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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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genauso loyal wie Malgorzata. Ich kann es nicht riskieren.
    “Kann ich Sie ein Stück mitnehmen?”, fragt er und holt mich abrupt aus meinen Gedanken. Ich sehe ihn verwundert an. Seine Miene zeigt keine Regung, doch in seinen Augen ist ein Funkeln auszumachen, so als wüsste er, was geschehen ist, und als habe er Verständnis dafür.
    Dann ist Stanislaw vielleicht wirklich auf unserer Seite. Oder lockt er mich in eine Falle und liefert mich an die Gestapo aus? Es ändert nichts daran, dass ich zu Krysia zurück muss. Zu Fuß benötige ich Stunden, doch so viel Zeit bleibt mir nicht mehr. Ich muss das Risiko eingehen. “Ja, bitte, Stanislaw. Zu Krysias Haus, und das bitte so schnell wie möglich.”
    Er nickt und lässt mich einsteigen, dann schließt er die Tür hinter mir und setzt sich ans Steuer. Die Sirenen sind inzwischen unerträglich laut, die Polizeifahrzeuge müssen sich jetzt direkt über uns auf der Brücke befinden. Stanislaw gibt Gas und rast los. Fast wie ein Verrückter durchquert er die Stadt, hält an keiner Kreuzung an und biegt mit so hoher Geschwindigkeit in Seitenstraßen ein, dass ich fürchte, der Wagen könnte umkippen. Während ich mich am Beifahrersitz festklammere, mache ich mir Sorgen, er könnte mit seinem Fahrstil Aufmerksamkeit erregen. Ich fürchte, die Polizei könnte uns anhalten, doch dann wird mir bewusst, dass ich im Wagen eines hochrangigen Nazi-Offiziers sitze. Niemand würde sich trauen, uns anzuhalten.
    Ich lehne mich auf der Sitzbank zurück und fühle mich auf einmal von den jüngsten Ereignissen überwältigt. Vor mir sehe ich das Gesicht des Kommandanten. Denk nicht nach, ermahne ich mich, doch es ist zu spät. Plötzlich stehe ich wieder auf der Brücke, vor mir ist der Kommandant, er hält seine Waffe auf mich gerichtet und schaut mich mit gequälter Miene an. In seinen Augen stand eine solche Verzweiflung geschrieben. Die Wahrheit über mich zu erfahren war für ihn so, als würde er Margot noch einmal verlieren. Er ertrug es nicht, diesen Schmerz ein zweites Mal zu erleiden.
    Im Geiste höre ich die Schüsse und zucke zusammen, so als wären sie real. Wäre er wirklich dazu fähig gewesen, mich zu erschießen? Ich möchte gern glauben, dass er es nicht gekonnt hätte. Doch er hat Margot auch geliebt – wie soll ich also Gewissheit haben, was geschehen wäre, hätte Marta nicht eingegriffen?
    Marta. Ich hätte sie nicht zurücklassen dürfen, denke ich schuldbewusst. Sie hat mir das Leben gerettet, aber ich habe sie dem Tod überlassen. Andererseits stimmt es, was sie zu mir sagte: Es geht ums Überleben. Ich musste fortgehen, weil ich es konnte.
    Meine Gedanken kehren zu meiner aktuellen Situation zurück. Es ist nur eine Frage von Minuten, bis die Gestapo sieht, was dem Kommandanten widerfahren ist. Dann beginnen die Ermittlungen, und man findet zweifellos heraus, dass ich eine Affäre mit ihm hatte. Ich muss Kraków so schnell wie möglich verlassen. Sekundenlang überlege ich, ob ich mich direkt auf den Weg nach Czernichów machen und nach Jakub suchen soll, ohne mich erst noch von Krysia zu verabschieden. Aber ich muss noch einmal zu ihr gehen, ich muss meine Kleidung und den Proviant holen und ihr berichten, was geschehen ist.
    Ich sehe aus dem Seitenfenster. Wir haben fast den Kreisverkehr erreicht, von dem man zu Krysias Haus gelangt. Ich beuge mich vor. “Stanislaw, würden Sie bitte hier anhalten?” Er stoppt den Wagen und sieht verwirrt nach hinten. “Das Motorengeräusch würde mitten in der Nacht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Lassen Sie mich hier aussteigen.” Er nickt und dreht sich um, weil er aussteigen will, um mir aus dem Wagen zu helfen. “Nein, das geht schon”, sage ich schnell. “Das schaffe ich auch allein.”
    Er will mir widersprechen, und mir wird bewusst, dass er sich nach allem, was heute Nacht geschehen ist, lediglich daran stört, nicht seinen gewohnten Aufgaben als Chauffeur nachkommen zu dürfen. Dann jedoch ändert sich sein Gesichtsausdruck, und er erwidert: “Wie Sie wünschen.”
    “Danke.” Ich öffne die Tür, drehe mich aber noch einmal zu ihm um. “Hören Sie, nach heute Nacht wird man Fragen stellen. Es ist für Sie hier vielleicht nicht mehr sicher.”
    Doch er schüttelt den Kopf und sieht mich entschlossen an. “Keine Sorge, ich werde schon damit fertig.”
    Er wäre sicher ein guter Widerstandskämpfer gewesen, überlege ich. Doch dann fällt mir Aleks Bemerkung ein, in der Burg seien noch andere Spione für

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