Der Krankentröster (German Edition)
jede mögliche Hilfe anzunehmen. Auch ich musste das erst lernen. Denn das Wichtige in einer Partnerschaft ist es, auch mal zuzugeben, dass man nicht Superwoman oder Superman ist und geholfen zu bekommen keine Schwäche darstellt. Zudem habe ich gelernt, die Kinder und der Mann sind die Pflichtebene. Und alles andere ist Luxus. Und den teilt man sich nach Lust und Laune ein. Das nimmt den Druck.
Ach ja, und Gott segne Haushälterinnen und Putzfrauen!
Die Schlechte-Laune-Hierarchie durchbrechen. Wer kennt es nicht. Der Chef schnauzt den Angestellten, der Angestellte den Volontär, der den Praktikanten an, der dann die Reinigungskraft, und die lässt es an ihrem Mann oder ihren Kindern aus. Na ja, es muss nicht genau die Reihenfolge sein. Aber in der Tat ist es so, dass Aggressionen, die bei einem ankommen, wieder an den Nächsten weitergegeben werden. Doch wenn man es schafft, diese Kettenreaktion zu unterbrechen, hat man schon viel für ein harmonisches Familienleben erreicht. Entweder wehrt man sich direkt besonnen, nicht aggressiv gegen persönliche Angriffe oder man nimmt sich vor, nicht dasselbe Arschloch wie sein Chef zu sein. Sondern ein glücklicher und zufriedener Mensch, der ein tolles Leben mit einem tollen Partner hat.
Oder wie der Dalai Lama einmal sagte: Do not let the behaviour of others destroy your inner peace.
Lob. Dem anderen sagen, was man an ihm liebt und schätzt. Jede Kleinigkeit, die der andere für einen tut, anerkennen und sich über sie freuen. Immer Danke, Bitte und Habe ich doch gern gemacht sagen und nicht an Höflichkeit verlieren.
Im Erwachsenen-Ich miteinander sprechen. Es gibt das Kind-, Erwachsenen- und Eltern-Ich. Am besten wäre es, wenn bei jedem das Erwachsenen-Ich überwiegen würde. Ich habe mal einen Persönlichkeitstest gemacht und bekam gezeigt, dass mein Kind-Ich zu hoch sei. Was zwar für Kreativität spricht, aber auch für Konflikte, da ich schnell schmolle, mich ärgere und manchmal etwas hilflos im Umgang mit bestimmten Situationen bin.
Viele Partner reden gerne im Eltern-Ich mit dem anderen. Dieses belehrende »ich weiß es richtig, und du machst es falsch«. Das Eltern-Ich verletzt immer und führt beim Partner nur zu Trotz und Missmut.
Keine Machtspiele. Die meisten Streitereien entstehen durch Machtspiele. Durch das »Ich möchte mich nicht unterbuttern lassen und habe hier das Recht und Sagen«. Wichtig ist es, ein gleichberechtigtes Team zu sein oder, wenn es die Partner wünschen, die Rollen klar zu verteilen. Es gibt ja manche, die auch glücklich sind, wenn sie geführt werden. Doch ich habe es immer wieder selber erlebt, dass die meisten Krachs im Freundeskreis und auch unsere eigenen ein Stellungskampf in der Familie waren. Dasselbe gilt für die Auseinandersetzungen zwischen Eltern, Kindern und Geschwistern untereinander. Wenn man sich hier bewusst macht, dass man ein Team ist, in dem jeder gleich viel wert ist und jeder gleich viel zu sagen hat, läuft alles viel harmonischer.
Dem anderen seine Freiheit gönnen. Jeder braucht seine Freiheit und seine Entfaltungsmöglichkeiten und hat diese nur, wenn er auch mal Zeit für sich hat. Als ich im Krankenhaus monatelang im Zweibettzimmer lag, wurde mir diese Pein schmerzlich bewusst. Ich war mit Jemandem 24 Stunden in einem Zimmer und nie für mich allein. Ich konnte nicht vor mich hersingen, tanzen oder Selbstgespräche führen. Weil der andere gedacht hätte, was hat die denn für eine Meise.
Vieles mit Humor nehmen. Über sich selber lachen können und viele Missgeschicke mit Humor nehmen. Wenn man etwas sieht, was einen normalerweise zur Weißglut bringen würde, sollte man mal versuchen, darüber zu lachen. Mit Humor rettet man jede Situation, und an Humor fehlt es sowieso in den meisten Hütten. Also rein damit. Den kann man wunderbar bei Kindern, Partner und Schwiegereltern anwenden, und die Familienstimmung wird garantiert verbessert. Zusammen lachen ist das Schönste, was es gibt. Man sollte sich und die anderen sowieso nicht so ernst nehmen und das Leben ohnehin nicht.
Auch mal den Mund halten. Hier würde doch wunderbar der Kamillenteewitz passen. Aber ehrlich, während wir uns so über Beziehungen im Krankenzimmer unterhielten und meine fast achtzigjährige Mitkranke aufmerksam zuhörte, fragte ich sie, wie sie das eigentlich hinkriegt, dass es so harmonisch in ihrer Familie zugeht. Ihre beiden Söhnen waren geschieden und verstanden sich aber noch beide wunderbar mit ihren Exfrauen, die auch
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