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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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aufgehängt... Ein halber Krug Bier auf den Kopf... du kennst ihn nicht... nein, wenn man es recht bedenkt, kennst du ihn auch zur Genüge... wir wollen nicht sterben...«
    »Und dann«, schlossen sie zuletzt, endlich im Chor, »du hast Zauberkräfte. Sogar Arduin wusste, dass es deine Bestimmung ist weiterzuleben. Wenn wir bei dir bleiben, überleben wir auch und kommen hier lebend heraus!«, schlossen sie triumphierend.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund machte Yorsch ein merkwürdig betretenes Gesicht. Es war das Gesicht von einem, der nicht zufrieden ist, mehr oder weniger das Gesicht von einem, der gerade erfahren hat, dass das Einzige, was er zu essen auftreiben konnte, soeben wieder zum Leben erweckt worden ist, oder dem man gesagt hat, dass Gräben ausgehoben werden müssen. Das Gesicht von einem, der nicht nur nicht zufrieden ist, sondern der obendrein noch Fieber hat. Yorsch trat an das Gitter und sah nach, ob es sich nicht an einer anderen Stelle öffnen ließe, aber offenbar war in der ursprünglichen elfischen Anlage der Durchlass von fassförmigen Soldaten nicht vorgesehen. Am Ende löste sich alles dadurch, dass Yorsch mit ganzer Kraft zog, Meliloto mit ganzer Kraft schob und Palladio aus ganzer Kraft fluchte, und mit den vereinten Kräften aller kam der Soldat schließlich frei und krachte unter beängstigendem Getöse auf den Boden, was jedoch keine bleibenden Schäden hinterließ.
    »Gut«, sagte Palladio, als er glücklich wieder auf seinen Beinen stand, »jetzt müssen wir aber bitte schön sehr schnell machen. Sobald wir hier draußen sind, verlassen wir euch und kümmern uns um unsere eigenen Angelegenheiten, und zwar müssen wir bei uns zu Hause vorbeigehen und unsere Familien holen.«
    »Ich habe vier Kinder und er fünf«, erklärte Meliloto, »wir müssen nach Hause gehen und sie holen und alle miteinander fliehen, oder dieser Verrückte rächt sich an unseren Frauen und Kindern, wenn er merkt, dass wir geflohen sind.«
    Yorschs Gesicht wurde noch betretener. Es sah nun aus wie jemand, der Fieber, einen juckenden Ausschlag und obendrein noch Brechreiz hat.

KAPITEL 19
    D ie Höhle war riesig. Versteckt in den Gedichten, fand sich ihre Beschreibung:
    … im dunklen versteinerten Wald
schlafen Tauben ihren Zauberschlaf ...
    Da, auf der rechten Seite war der Stalaktit, auf dem Wasser und Gold das Relief von vier Tauben gebildet hatten. Dorthin mussten sie sich wenden und von dort aus den nächsten Schritt suchen.
    … der Traum wird von oben kommen ...
    Der Traum? Was konnte der Traum sein? Traum und Schleier waren in der Elfensprache dasselbe Wort; der Schleier der Träume, der zarte und durchsichtige Stalagmit ganz hinten links, und dann noch einmal rechts, wo stand:
    … der Spiegel des stolzen, jungen Mädchens,
der Spiegel des weisen und hochmütigen Alters ...
    Das war der kleine Teich, der sich aus dem von oben herabtropfenden Wasser gebildet hatte und in dem sich Stalaktiten in Gestalt einer jungen Frau und eines großen alten Mannes mit Stock spiegelten. Yorsch hatte sich immer gefragt, was die Gedichte, die seine Mama ihm hinterlassen hatte, bedeuten sollten, und ehrlich gesagt hatte er sie immer etwas fad gefunden, aber jetzt bekamen sie den ganz konkreten Sinn eines Wegweisers. Je weiter sie vordrangen, desto mutiger wurde er. Irgendwann hatte Grauen ihn überfallen und seinen Magen zu einem eisigen Klumpen zusammengezogen, als ihm nämlich klar wurde, für wie viele Leben er Verantwortung übernommen hatte und wie viel unermesslichen Schmerz sein Scheitern verursachen würde. Nicht nur Robis Leben setzte er aufs Spiel, die schon sein Augenstern war - als ob es nicht genügt hätte, dass sie Tochter des Mannes und der Frau war, die ihn beschützt und gerettet hatten -, sondern auch das Leben dieser beiden armen Kerle und das ihrer Frauen und Kinder!
    Doch je weiter er vordrang in dieser riesigen Grotte, die der Fluss Dogon im Lauf der Jahrtausende unter der gesamten Stadt Daligar ausgehöhlt hatte, desto mehr Mut fasste Yorsch. Dieser Ort gab ihm Sicherheit. Die überlieferten Verse, die den Weg zwischen den Stalaktiten hindurch beschrieben, gaben verlässliche Hinweise. Mit Sicherheit war er irgendwohin unterwegs. Er war an Orten, die früher den Elfen gehört hatten. Er war der Letzte seiner Sippe und vielleicht der Mächtigste. Wenn nicht er, wer sonst?
    Die Fackeln, seine und die von Meliloto, spiegelten sich im Wasser, daher bemerkten sie nicht gleich, dass es heller

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