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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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Pappnase?«
    »Ich fange an«, sagt Culverson. »Ich setze glatte hundert auf den Atlantik.«
    »Vierzig Dollar auf Frankreich.« McGully wühlt in seiner Brieftasche. »Geschieht ihnen recht, den Arschgeigen.«
    Culverson kommt mit seiner Tabelle in meine Ecke und legt sie mir auf den Schreibtisch. »Wie steht’s mit dir, Ichabod Crane? Was meinst du?«
    »O je …«, sage ich geistesabwesend und denke an die Hämatome unter dem Auge des Toten. Jemand hat Peter Zell vor Kurzem – wenn auch nicht gerade eben erst – hart ins Gesicht geschlagen. Vielleicht vor zwei Wochen? Oder vor drei Wochen? Dr. Fenton wird es mir bestimmt sagen.
    Culverson wartet, die Augenbrauen erwartungsvoll hochgezogen. »Detective Palace?«
    »Schwer zu sagen, oder? Hey, wo kauft ihr eigentlich eure Gürtel?«
    »Unsere Gürtel?« Andreas schaut auf seine Taille und hebt den Blick dann wieder, als wäre das eine Fangfrage. »Ich benutze Hosenträger.«
    »Der Laden heißt Humphrey’s«, sagt Culverson. »In Manchester.«
    »Angela kauft mir meine Gürtel«, sagt McGully, der inzwischen beim Sportteil gelandet ist, weit zurückgelehnt, die Füße auf dem Tisch. »Wovon zum Teufel redest du, Palace?«
    »Ich arbeite da an so einem Fall«, erkläre ich, und jetzt schauen mich alle an. »Dieser Tote, den wir heute Morgen gefunden haben, im McDonald’s.«
    »Ich dachte, der wäre ein Hänger«, sagt McGully.
    »Vorläufig bezeichnen wir’s als verdächtigen Todesfall.«
    »Wir?« Culverson lächelt mich abwägend an. Andreas steht noch bei McGullys Schreibtisch und starrt auf das Titelblatt der Zeitung, eine Hand an der Stirn.
    »In diesem Fall war die Ligatur ein schwarzer Gürtel. Schickes Teil. Auf der Schnalle steht › B&R ‹.«
    »Belknap and Rose«, sagt Culverson. »Moment mal, du behandelst das als Mord? Reichlich öffentlicher Ort für einen Mord.«
    »Belknap and Rose, genau«, sage ich. »Ansonsten hat der Tote nämlich nichts Weltbewegendes getragen: einen schlichten braunen Anzug von der Stange, ein altes Anzughemd mit Flecken in den Achselhöhlen, nicht zueinander passende Strümpfe. Und er hatte auch einen Gürtel um, einen billigen braunen Gürtel. Aber die Ligatur: echtes Leder, handgenäht.«
    »Okay«, sagt Culverson. »Dann ist er also zu B&R gegangen und hat sich einen schicken Gürtel gekauft, um sich damit aufzuknüpfen.«
    »Da hast du’s«, wirft McGully ein und blättert um.
    » Wirklich?« Ich stehe auf. »Mir kommt’s einfach komisch vor. Ich werde mich erhängen, und ich bin ein stinknormaler Typ, ich trage Anzüge auf der Arbeit, ich besitze wahrscheinlich diverse Gürtel. Warum fahre ich dann die zwanzig Minuten nach Manch, zu einem gehobenen Herrenausstatter, um mir einen speziellen Selbstmordgürtel zu kaufen?«
    Ich marschiere jetzt ein wenig vor dem Schreibtisch auf und ab, vornübergebeugt, hin und her, und streiche mir dabei über den Schnurrbart. »Warum nehme ich nicht einen meiner vielen vorhandenen Gürtel?«
    »Wer weiß?«, sagt Culverson.
    »Und noch wichtiger«, setzt McGully hinzu und gähnt, »wen interessiert’s?«
    »Richtig«, sage ich, setze mich wieder hin und greife erneut nach dem blauen Buch. »Natürlich.«
    »Du bist wie ein Alien, Palace. Weißt du das?« In einer flinken Bewegung knüllt McGully seinen Sportteil zusammen und wirft ihn mir an den Kopf. »Als kämst du von einem anderen Stern.«

2
    Der Wachmann hinter dem Pult im Water West Building ist sehr alt, und er blinzelt mich langsam an, als wäre er gerade aus einem Nickerchen oder von den Toten erwacht.
    »Haben Sie einen Termin bei jemandem hier im Haus?«
    »Nein, Sir. Ich bin Polizist.«
    Der Wachmann trägt ein völlig zerknittertes Anzughemd, und seine Mütze ist verformt und hat oben eine Delle. Es ist später Vormittag, aber die graue Lobby wirkt schummrig. Staubkörnchen schweben lustlos im Dämmerlicht.
    »Detective Henry Palace.« Ich zeige ihm meine Marke – er schaut nicht hin, es ist ihm egal –, dann stecke ich sie sorgfältig wieder ein. »Ich bin von der Criminal Investigations Division des Concord Police Department, und ich untersuche einen verdächtigen Todesfall. Ich möchte zu Merrimack Life and Fire.«
    Er hustet. »Was sind Sie eigentlich, mein Sohn? So um die eins neunzig?«
    »In etwa, ja.«
    Während ich auf den Fahrstuhl warte, lasse ich den Blick durch die dunkle Lobby schweifen: eine riesige Topfpflanze, kompakt und schwer, die eine Ecke bewacht; ein unbelebtes White-Mountains-Motiv über

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