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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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Leferic Bullenmark fest im Griff haben. Wenn er Wistan dann nicht zurückhalten könnte, verdiente er die Herrschaft nicht. Außerdem konnte der Junge vielleicht eines Tages durchaus aufgrund eigener Begabung zu einem gerechten Herrscher heranwachsen. Vor allem, wenn ihn ein weiser Regent von der Wiege an unterrichtete …
    Leferic bemerkte, dass das Mädchen wieder zu weinen begonnen hatte. Er berührte sie sachte an der Schulter und schenkte ihr ein Lächeln, von dem er hoffte, dass es freundlich war. »Gibt es abgesehen von deiner eigenen Ehrlichkeit einen Grund, warum dein Sohn nicht hier aufwachsen sollte?«
    »Nein, Mylord.« Ihre Stimme war heiser von all dem Schluchzen, aber diese Heiserkeit konnte die von Herzen kommende Aufrichtigkeit in ihren Worten nicht verbergen. »Ich würde alles dafür geben, dass Aubry eine Chance erhält, ein großer Mann zu werden.«
    »Dann wird er sie erhalten.«
    »Mylord?« Sie blinzelte ihn verwirrt an, die Wimpern nass und die Augen von Tränen verschwollen.
    »Ich werde dich jetzt ausruhen lassen. Ich werde alles vergessen, worüber wir heute Nacht gesprochen haben.«
    »Aber … dann …«
    »Dann werde ich morgen früh mit der Gesegneten Andalaya zurückkehren, und du wirst mir erzählen, dass ihr, du und Brys Tarnell, Wistan vor dem Massaker Weidenfelds gerettet habt, und ich werde dir glauben. Und ich werde deinen Sohn zu meinem Erben machen. Verstehst du? Ich akzeptiere die Lüge. Ich gebe dir deine Chance. Wirst du sie ergreifen?«
    Ihre Kiefer mahlten, während sie mit der Idee kämpfte; Leferic staunte über die Weltfremdheit des Bauernmädchens. Aber am Ende nickte sie und betrachtete das Kind in ihren Armen. »Morgen früh werde ich … werde ich Euch sagen, er sei Wistan. Aber, Mylord … darf ich dann trotzdem in seiner Nähe bleiben?«
    »Natürlich«, antwortete Leferic mit der ganzen Barmherzigkeit eines Mannes, der seinem Rivalen einen Becher mit vergiftetem, süßem Wein reichte. Er brauchte sie in der Nähe, falls er »Wistan« jemals als Betrüger bloßstellen musste. »Das Kind hat keine Mutter. Er wird eine Amme benötigen, die ihn großzieht. Ich nehme an, du bist bereit, in der Burg zu dienen?«
    »Ja. Oh ja …«
    »Ich nicht«, unterbrach Brys.
    »Nein. Das würde ich von Euch auch nicht verlangen.« Leferic sah den Mann abschätzend an. Er brauchte das Mädchen, damit er jemanden hatte, dem er die Schuld geben konnte, falls das Geheimnis jemals ans Licht kam, aber er brauchte nur einen einzigen Sündenbock, und für diese Rolle war Brys Tarnell wohl kaum geeignet. Zudem war er zwar ziemlich fest davon überzeugt, dass er dem Mädchen einen Maulkorb umlegen konnte – wenn sie die Wahrheit preisgäbe, würde sie ihren Sohn preisgeben, und eine so weichherzige Mutter wie diese würde das niemals tun –, den Söldner hätte er jedoch nicht so fest im Griff. Besser, wenn er fortginge. Noch besser, wenn er tot wäre, aber Leferic hatte für eine Weile genug vom Töten.
    Vielleicht war das ein Anzeichen von Schwäche … aber er glaubte es nicht. Der Feigling und der Tyrann rufen bei jeder Provokation nach dem Scharfrichter, hatte Inaglione geschrieben , fallen ihm am Ende jedoch selbst zum Opfer . Jene, die zu schnell damit bei der Hand waren, ihre Feinde hinzurichten, entdeckten anscheinend irgendwie immer mehr davon. Ein weiser Herrscher setzte diese Lösung sparsam ein und nur dort, wo sie unbedingt vonnöten war.
    Hier war sie nicht vonnöten. Dessen war Leferic gewiss. Falls Brys versuchte, ihn mit Enthüllungen über Wistans wahre Identität zu bedrohen, würde er den Mann einen erpresserischen Betrüger nennen und ihn mit der Peitsche aus der Burg vertreiben lassen. Der Söldner hatte weder Freunde noch Verbündete und keinerlei Glaubwürdigkeit bei Hof; er stellte keine ernsthafte Bedrohung dar. Trotzdem wäre es für sie beide das Sicherste, wenn er verschwände. Brys war wahrscheinlich intelligent genug, das selbst zu begreifen. Der Lord von Bullenmark konnte schließlich jederzeit seine Meinung ändern, und ein auf sich selbst gestellter Mann starb leicht.
    »Ich glaube«, sagte Leferic bedächtig, »dass es das Beste wäre, wenn Ihr für Euren Dienst an Bullenmark geehrt und für Eure Loyalität meinem Bruder gegenüber belohnt werden würdet. Und wenn Ihr anschließend feststellen würdet, dass die Trauer es Euch unmöglich macht, Euren Dienst hier fortzusetzen. Gewiss besteht außerhalb der Sonnengefallenen Königreiche große Nachfrage

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