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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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wurde, und wussten, es war Zeit, sich in Bewegung zu setzen. Gunnar stieß sich von der Bootswand ab, und erst da merkte ich, dass er immer noch seine Geldkiste festhielt. Er benutzte sie als Sinkgewicht, um unter Wasser zu bleiben, während er mit dem freien Arm ruderte und zu dem anderen Boot hinüberschwamm.
    Ich holte noch einmal tief Luft und folgte ihm. Ich konnte nicht so tief tauchen, aber ich ahmte seine Bewegungen nach, und irgendwie zwang ich mich mit Willenskraft durchs Wasser. So lernte ich von einem Moment auf den anderen schwimmen, denn es hieß entweder schwimmen oder untergehen. Schwimmen oder Amelia nie wiedersehen, und das nach alledem, was ich an diesem Tag getan hatte, um ein Wiedersehen möglich zu machen.
    Dieser Tag im Garten bei ihr, als ich ihr zum ersten Mal begegnete. Wie sie dort am Rand des Lochs stand und zu mir herunterblickte. Daran dachte ich. Die Sonne auf ihrem Gesicht.
    Gunnar wartete auf mich auf der anderen Seite des Bootes. »Ich war mir nicht sicher, ob du es schaffst«, sagte er.
    Wir blieben im Wasser, bis die große Jacht endlich aus dem Hafen tuckerte. Dann konnten wir an Land. Aber Gunnar hatte noch etwas zu erledigen.
    »Wo hast du das Geld fallen lassen?«, fragte er. »Das war eine verdammte Million!«
    Ich schüttelte den Kopf. Keine Ahnung.
    Er schüttelte ebenfalls den Kopf und gab mir seine Kiste.
    »Ich muss aber auch alles selber machen«, sagte er und tauchte wieder ab.
     
    Ich hatte ein großes Strandtuch um meine Schultern gewickelt und starrte zum Fenster hinaus, als wir an der Küste entlang zurück nach Norden fuhren. Niemand sagte etwas. Niemand feierte. Denn obwohl wir alle mit heiler Haut davongekommen waren, fehlte noch der zweite Teil des Plans.
    Zwei Stunden später waren wir wieder im Haus. Ramona und Lucy holten ihre Haartrockner hervor und bearbeiteten die nassen Scheine damit. Julian nahm sein Hin- und Hertigern wieder auf. Gunnar saß auf dem Sofa und stierte sein Handy an.
    »Ich hasse das«, sagte Julian schließlich. »Über den Teil haben wir einfach keine Kontrolle.«
    Aber das ist der Teil, der mir wichtig ist, dachte ich. Der einzige Teil, der für mich zählt. Das Geld ist mir egal.
    »Mein Kontakt arbeitet dran«, sagte Gunnar.
    »Diese Typen kennen sich doch. Die glauben nie und nimmer, dass einer von ihnen die anderen abzocken würde.«
    »Die
hassen
sich, okay? Sie machen diesen Trip jedes Jahr, damit sie sich gegenseitig vorführen können. Meinst du, da traut einer dem anderen?«
    »Ich weiß nicht. Es ist nur …«
    »Mann, was glaubst du, weshalb die ihre Leibwächter mitbringen? Acht Gangsterbosse, acht Leibwächter, alle bis an die Zähne bewaffnet. Hört sich das nach einer Vergnügungsfahrt für dich an? Ein kleiner Funke genügt, sagt mein Mann. Ein kleiner Funke und bumm!«
    »Und er weiß auch wirklich, was er zu tun hat?«
    »Ein Kinderspiel«, antwortete Gunnar. »Mit den anderen Leibwächtern tuscheln, so in dem Stil: ›Hey, irgendwas stimmt hier nicht. Ich hab so Typen gesehen mit so Kisten, die haben sie alle über Bord geworfen. Dann ist da ein anderes Boot am Horizont aufgetaucht. Ihr meint doch nicht, dass da jemand die Kombination für den Safe rausgefunden hat, oder?‹ Er jubelt ihnen das schon unter, keine Sorge. Genau wie ich’s gesagt habe. Er kommt übrigens in ein paar Wochen vorbei. Wird ihn freuen zu sehen, dass sein Anteil sich verdoppelt hat.«
    »Ich finde trotzdem, dass wir nicht hier herumsitzen sollten. Wir sollten den Standort wechseln, nur für alle Fälle.«
    »Es ist so gut wie erledigt. Entspann dich einfach.«
    Also warteten wir weiter. Als das Geld trocken war, taten wir den ganzen Haufen in den Safe. In diesen Safe in der Geheimkammer, den Julian vor dem ersten Job in den Hollywood Hills extra für mich zum Üben gekauft hatte. Er fasste genau acht Millionen Dollar in Hundertern.
    Dann ging das Warten weiter.
    Und weiter.
    Kurz nach zehn Uhr abends klingelte Gunnars Handy. Er drückte die Taste und hörte zu. Ohne ein Wort zu sagen.
    Als er endlich auflegte, sah er uns nacheinander an.
    »Es war nicht schön«, sagte er, »aber es hat funktioniert. Die beiden Männer, die wir an die Haie verfüttert haben wollten, wurden an die Haie verfüttert.«
    Keiner sagte etwas. Wir hatten alle gewusst, was wir taten, in jeder einzelnen Phase. Jetzt aber war es auf einmal Wirklichkeit. Zwei Männer waren tot. Zwei Männer, die natürlich niemand vermissen würde. Zwei Männer, ohne die die Welt sich

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