Der Mann mit dem roten Zylinder
fünfhundert Dollar für die Ermittlung des Mannes mit dem roten Zylinder ausgesetzt hat, sind die Leute noch verrückter geworden. Heute mittag stand es ganz groß im SVENSKA DAGBLADET.“
„Er soll auch einen Einbrecher überwältigt haben. Es ist wie ein Spuk... und was sagt die Polizei?“
„Die will nichts mit der Sache zu tun haben...“
„Sie könnten ja immerhin den Wunsch verspüren, sich bei dem Mann zu bedanken, der ihnen die Einbrecher verschnürt frei Haus liefert.“ Olanson nagt nachdenklich an seiner Unterlippe.
Fredrik fährt mit der Hand durch die Luft. Dazu erklärt er:
„Entweder er ist ein Verrückter, oder...“
„Oder?“
„Hm... eigentlich fällt mir weiter nichts ein.“
Erik Olanson verschwindet für kurze Zeit in seinem Zimmer. Als er zurückkommt, trägt er einige Aktendeckel unter dem Arm. Fredrik sieht ihn entgeistert an, während er stotternd fragt:
„Wollen... wollen Sie denn zu Hause noch arbeiten, Chef?“
Und als Olanson nickt, setzt er hinzu: „Aber um diese Zeit?“
„Ich will nur kurz hineinschauen. Schließlich war ich vierzehn Tage nicht da.“
Er wirft einen schnellen Blick auf Hake.
„Bist du fertig?“
„Ja, Chef.“
Es ist fast ein Uhr, als Erik Olanson und Hake das Bürogebäude verlassen.
Auf den Straßen ist es noch stiller geworden. Olanson holt seinen Wagen aus der Garage, und kurze Zeit später setzt er Fredrik Hake vor dessen Wohnung ab.
Zwanzig Minuten danach ist auch er zu Hause.
Extrablätter.
Im Hause Olanson sitzt man beim Frühstück.
Erik Olanson, seine Frau Birgit und die Zwillinge Jonas und Ola.
Jonas und Ola, die sich gleichen wie ein Ei dem anderen. Sie sind zwölf Jahre alt und tragen beide den gleichen blonden Bürstenhaarschnitt. Ihre stets verschmitzt dreinschauenden Augen strahlen in einem leuchtenden Blau, und beide sind auf den Zentimeter gleich groß.
Da sie meist die gleichen Hemden und Hosen tragen, hat schon mancher Straßenpassant die Augen zusammengekniffen, weil er geglaubt hat, er sähe doppelt.
Erik Olanson ist stolz auf seine Söhne, wenn es auch oft sehr schwer ist, sie im Zaum zu halten. Die Folgen ihres überschäumenden Temperaments haben ihn schon so manches Mal in die Tasche greifen lassen. Sei es, um eine Glasscheibe oder um irgend jemandem Schmerzensgeld zu bezahlen, weil ihn ein Ball ins Gesicht getroffen hat.
„Na“, fragt er jetzt schmunzelnd, „was habt ihr denn heute vor?“
Ola blinzelt Jonas verstohlen zu, bevor er betont harmlos antwortet:
„Wir haben eine ganze Menge zu tun... aber nichts besonders Wichtiges — eben so.“
„Und warum habt ihr heute erst am Nachmittag Schule?“
„Herr Birgström hat Migräne oder was Ähnliches“, erklärt Jonas.
„Deshalb müssen wir heute nachmittag zu einem anderen Lehrer“, setzt Ola hinzu, und Jonas ergänzt: „Ja, zu Knut dem Eisernen.“
Frau Olanson hebt den Finger. „Ihr sollt nicht immer in solchem Ton von euren Lehrern reden.“
Doch Erik Olanson beschwichtigt: „Das war in meiner Schulzeit nicht anders. Fast jeder Lehrer hatte einen Spitznamen. Warum heißt er denn ,Knut der Eiserne’?“
„Hm“, setzt Jonas zu einer umfassenden Erklärung an, „das ist so: Bei einem Schulausflug ist Herrn Bergmann, so heißt er richtig, ein großer Blumentopf auf den Kopf gefallen.“
„Oh“, macht Frau Olanson erschrocken, während Ola genießerisch kauend sagt: „Aus dem vierten Stock!“
Jonas nickt dazu.
„Was ist ihm passiert?“ will der Vater wissen.
„Dem Blumentopf?“ fragt Jonas scheinheilig.
„Unsinn, dem Lehrer!“
„Das ist es ja eben. Herrn Bergmann ist nichts passiert. Nur der Blumentopf ist in tausend Stücke zersprungen. Herr Bergmann hatte nicht einmal eine Beule.“
„Deshalb heißt er heute überall ,Knut der Eiserne’“, schließt Ola das Thema ab.
Erik Olanson hat sich vom Frühstückstisch erhoben. Er streicht den beiden über den Kopf, und zu seiner Frau gewandt sagt er:
„Ich fahre jetzt ins Büro. Mit dem Mittagessen wird es heute wohl nichts werden.“
Frau Olanson nickt und schlägt dann vor:
„Ich stelle das Essen in die Warmhaltetruhe. Du kannst dann heute abend essen.“
Als Erik Olanson schon an der Tür ist, wendet er sich noch einmal um. Seine Hand fährt in die Tasche, und mit einem fröhlichen „Hier fang auf“ wirft er Jonas ein Zweikronenstück zu.
„Dafür, daß in den vierzehn Tagen meiner Abwesenheit keine Klagen eingegangen sind.“
Jonas hat die Münze
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