Der Milliardär und die Braut
losgegangen. Vergeblich hatte sie sich bemüht, Nic nicht gierig anzustarren.
Natürlich kannte sie jede Menge perfekter Männerfiguren – vom Strand oder auch aus dem Fitnessstudio. Aber etwas an seiner Erscheinung zog sie magisch an und hatte bei ihr die seltsamsten Auswirkungen. Sie wurde ruhelos, nervös und eindeutig erregt.
Dabei war sie es für gewöhnlich, die mit den Männern Katz und Maus spielte, ohne dass jemals echte Gefühle oder gar Verlangen im Spiel waren. Ihr gefiel nicht, dass Nic sie durch seine bloße Präsenz derart stark beeinflussen konnte.
Der aufmerksame Kellner füllte ihre Gläser, bevor er diskret wieder im Hintergrund verschwand.
Nic hob sein Glas und prostete Jade zu. „Trinken wir auf das erste Jahr unserer Ehe!“
Ironisch verzog sie das Gesicht. „Du meinst, auf das einzige Jahr unserer Ehe. Schließlich lautet die Bedingung lediglich, nächsten Monat zu heiraten und exakt ein Jahr verheiratet zu bleiben.“
Er trank einen großen Schluck, bevor er antwortete. „Schon. Aber was ist, wenn es uns gefällt, miteinander verheiratet zu sein? Wenn es viel schöner wird, als wir uns gerade vorstellen können? Dann können wir so lange zusammenbleiben, wie wir wollen.“
Jade warf sich auf ihrem Stuhl zurück, als hätte jemand sie absichtlich geschubst. „Das kann unmöglich dein Ernst sein!“
Sein Grinsen sah äußerst selbstzufrieden aus. „Ich mache doch nur Spaß“, entgegnete er und zwinkerte vergnügt. „Nächsten Mai, wenn das Jahr vorüber ist, können wir beide unser Geld schnappen und verschwinden.“
Plötzlich fühlte Jade sich tief gekränkt. Ihr war klar, dass er den testamentarischen Bedingungen nur zustimmte, um das Geld zu erhalten, das ihm zustand. Genau wie sie. Deshalb konnte sie ihm wohl kaum einen Vorwurf machen. Seine beiden älteren Brüder mussten laut Testament keine Konditionen erfüllen, aber sie waren auch beide glücklich verheiratete Väter.
Giorgio und Maya hatten sich zwar einmal vorübergehend getrennt, aber wieder zueinander gefunden, bevor der alte Mann das Zeitliche segnete. Es war Salvatores ausdrücklicher Wunsch gewesen, alle seine Enkel gebunden zu sehen, bevor er starb. Und als plötzlich eine tödliche Krankheit ins Spiel kam, beschloss er offensichtlich, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
Also zwang er Nic, sein loses Leben zu beenden. Aber warum er ausgerechnet Jade aussuchte, um seinen wildesten Enkel zu bändigen, war ihr persönlich schleierhaft. Ihm musste doch klar gewesen sein, dass sie sich nicht mochten. Die letzten zehn Jahre hatten sie sich bei jeder Gelegenheit und jedem Fest ihrer Familien in die Haare bekommen.
Jade wusste viel über die Sabbatinis, nachdem sie so viele Jahre zu ihrem inneren Kreis gehört hatte. Ihr australischer Vater hatte sich bereits sehr früh mit Salvatore angefreundet. Mit Hilfe seines italienischen Freundes schaffte ihr Vater es schließlich, ein europaweit operierendes Buchhaltungsunternehmen aufzubauen.
Genau wie Nic und seine Brüder wuchs Jade inmitten der Reichen und Berühmten auf. Ihre Mutter Harriet war eine bekannte Größe der Londoner Gesellschaft, bis sie leider viel zu früh an einer Überdosis starb. Damals war Jade erst fünf Jahre alt gewesen.
Man hatte Jade und ihrem Bruder Jonathan niemals erzählt, ob es sich um Selbstmord, einen Hilferuf oder um einen Unfall handelte. Es gab allerdings Spekulationen bezüglich der Ehe von Jades Eltern.
Während ihrer gesamten Kindheit hatten all die sich abwechselnden Kindermädchen Jade ans Herz gelegt, in Gegenwart ihres Vaters nicht von ihrer Mutter zu sprechen. Ihr war nie klar geworden, ob es ihn traurig oder wütend gemacht hätte …
Konzentriert studierte Jade die Karte und kaute dabei unablässig auf ihrer Unterlippe herum. Sie hasste es, auswärts zu essen, und vermied es, so gut sie konnte.
Damals war es durch alle Zeitungen gegangen. Man hatte sie mit fünfzehn in eine Spezialklinik eingewiesen, und dann noch einmal mit achtzehn, als ihr Gewicht unter eine kritische Marke gesunken war – kurz nach Jonathans Tod. Mittlerweile hatte Jade all das hinter sich gelassen, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie keine Speisekarte lesen konnte.
Nics Blicke lagen schwer wie Blei auf ihr. „Was willst du bestellen?“, fragte sie unsicher.
„Für den Anfang Krabbenfettuccine und als Hauptgang vielleicht das panierte Kalbsfilet. Was ist mit dir?“
Mit der Zunge fuhr sie sich über die staubtrockenen
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