausgeführt wurden, wandte der König sich zu Rowley um und deutete auf einen ungewöhnlich langen Bogen, der in einer Ecke lehnte. »Wie machen die das nur? Ich hab’s versucht und konnte das verdammte Ding kaum spannen, aber diese hutzeligen kleinen Sauhunde ziehen so locker an der Sehne wie an einem Pumpenschwengel.«
    »Das ist eine Fertigkeit, die wir lernen müssen, zweifellos«, sagte Rowley. Er machte sich daran, seine Beinlinge abzunehmen.
    »Und die Durchschlagskraft … Ein Pfeil hat mich knapp verfehlt und einen Baum getroffen. Ich hab ihn später rausgezogen. Er steckte neun Zoll tief. Ich schwöre, neun Zoll tief in hartem Eichenholz. Wenn der Wind nicht gewesen wäre …«
    »Der hat mich auch gerettet. Der Wind hat den, der mir galt, abgelenkt und ihm die meiste Kraft genommen.« Der Bischof blickte übellaunig auf seine Wade. »Ist trotzdem noch reingegangen, und, beim Henker, er hat ein paar Kettenglieder mit reingedrückt.«
    »Dann muss das ausgebrannt werden«, sagte der König sichtlich amüsiert. »Und jetzt, mein guter Owain, worüber jammern die beiden?«
    Der Übersetzer, ein älterer Mann aus dem walisischen Grenzgebiet, der die Gabe besaß, sich nahezu unsichtbar zu machen, hatte das Gespräch zwischen Mutter und Sohn im Zelteingang verfolgt, das größtenteils von der Mutter bestritten wurde. »Interessant, Mylord. Sie bedrängt ihn, Euch von Arthur zu erzählen. Irgendwas mit Glastonbury und einer Vision.«
    »Arthur?« Der König, der auf einen Hocker gesunken war, richtete sich auf.
    »Soweit ich das verstehe, Mylord, ist der Sohn eigentlich kein Soldat. Er war vor langer Zeit bei den frommen Männern in Glastonbury, und sie will, dass er Euch etwas erzählt, was dort geschehen ist, eine Vision, ein Begräbnis, ich hab es nicht ganz …«
    »Glastonbury? Dann spricht er Englisch?«
    »Das sollte man meinen, Mylord, aber er ist

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