Der Krankentröster (German Edition)
einem Konzert sah: »Turn out the lights please!« Und dann ging das Licht aus, und er sagte: »Thank you.« Oder Wolfgang Sauer, einer der großen Jazz- und Schlagersänger der fünziger Jahre, der später auch als Moderator für den Deutschlandfunk arbeitete und einige Interviews mit mir gemacht hat. Er war auch blind und brachte dann Schoten wie: »Hast du gestern das Tina-Turner-Konzert gesehen?« Ich: »Ja.« Er: »Tolle Beine, gell?« Oder wir kamen an einem Büro vorbei, das gerade der Redakteur verließ, und der sagte, er hole sich einen Kaffee, wir sollten schon mal Platz nehmen. Und Wolfgang sagte: »Hängt hier ein Bild?« Ich sagte: »Ja.« Er: »Häng das mal schief, und sag mir genau, wo es ist.«
Der Redakteur kam wieder, setzte sich hinter seinen Schreibtisch, das Bild hing hinter ihm, und wir begannen, die Sendung zu besprechen. Irgendwann sagte Wolfgang: »Hör mal, häng das Bild hinter dir mal gerade, das macht mich ganz nervös!« Aber diese Geschichte, die Nick erzählt, wie er sich auf dem Autositz einmal um sich selbst dreht, toppt ja alles. Wenn man so einen Menschen sieht, bleibt einem jede Kritik am Glauben im Halse stecken, andererseits kann man es sich nicht aussuchen: Wenn der Glaube dir abhandenkommt, ist er weg. Manchmal bedauere ich es, weil ich schöne Erinnerungen an die Zeit habe, wo ich ein frommes Kind war, das Gefühl, wenn man aus dem Beichtstuhl kam, »So, jetzt noch fünf Vaterunser beten und die Sünden sind von der Festplatte gelöscht«, war schon toll. Aber irgendwann wurden die Zweifel an dem Denkkonstrukt zu stark, und jetzt muss es so gehen. Man kann durchaus leben mit der Denkmöglichkeit, dass unsere Existenz absurd und nach dem Tode auch beendet ist. Allerdings sollte man es sich und seinem Lieben in dieser begrenzten Zeit im irdischen Jammertal so nett wie möglich machen. So, über diesen tiefschürfenden Monolog habe ich Hunger bekommen, d. h., ich muss jetzt einkaufen gehen und dann kochen. Hatte ich schon erzählt, dass Dein Tee toll schmeckt? Das muss aber auch reichen, diese basische Ernährungsliste verstehe ich nicht, aber Fisch fällt ja im Moment eh flach, und es gibt viel Gemüse! Morgen geht es weiter!
Liebe Grüße
Jürgen
Hi Jürgen,
basisch ist jedes Gemüse und Obst, soweit ich es in Erinnerung habe.
Stark säurehaltig sind Kaffee, schwarzer Tee, Alkohol und Fleisch sowie Fisch. Also momentan ist es dann sogar gut, wenn Du keine Lust auf Seafood hast. Komischerweise hatte ich so etwas Ähnliches ein halbes Jahr vor meiner Erkrankung. Ich hatte Panik vor allem Chemischem. Ich bin sogar immer fünf Kilometer zu einer Tankstelle mit Tankservice gefahren, da ich Angst hatte, mit Diesel in Berührung zu kommen. Ich nahm aber auch alle Gerüche extrem wahr. Vielleicht bist Du ja durch Seafood krank geworden, und Dein Körper warnt dich jetzt davor.
Micha und die Kinder dachten damals, ich drehe jetzt total ab. Weil ich Angst vor Reinigungsmitteln usw. hatte. Aber wenn ich mir überlege, dass mein Blut bei der Einlieferung schon aus 80 % Blasten bestand, da denke ich mir, wollte mein Körper mir wohl immer sagen: Vorsicht, hier stimmt was nicht. Pass auf, dass das Fass nicht zum Überlaufen kommt. Jetzt kann ich aber wieder Geschirrspültabs anfassen, tanken usw. Obwohl, beim Tanken habe ich immer noch ein bisschen Angst.
Aber wieso bin ich jetzt vom Thema abgekommen? ☺ Also, ich habe vor drei Jahren mal stolze 96 Kilo auf die Waage gebracht. Und als ich zum Arzt ging und sagte: »Ich fühl mich so schlecht!«, legte er mir ein PH – Indikatorstäbchen auf die Zunge und sagte: »Ha, da haben wir’s. Sie sind total übersäuert!« Dann gab er mir das angehängte Blatt mit und erklärte mir, dass ich alles stark Säurehaltige meiden sollte sowie nur drei Mahlzeiten mit einem Säure-Basen-Anteil von 80:20 oder 70:30 zu mir nehmen sollte.
Hochgradig motiviert aß ich nach der Liste 100 % basisch und trank zwei Liter täglich von dem Entsäuerungstee und nahm innerhalb von zwei Wochen zehn Kilo ab. Doch als ich nach den vierzehn Tagen unterwegs war, wurde mir etwas schwindelig, und nach ein paar guten, stark säurehaltigen Chicken McNuggets ging es mir wieder gut. Da merkte ich, dass ich das jetzt mit der vorgeschlagenen Mischung von meinem Arzt durchziehen muss. Denn der Körper braucht ja beides.
Und dann bekam ich noch von meinem Bruder »Wurzelkraft« empfohlen. Wofür das noch mal genau da ist und wie es angewendet wird, kannst Du in
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