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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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waschen“, bat sie darum mit sanfter Stimme.
     
    *
    Lisa war froh, eine sinnvolle Aufgabe zu bekommen, und half gerne. Sie hatte versucht, sich an die älteren Jungen zu binden, weil sie ihr Sicherheit zu bieten schienen. Dieser Versuch hatte sich in mehr als einer Hinsicht als Fehlschlag erwiesen. Frederik, den sie gemocht hatte, war gestorben und weder Bernd noch Alexander zeigten Interesse an ihr. Außerdem war es den Beiden bisher noch nicht gelungen, irgendetwas zu unternehmen, das die Situation der Gruppe entscheidend gebessert hätte. Mehr noch als an der Angst vor der feindlichen Natur litt sie an Heimweh. In dem Moment, als Verena zum ersten Mal mit ihr sprach, nahm sie das ältere Mädchen sofort als Ersatzmutter an. Seitdem wich sie ihr nicht mehr von der Seite.
     
    *
    Der Tümpel, den Verena ausgesucht hatte, war einigermaßen sauber. Da er auch recht klein war, änderte sich dieser Zustand rasch, als sie mit Lisas Unterstützung begann, sich und ihre Kleidung vom größten Schmutz zu befreien. Trotz des verschmutzten Wassers ließen sie sich viel Zeit. Ich habe Lisa für eine kleine hirnlose Schlampe gehalten, weil sie sich an Frederik rangeschmissen hat. Ich bin eine doofe Ziege, so hart und voreilig über sie zu urteilen, dachte Verena und erschlug einen einzelnen Moskito, der sich bei so viel nackter Haut schon auf ein Festmahl gefreut haben musste. Eigentlich ist sie doch ganz nett. Ich glaube, sie ist einfach viel zu jung für so was hier und braucht ein bisschen Zuspruch. Wie entsetzt sie auf meine Blutegel und das schlimme Bein starrt. Ich sage jetzt besser was Beruhigendes.
    „Tja Lisa, das sieht ja viel besser aus, als ich dachte. Der Bluterguss am Bauch sieht doof aus, sonst ist da nichts. Das Knie ist nur unbeweglich, weil der Biss weit oben am Unterschenkel war. Sobald die Schwellung ein wenig zurückgeht, kann ich wieder laufen. Die gelben und braunen Verfärbungen sind normal bei Schlangenbissen und haben nichts Böses zu bedeuten.“ Ein enormer Schwall Wasser platschte einige Meter entfernt von oben herab und unterbrach Verena. Das war ihr ganz recht, denn es gab ihr Gelegenheit, eine besonders verharmlosende Formulierung für den Schluss zu finden: „Die Blutegel sind zwar ein bisschen eklig aber sie sind gut, weil sie das Gift raussaugen“, versuchte sie ihr Glück und dachte:
    Was für eine dreiste Lüge. Das verflixte Bein ist so dick geworden, das an einigen Stellen die Haut aufgeplatzt ist. Und wenn es sich verfärbt, fängt es vielleicht an abzufaulen. Ob Blutegel wirklich Gift raussaugen, weiß ich nicht. Auf jeden Fall saugen sie Blut. Ich habe nicht weniger als dreißig Bissmale von den Biestern an mir gezählt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut sein kann. Aber Lisa hat endlich wieder gelächelt. Das ist ja auch was wert.
    Alexanders Triumphschrei riss sie aus ihren Gedanken. Endlich war es ihm gelungen, mithilfe des Zunders Äste in Brand zu setzen. „Das war es!“, stieß er hervor. „Wir haben die ganze Zeit gedacht, die Ästchen wären nicht trocken genug. Das ist anscheinend gar nicht der Punkt! Die Äste der großen Bäume brennen auch im trockenen Zustand nicht! Aber wenn man Holz von den kleinen Büschen nimmt, die vor allem weiter oben, wo es mehr Licht gibt, überall auf den großen Stämmen wurzeln, ist da einiges brennbares dabei! - Oh, äh Entschuldigung.“
     
    *
    Verlegen wandte Alex sich ab. In der Freude über den Erfolg hatte er sich an die Mädchen als das größtmögliche Publikum gewandt. Erst jetzt ging ihm auf, dass Verena noch unbekleidet war und dass er dort eigentlich nicht hinsehen sollte, jedenfalls nicht so offensichtlich. Zuvor hatte er bei der Kletterei zum Holzsammeln fast zufällig geeignete Plätze gefunden, von denen er gründliche Beobachtungen anstellen konnte, ohne entdeckt zu werden. Die Tatsache, dass er diese Gelegenheit durchaus ausgenutzt hatte, vergrößerte jetzt seine Verlegenheit, in dieser an sich eher unschuldigen Situation ertappt worden zu sein.
     
    Was er zu sehen bekommen hatte, gefiel ihm viel besser, als er erwartet hätte. Im angekleideten Zustand, insbesondere in dem wenig körperbetonten Judoanzug, war ihm Verena überhaupt nicht erst ins Auge gefallen. Zumindest im sauberen Zustand waren ihr langes schwarzes Haar und ihr ebenmäßiges Gesicht, objektiv betrachtet, recht ansprechend. Die für seinen Geschmack für Mädchen zu buschigen Augenbrauen und die unvorteilhafte Art, wie sie die Haare straff

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