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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Erstes Kapitel.
    Zur damaligen Zeit war es nicht Sitte, daß sich gewöhnliche Leute an den Tisch von Vornehmen setzten, und so blieben auch die Bewohner Glendeargs von der Tafel fern, die in dem alten Turmgemach für den Lord-Abt und sein Gefolge hergerichtet worden war ... und selbst wenn diese Sitte nicht bestanden hätte, so hätte die kirchliche Regel dem Klosterabt es untersagt, seine Mahlzeiten in Gemeinschaft mit Frauen einzunehmen. Indessen sprach der geistliche Herr den Wunsch aus, daß sie ihm ihre Gegenwart während des Essens schenken möchten, und er unterließ nicht, ein paar freundliche Worte über den gastlichen Empfang, den sie ihm bereitet hätten, an die Frauen zu richten.
    Die Hirschkeule dampfte schon auf der Tafel, dem Abt wurde nun mit tiefer Ehrerbietung von dem Tafeldiener eine Serviette unter das Kinn gebunden, und alles war zur Tafel bereit, bloß der Ritter fehlte. Aber endlich erschien auch er, strahlend wie die Sonne, in einem fleischfarbnen, reich mit silbernen Tressen bedeckten Wams und einem Hute nach der neusten Mode mit einem Rande aus ziselierter Goldschmiedsarbeit, um den Hals trug er ein goldnes, mit Rubinen und Topasen so reich besetztes Band, daß man sich die Sorge, die er um sein Gepäck getragen hatte, recht wohl erklären konnte. Dieses prächtige Halsband, das ihm, wie die Ordenskette des edlen Ritters, tief auf die Brust herniederhing, endigte in einem Medaillon von gleich hohem Werte.
    »Wir hatten gemeint, auf Sir Piercie Shafton warten zu sollen,« bemerkte der Abt, indem er sich eilig auf seinen Platz in den großen Sessel setzte, den ihm der Küchenmeister ebenso eilig an den Tisch rückte.
    »Gewähret mir, bitte, Verzeihung, hochwürdiger Vater und gnädigster Herr,« erwiderte diese Blume der Galanterie, »ich mußte bloß zuvor mein Reisekostüm ablegen, um vor einer Tischgesellschaft von so vornehmer Art in anständigerer Tracht zu erscheinen.«
    »Ich muß Euch um Eures feinen Taktes willen wirklich alles Lob zollen, Herr Ritter,« antwortete der Abt, »aber jetzt bitte ich doch, freundlichst Platz an unsrer Tafel zu nehmen.«
    Hierauf wandte er sich an den Unterprior: »Vater Eustachius, sprecht das Benedicite und schneidet den Braten an!«
    Der Unterprior gehorchte willig dem ersten Teil der Weisung, aber beim zweiten äußerte er das Bedenken, daß doch heut Freitag sei, und zwar, um es den Laien unverständlich zu lassen, auf lateinisch.
    »Wir sind ja doch auf der Reise,« versetzte der Abt, »und viatoribus licitum est[Die Reisenden sind (vom Fastenzwang) entbunden] . diese Regel kennt Ihr doch selbst ... wer auf Reisen ist, muß, sich nähren von dem, was ihm sein schweres Los beschert. Ich verstatte heute Euch allen, Fleisch zu essen, meine Brüder, unter der Bedingung, daß Ihr vorm Einschlafen das Confiteor betet, daß der Ritter nach Maßgabe seiner Verhältnisse ein Almosen spende, und daß Ihr alle Euch dafür an einem Tage des nächsten Monats, wenn es Euch paßt und bequem ist, des Fleisches enthaltet. Also jetzt eßt nach Herzenslust und ohne Bedenken! Tafeldecker, tut Eures Amts!«
    Und während er noch die Bedingungen, unter denen heute von den Fastenregeln Abstand genommen werden könne, auseinandersetzte, hatte er schon ein tüchtiges Stück von dem köstlichen Wildbraten verzehrt und mit einer ganzen Flasche Rheinwein hinuntergespült.
    »Die Tugend lohnt sich selbst, das ist doch ein wahrer Spruch,« sagte, vom Tafeldecker noch ein Stück Braten fordernd, der Klosterabt, »denn wie schlecht es auch mit der Kost heut bestellt und so geschwind sie auch zurecht gemacht worden ist, und so ärmlich der Raum auch sein mag, worin wir sie verzehren, so muß, ich doch sagen, daß ich mich lange keines solchen Appetits entsinnen kann wie heute. Höchstens, als ich noch einfacher Klosterbruder in der Abtei Dundrennan war und von früh bis abends im Garten arbeitete, hats mir so gut geschmeckt wie heute. Da bin ich immer mit wahrem Vergnügen in das Refektorium gegangen und habe von Herzen gern mit allem fürlieb genommen, was mir der Bruder Küchenmeister auf den Tisch setzte, gemäß der Regel; und Fest-und Fasttag, caritas oder poenitentia , machte mir keinen Unterschied aus. Damals wußte ich auch noch nichts von Magenbeschwerden, aber heut muß der Wein und eine bessere Küche für leichtere Verdaulichkeit der Speisen sorgen.«
    »Wenn Ihr von Zeit zu Zeit einen Ritt über den Klosterbann hinaus machen wolltet, heiliger Vater,« bemerkte der

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