Der Milliardär und die Liebe
seiner Blicke, seine Hitze, seine ganze einnehmende Gegenwart. Sie fühlte sich schutzlos seiner Aufmerksamkeit ausgeliefert, und ihr Herz sehnte sich nach seiner Nähe. Aber Maya musste sich zusammenreißen und durfte nicht sentimental werden. Ihre gemeinsame Zeit war vorbei. Sie hatte hart daran gearbeitet, sich neue Prioritäten und Ziele zu setzen, die samt und sonders nichts mehr mit Giorgio zu tun hatten.
Ihm gegenüber wollte sie zukünftig nur noch kühl und kontrolliert auftreten. Sie musste ihm beweisen, dass ihre Gefühle für ihn Vergangenheit waren und dass er nicht länger mit seinem sinnlichen Zauber Macht über sie hatte. Sie war eine eigenständige Person und fest entschlossen, ihr Leben allein fortzusetzen.
Und sie war stärker denn je, viel stärker.
Das war zumindest ein positiver Effekt nach sechs Monaten Trennung. Maya musste nicht länger im Schatten von Giorgios Geld und Prestige leben. Sie versorgte sich selbst und belebte ihre Karriere neu, die sie in ihrem naiven Wahn vernachlässigt hatte, um Giorgio und vor allem den Erwartungen seiner Familie besser gerecht werden zu können.
Sie war stolz auf das, was sie in den letzten Monaten für sich erreicht hatte. Und Maya freute sich auf einen Neuanfang, allerdings hatte ihr kleiner Rückfall sie von diesem Kurs abgebracht. Ob er ihr das Geheimnis ansah, das sie vor ihm verbarg? Sein Starren war beunruhigend, unerträglich …
„Und ich habe gehört, du willst nach London umziehen?“, erkundigte er sich tonlos.
Maya drückte die Schultern durch. „Ich habe ein Vorstellungsgespräch als Lehrerin an einer Privatschule. Dort bin ich schon in der engeren Auswahl.“
Tiefe Falten zeichneten sich auf seiner Stirn ab. „Nimmst du die Stelle an, wenn du sie bekommst?“
„Warum denn nicht?“, fragte sie hitzig. „Mich hält nichts mehr in Italien.“
An seinem Kiefer arbeiteten die Muskeln, als Giorgio fest die Zähne aufeinander biss. „Und was ist mit Gonzo?“
Maya spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog beim Gedanken daran, sich von dem Hund zu verabschieden, den sie seit seiner Welpenzeit bei sich gehabt hatte. Aber im Londoner Apartmentkomplex waren keine Haustiere erlaubt, außerdem würde der liebenswürdige Dreckspatz sein Herrchen viel zu sehr vermissen, wenn er mit Maya Italien verlassen sollte.
„Ich denke, bei dir geht es ihm besser“, sagte sie knapp.
Giorgio zog die Oberlippe hoch. „Das ist doch mal ein Sinneswandel! Über diesen Punkt haben wir uns wochenlang erbittert gestritten. Ich wollte schon meinen Anwalt anweisen, einen Sorgerechtsprozess anzustrengen.“
Betont gleichgültig hob Maya eine Schulter. „Er wird mich bestimmt schnell vergessen, wenn er mit dir in deine frisch renovierte Villa zieht. Wann ziehst du eigentlich um?“
Giorgio fuhr sich mit der Hand durchs Haar – eine Geste, die Maya vertraut war wie so viele kleine Angewohnheiten von ihm. Gerade in letzter Zeit dachte sie oft über sein Lächeln nach, das er viel zu selten zeigte, so als könne er dem Leben kaum etwas Amüsantes abgewinnen. Wenn er sich konzentrierte, zog Giorgio die Stirn kraus, und manchmal wurde sein intensiver Blick dunkel und funkelnd – dann war er in der Stimmung für intime Stunden.
Schnell verdrängte sie den Gedanken daran. Er weckte zu viele erotische Erinnerungen an diese eine verbotene Nacht.
„Keine Ahnung. In ein oder zwei Wochen, glaube ich“, antwortete er. „Die Maler sind noch nicht ganz fertig. Es gab ein paar Verzögerungen mit den Einrichtungsstoffen für Vorhänge und Hussen und so.“
Maya mochte gar nicht daran denken, wie sie die Farben und Materialien für all die schönen Zimmer gemeinsam ausgesucht hatten – voller Enthusiasmus und Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Als sie hörte, Giorgio würde die Villa vollständig renovieren, Wände einreißen, eine neue Raumverteilung entwerfen und den Garten anders anlegen, wusste Maya, dass er lediglich jede Erinnerung an ihre Anwesenheit dort auslöschen wollte.
Es zerriss ihr das Herz, daran zu denken, wie die langen Flure der Villa irgendwann von Kinderlachen erfüllt sein würden. Giorgio würde diese Kinder mit einer anderen Frau bekommen. Maya hatte das Kinderzimmer mit Liebe und Sorgfalt eingerichtet, nachdem sie von ihrer ersten Schwangerschaft erfahren hatte. Aber dann, nach ganzen fünf Jahren voller zerschmetterter Träume, war sie nicht mehr in der Lage gewesen, überhaupt noch die Tür zum Kinderzimmer zu öffnen.
„Wann fliegst
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