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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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das helle Blau seiner Iris verschluckten. Eine dünne, rote Linie befleckte das Weiß seines rechten Auges wie eine blutige Spur, die durch frischen Schnee führte. Sie ließ die Lider des Babys fallen. Angst pochte in ihrer Brust.
    Sie hatte nur einen einzigen Säugling mit Blut in den Augen gesehen: Erisse, die Tochter des Schweinehirten, die bei der Kapelle zur ewigen Ruhe gebettet worden war. Da war Odosse noch ein Mädchen gewesen. Alle wussten, dass der Schweinehirt seine Frau und seine Kinder schlug, wenn er betrunken war, daher war es keine Überraschung, dass seine kleine Tochter das gleiche Schicksal erlitt. Odosse und ihre Mutter hatten gerade dem Dorfsolaros ihre Aufwartung gemacht, als die Frau des Schweinehirten in die Kapelle gestürzt kam, ihre kleine Tochter, die kaum noch atmete, fest in den Armen. Der Solaros hatte nicht die Macht gehabt, ihr zu helfen, und Erisse war vor Einbruch der Nacht gestorben. Odosse erinnerte sich noch immer an das Wehklagen der Mutter und an das Baby, das blicklos in den dunkler werdenden Himmel gestarrt hatte, während die Augen der Kleinen sich langsam mit Blut füllten.
    Wistan hatte dieselbe Leere in den Augen. Bei diesem Anblick durchlief sie ein Frösteln.
    »Es geht ihm nicht gut«, erklärte sie Brys und trug den Säugling zu dem großen Mann hinüber. Sie reichte ihm das Baby, während sie Aubrys Basttrage vom Rücken nahm, ihren eigenen Sohn herausholte und argwöhnisch verfolgte, wie Brys derweil mit Wistan umging.
    Brys hielt das Kind unbeholfen, aber sachkundig und stützte den schweren Kopf des Babys an seinem Arm. Er wirkte so unbehaglich wie ein Mann, dem man einen Krug voller brennendem Klebefeuer gereicht hatte, aber sie glaubte nicht, dass er für den Zustand des Babys verantwortlich war.
    Das war eine Erleichterung, wenn auch nur eine kleine. Sie hatte noch immer keine Ahnung, wie sie dem Kind helfen sollte.
    Odosse öffnete die Riemen ihrer Stillbluse und gab Aubry die Brust. Sie nahm Wistan von Brys zurück und bot ihm die andere Brust an, aber das Baby zeigte kein Interesse. Sie versuchte, ihm beim Saugen zu helfen, aber er wandte schwach den Kopf ab, als sei er in einem tiefen, unerfreulichen Traum gestört worden. Da sie nichts anderes tun konnte, hielt Odosse ihn einfach auf dem Arm und summte ein leises, wortloses Lied, während Aubry trank.
    Nachdem ihr Sohn fertig war, ging sie mit beiden Kindern zum Bach, um sie zu waschen und in frische Windeln zu wickeln. Aubry kreischte und wedelte entrüstet mit den Fäusten, als kaltes Wasser auf seine Haut spritzte. Wistan drehte nur den Kopf von einer Seite zur anderen und stieß kleine Schluchzer aus. Er öffnete die Augen kein einziges Mal.
    In dem zerwühlten Stoff von Wistans Decken glitzerte ein Medaillon. Sie hatte es bisher nicht bemerkt, weil sie mit seinem Zustand beschäftigt gewesen war, aber als sie die Decken löste, um die Babys abzutrocknen und Wistan wieder zu wickeln , fiel das Schmuckstück heraus. Das Medaillon zeigte einen schwarzen Bullen, der sich auf einer blutroten, in Gold gefassten Emaillescheibe aufbäumte. Das Zeichen eines Edelmanns, dazu eines, das sie kannte: Das Wappen von Lord Ossaric von Bullenmark, einem Grenzfürsten aus dem feindlichen Eichenharn.
    Es war das Medaillon eines Ritters. Warum sollte ein Kind ein solches Schmuckstück haben?
    Brys hatte seine Kaninchen ausgeweidet und war stromaufwärts gegangen, um seinen Wasserschlauch wieder aufzufüllen, während Odosse sich um die Kinder kümmerte. Das Medaillon lag kalt und schwer in ihrer Hand, als er zurückkam. »Wer ist dieses Baby?«
    Beim Anblick des Medaillons presste er verärgert die Lippen aufeinander, tat es jedoch mit einem Achselzucken ab. »Ich dachte, ich hätte es an mich genommen. Ich muss geistesabwesender gewesen sein, als ich geglaubt habe.«
    »Nun?«
    »Ich habe nicht gelogen. Sein Name ist tatsächlich Wistan. Wistan Galefring von Bullenmark, falls du auf Förmlichkeit bestehst.«
    Lord Ossarics Enkelsohn. Odosse bekam weiche Knie. Sie kannte den Namen. »Oh.«
    »Ändert das irgendetwas?«
    »Nein.« Es änderte wirklich nichts. Wer immer er war, das Baby war ein Baby, und es brauchte ihre Hilfe. »Du hast gesagt, er habe früher am Tag geweint. Wie hat das Weinen sich angehört?«
    Er zuckte die Achseln. »Leise. Wie das, was er jetzt macht, dieses leise Wimmern mit dem Schluckauf. Ist das nicht normal? Ich habe geglaubt, er wüsste einfach, dass wir vielleicht verfolgt werden.«
    »Er ist

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