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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Fühlern waren die ersten Beutestücke. Gerade Alex schreckte auch vor Insekten als Fang nicht zurück. Als er mit einer toten Spinne zurückkam, die noch größer war als die Krabbe, war er allerdings totenbleich. Das Tier hatte die ersten Hiebe überlebt und ihn entschlossen, letztendlich jedoch erfolglos, angegriffen, erzählte er Verena. Alles in allem war es erstaunlicherweise schwieriger, Brennholz zu finden, als potenzielle Beutetiere. Lisa kletterte nicht sehr hoch hinauf und hatte daher beim Holz geringe Erfolge zu verbuchen. Dafür fand sie größere Mengen von den Bananenfrüchten, die sie vorläufig als essbar eingestuft hatte. Auch Verena stillte schon einmal ihren ärgsten Hunger an einer davon.
    Bald mussten sie einsehen, dass sie mehr Nahrung beisammenhatten, als sie verzehren konnten, bevor sie verdarb und konzentrierten sich ausschließlich auf das Holzsuchen. Bernd und Alexander setzten diese Tätigkeit auch noch fort, nachdem sie ein weiteres Feuer entzündet und begonnen hatten, das erste Fleisch an Stöcken zu braten. „Wir sollten auf jeden Fall genug Holz haben, damit wir in der nächsten Nacht noch reichlich versorgt sind. Auf Alex!“, befahl Bernd, kaum dass sie sich niedergelassen hatten.
    Klar, das ist richtig. Ich könnte aber wetten, Bernd hat das nur gesagt, weil der den Bratengeruch dann nicht aushalten muss. Mir wird dabei jedenfalls richtig schlecht vor Hunger. Lisa scheint das genauso zu gehen. Aber vielleicht kommt da auch nur die Vegetarierin durch.
     
    *
    Mira erwachte vom Duft bratenden Fleisches. Sie war durstig und hatte unglaublichen Hunger. Außerdem fühlte sie sich unsauber und verschwitzt. Sie musste krank sein und ihre Mutter hatte ihr die Pritsche in der Küche aufgestellt. Die war zwar etwas hart, erlaubte es ihr dafür aber, stets bei ihrer Mutter zu bleiben, die es genoss, sie richtig umsorgen zu dürfen. Es ist schön, wenn sich jemand um dich kümmert, dachte sie, wobei sie aus gutem Grund darauf achtete, kein Zeichen zu geben, dass sie aufgewacht war. Wenn ich mich jetzt bewege, kommt sie sofort angelaufen, fängt an, meine Kissen zurecht zu stopfen, mir Tee einzuflößen oder mich sogar zu füttern! Wenn ich das zulasse, gelingt es ihr irgendwann, mich zu einem hübschen kleinen Scheißabbild von sich Selbst zu machen.
    Das war eine von Miras größten Ängsten. Ihre Mutter liebte sie abgöttisch und es gelang Mira nicht, gänzlich unberührt davon zu bleiben. Andererseits kannte sie nur Verachtung für all das, was sie ihrer Einschätzung nach darstellte. Sie musste einmal sehr schön und sehr leicht zu haben gewesen sein, sonst hätte sich ihr Vater niemals mit dieser dummen, unselbstständigen Person eingelassen.
    Mit dem, was ihren Vater angelockt hatte, war es längst vorbei. Jetzt war sie nur noch die reine Hausfrau und das noch dazu aus Überzeugung. Sie übersah, dass ihr Gatte, eigentlich so lange Mira zurückdenken konnte, stets irgendeine Affäre hatte. Sie kannte keinerlei Bestreben in ihrem Leben, als das Haus in Schuss zu halten und ihre heiß geliebte jüngere Tochter durch eifriges Betüddeln zu einem Ebenbild ihrer selbst zu formen. Mit Miras älterer Schwester war der Mutter das teilweise gelungen, was für Mira eine ständige Mahnung darstellte.
    Genau dadurch mehrte sie stetig das, was sie von Mira trennte. Mira vergötterte stattdessen ihren Vater, der ihr imponierte, indem er beruflich engagiert und erfolgreich war. Er war ein gebildeter Mensch mit vielen, vielen Interessensgebieten. Dadurch wurde Mira jedes der seltenen Gespräche mit ihm zum kleinen Erlebnis. Sie nahm es ihm keineswegs übel, dass er sie gelegentlich ohrfeigte, wenn sie einmal etwas ausgefressen hatte. Dies und die Tatsache, dass er sich de facto kaum jemals um seine Tochter kümmerte und dass er seine Frau als geduldete Hausangestellte hielt, konnte Mira völlig übersehen. Ihr Vater hatte sie schon als Kleinkind stets wie eine Erwachsene angesprochen, während ihre Mutter sie immer noch wie ein Baby behandelte. Nur das zählte. Wenn sie gesund war, ließ Mira sich das von ihrer Mutter schon lange nicht mehr gefallen. Doch wenn sie krank war oder simulierte, um die Schule schwänzen zu können, brachte sie es meist nicht übers Herz, ihrer Mutter nicht wenigstens einmal ihren Willen zu lassen.
    Jetzt hatte sie aber ungeheuren Durst und ihre Stimmung war sofort auf dem Tiefstpunkt, sodass sie übertriebene Zuwendung nicht ertragen hätte. Sie wird es nicht verstehen

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