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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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sich schnell noch um und bemerkte uns; ihre Augen wurden groß, aber sie konnte uns jetzt nicht helfen. Ich sah, wie eine der Türen aufging. Ich sah Schlafzimmerblick aussteigen. Dann den Mann aus Detroit. Ein rotgesichtiger Typ, vermutlich der Hafenmeister, kam auf sie zugelaufen und brüllte irgendetwas. War zweifellos nicht glücklich darüber, dass die Limos auf seinem Kai herumfuhren. Ramona und Lucy nutzten die Ablenkung, um sich ungesehen zu verdrücken – aber wir saßen in der Falle.
    »Wir können nicht dort runter«, sagte Gunnar. »Mich haben sie zwar noch nie gesehen, aber …«
    Er brauchte den Gedanken nicht zu Ende zu bringen. Auch wenn sie wussten, dass ich in Kalifornien war – mich jetzt hier zu sehen, auf diesem Boot, das würde die ganze Chose auffliegen lassen und alles ruinieren. Ebenso gut könnten wir uns gleich auf der Stelle selbst die Kehlen durchschneiden.
    »Wir müssen einen anderen Ausweg finden.«
    Er ging zur Treppe, warf noch einen Blick die Gangway hinunter und kletterte dann aufs Oberdeck.
    »Komm schon, worauf wartest du?«
    Ich kletterte ihm hinterher, obwohl mir das aussichtslos erschien. Das Boot lag schließlich mit dem Bug zur Seeseite, es gab keinen anderen Ausweg.
    »Hier entlang. Wir haben keine Wahl.«
    Ich folgte ihm an der Reling entlang nach vorn zum Sonnendeck. Gunnar ging bis zur Spitze und blickte nach unten. Wir waren vielleicht sieben, acht Meter hoch, aber es hätte meinetwegen auch der äußerste Rand der Welt sein können.
    »Halt dein Geld fest«, sagte er. Dann sprang er.
    Ich hörte das Platschen unten und sah kurz darauf seinen Kopf auftauchen. Er trat Wasser und strengte sich schwer an, seine Kiste nicht loszulassen.
    »Mach, dass du hier runterkommst!«, rief er. »Beeil dich!«
    Ich tat keinen Muckser. Starrte nur hinunter ins Wasser.
    »Mike! Los, spring schon! So hoch ist es nicht!«
    Die Höhe ist nicht das Problem, dachte ich. Ich habe keine Höhenangst.
    »Verflucht, Mann. Spring!«
    Ich hörte die Männer die Gangway heraufkommen. Gleich würden sie mich erwischt haben.
    »Denk nicht drüber nach! Spring einfach!«
    Noch einen Blick hinter mich. Dann ein Schritt auf das Dollbord. Dann tat ich es.
    Ich sprang.
    Ich traf mit den Füßen zuerst auf und tauchte senkrecht unter bis zum Grund. Als ich die Augen aufmachte, sah ich Steine und grüne Schatten um mich herum und sonst nichts. Alles andere war ausgelöscht. Es gab nur mich und das Wasser, zu allen Seiten und über mir. Was ich so lange gefürchtet hatte, hatte mich nun eingeholt. Als hätte das Wasser die ganze Zeit mit großer Geduld auf mich gewartet, um mich diesmal nicht wieder freizugeben.
    Ich sah zur Oberfläche hinauf. So hoch über mir wie das Weltall. Meine Lungen schmerzten. Nur noch wenige Sekunden, dann würde ich aufgeben müssen. Ich würde einen letzten Mundvoll Wasser einsaugen müssen und dann auf diese grün umhüllten Steine hier sinken.
    Da sah ich einen Fisch.
    Es war ein winziges Ding, nicht größer als mein Finger. Er schwamm auf mich zu und schien mich zu mustern, als wollte er sich darüber schlüssig werden, was ich hier zu suchen hatte. Ich hätte die Hand ausstrecken und nach ihm greifen können, so nah war er.
    Stattdessen aber stieß ich mich vom Grund ab und ließ die Kiste los. Der Fisch schoss davon, als ich aufstieg. An der Oberfläche röchelte ich und schnappte nach Luft, als könnte ich nicht genug davon bekommen.
    »Still, Michael.«
    Gunnar duckte sich ein paar Meter weiter an den Schiffsrumpf und beobachtete mich.
    »Komm hier rüber. Schnell.«
    Ich tauchte wieder ab, als ich vorwärtspaddeln wollte. Kam nach oben, ging wieder unter. Dann spürte ich eine Hand an meinem Ärmel, und Gunnar zog mich zu sich heran.
    »Was ist denn los mit dir, Mann? Bleib schön hier jetzt, bis wir verduften können.«
    Ich strampelte mit den Beinen, um meinen Kopf über Wasser zu halten. Dabei tastete ich instinktiv nach dem Schiffsrumpf, doch der war so glatt wie ein Eisberg.
    »Sobald sie zum Ablegen bereit sind, müssen wir dort rüberschwimmen.« Er zeigte auf ein viel kleineres Boot, das parallel zu uns lag, gut dreißig Meter weit weg. »Wir sollten unter Wasser bleiben und erst auftauchen, wenn wir auf der anderen Seite sind. Schaffst du das?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Doch, das schaffst du. Du musst.«
    Wir warteten sehr lange. Schwer zu sagen, wie lange genau, eine Minute fühlte sich an wie eine Stunde. Dann hörten wir, wie der Motor angelassen

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