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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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ich in meinem früheren Leben ein schreckliches Verbrechen begangen und das ist jetzt die Buße dafür«, murmelte er.
    Das hatte wenigstens Sinn. Das also war der Grund, weshalb der Mensch so dumm und verrückt war: Er hatte acht Fragen gebraucht, nur um ihn zu fragen, wie er hieß. Aber in dieser überschwemmten Landschaft allein zu bleiben, war wirklich zu schrecklich. Und dann der Schal; bevor er klitschnass geworden war, hatte er ein wenig warm gehalten.
    »Ich heiße Sajra«, sagte die Frau.
    Erfreut über diese Vorstellung, lief Yorsch eilig hinter ihr her.
    »Wie heißt der Hund?«, fragte er.
    »Der hat keinen Namen«, antwortete die Frau. »Er heißt Hund, und basta. Das ist kurz und bündig und ich brauche mir nicht den Kopf zu zerbrechen.«
    Der Kleine fand es maßlos traurig, dass ein Geschöpf ohne eigenen Namen bleiben sollte, nur mit seinem Artnamen gerufen wie ein Baum oder ein Stuhl, aber mittlerweile kannte er den Jähzorn der Frau und beschloss, seine Überlegungen für sich zu behalten.
    Er würde das Tier jedenfalls nicht ohne Namen lassen. Er würde ihm einen Namen nach seinem Geschmack geben. Er musste nur aufpassen: Einen Namen durfte man nur mit Bedacht wählen. Der Name ist immerhin der Name, also eine große Verantwortung.
    Es regnete unaufhörlich weiter.
    Wegen des Schlamms kamen sie nur langsam voran.
    Die Frau hatte längere Beine als er. Yorschkrunsquarkljolnerstrink musste laufen, um mit ihr mitzuhalten, und er war wirklich arg müde. Er hatte fast keine Angst mehr vor dem Hund, und manchmal hatte er auch schon gewagt, ihn anzufassen und sich an ihn anzulehnen. Der Hund hatte ihn gewähren lassen.
    »Haben du noch so ein Ding mit gelben Körnern?«, erkundigte sich der Kleine vorsichtig.
    »Ich habe noch einen Maiskolben, aber ich wollte ihn für heute Abend aufheben.«
    »Wenn wir vor dem Abend im Schlamm umkommen, wer sollen dann essen den Maiskolben?«
    »Bist du hungrig?«
    »Ja. Ich haben... nein, ich habe Hunger.«
    »Gut! Aber wenn wir den Maiskolben jetzt essen, wird es heute Abend schlimm, weil wir dann nichts mehr haben.«
    »Vielleicht gehen es mit der Welt zu Ende vor heute Abend. Vielleicht gehen es mit uns zu Ende vor heute Abend.«
    Vielleicht geht es mit mir zu Ende vor heute Abend.
    »Sei still und lauf weiter. Spar dir deinen Atem für das Gehen.«
    »Ich können... nein, ich kann zwei Dinge gleichzeitig tun: gehen und über den Maiskolben reden. Ja, es ist weniger mühsam, wenn wir reden.«
    »Sei still«, sagte die Frau. Der Tonfall war anders.
    »Aber...«
    »Still«, zischte die Frau. Sie kniete neben dem Kleinen nieder, duckte sich, um nicht gesehen zu werden. Der Hund knurrte. Sie suchte mit den Augen das Schilf und das Sumpfland zu beiden Seiten des Weges ab.
    »Ist gut, wir essen heute Abend. Sei nicht böse...«
    »Lauf«, schrie die Frau. Sie richtete sich auf und lief los. Sie hatte den Kleinen an einer Hand genommen und war losgelaufen.
    »Hierher«, brüllte sie den Hund an, auch er rannte mit ihnen mit. Der kleine Elf fiel hin, rappelte sich hoch, fiel wieder hin. Er begann zu weinen.
    »Nicht böse sein, nicht böse sein, wir essen heute Abend.«
    »Es verfolgt uns jemand«, erklärte die Frau völlig außer Atem, während sie immer noch weiterlief. »Siehst du den Hügel da oben? Ich habe längere Beine. Ich laufe unten herum und lenke sie von dir ab. Schlag du dich ins Gebüsch und bring das Feuer in Sicherheit. Hier, nimm. Wir sehen uns oben auf dem Hügel.«
    Die Frau übergab ihm den Stab mit der Metallkugel daran und rannte los. Im Laufen knickte sie Zweige und Äste und stieß raue Laute aus. Der kleine Elf duckte sich ins Gestrüpp und blieb dort, während sein Herz allmählich ruhiger schlug.
    Er fragte sich, wer sie verfolgte. Vielleicht die Eigentümer der Hütte, in der sie die Nacht verbracht hatten. Vielleicht waren sie verärgert über ihr Eindringen. Vielleicht hatten sie Rosmarin und es fehlte ihnen ein kleiner Elf dazu.
    Die Angst schnürte ihm die Eingeweide zusammen.
    Mit Blicken suchte er im feinen Regen das Schilf ab, aber er sah niemanden.
    Die Angst löste sich langsam und verwandelte sich in Traurigkeit.
    Er war wieder allein. Wieder war bis zum Horizont nur er allein.
    Er musste an Großmutter denken, die ihn in den Armen gehalten hatte, während im Topf die Kastanien kochten.
    Sein Inneres war ganz von Traurigkeit erfüllt, und sie begann, in Verzweiflung überzugehen.
    Er musste an die Mensch-Frau denken, die ihm Angst

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