Der Nacht ergeben
hatte.
»Sonst... schreie ich.«
Er sah sie mit einem süffisanten Ausdruck an.
»Und du willst wirklich herausfinden, was für eine Art Held an diesem Ort zu deiner Rettung eilen wird? Was glaubst du wohl, wer es sein wird? Die Kokser der Gegend? Die Huren, die in der Eingangshalle auf Kunden warten? Ich würde mein Geld auf den Betrunkenen nebenan setzen. Es lag definitiv ein Hauch von Vergewaltigung in der Luft, als ich dich an ihm vorbeigetragen habe.«
Schlagartig begriff Abby, was es mit dem beengten Zimmer, dem Gestank und dem Widerhall von Verzweiflung auf sich hatte. Dante hatte sie in eins der unzähligen zwielichtigen Hotels gebracht, die auf die Armen und Verzweifelten ausgerichtet waren.
Wahrscheinlich hätte sie sich vor Ekel geschüttelt, wenn das nicht die geringste ihrer Sorgen gewesen wäre.
»Die könnten auch nicht schlimmer sein als Sie.«
Er versteifte sich bei ihren anklagenden Worten, und sein Gesichtsausdruck wurde vorsichtig. »Das sind ja ziemlich harsche Worte für den Mann, der dir durchaus das Leben gerettet haben könnte.«
»Ein Mann? Das sind Sie?«
»Was hast du gesagt?«
Seine Finger gruben sich in ihre Schultern, und mit einiger Verspätung wurde Abby bewusst, dass es vielleicht nicht unbedingt die klügste Entscheidung gewesen war, Dante direkt mit dieser Sache zu konfrontieren.
Trotzdem musste sie es wissen. Die Unwissenden mochten ja selig sein, aber unwissend zu sein war auch verdammt gefährlich.
»Sie... Ich habe Sie gesehen. Im Traum.« Sie erzitterte, als die Erinnerungen klar und deutlich vor ihrem geistigen Auge erschienen. »Sie lagen in Ketten, und die haben gesungen, und Ihre... Ihre Fangzähne...«
»Abby.« Er sah ihr tief in die Augen. »Setz dich, dann erkläre ich es dir.«
»Nein.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Was werden Sie mir antun?«
Seine Lippen verzogen sich bei ihrem scharfen Tonfall. »Obwohl mir bei verschiedenen Gelegenheiten mehrere verlockende Ideen durch den Kopf gegangen sind, habe ich im Augenblick nichts anderes vor, als mit dir zu reden. Beruhigst du dich lange genug, um mir zuzuhören?«
Allein die Tatsache, dass er nicht gelacht und ihr erzählt hatte, dass sie den Verstand verloren hätte, intensivierte Abbys Angst noch. Er wusste von dem Traum. Er erkannte ihn.
Abby ließ es zu, dass ihr Instinkt die Oberhand gewann, und zwang sich, eine Resignation vorzutäuschen, die sie bei Weitem nicht empfand.
»Habe ich denn eine andere Wahl?«
Er zuckte mit den Achseln. »Eigentlich nicht.«
»Also gut.«
Schwach folgte Abby Dante zum Bett und wartete, bis Dante von seinem Sieg überzeugt war. Dann stieß sie ihn heftig mit beiden Händen weg. Da er darauf nicht gefasst gewesen war, taumelte er, und eilig rannte sie auf die Tür zu.
Sie war schnell. Dadurch, dass sie mit fünf älteren Brüdern aufgewachsen war, war sie sehr geübt darin, vor einer möglichen Prügelei wegzulaufen. Aber zu ihrem großen Schrecken umschlangen Dantes Arme sie und hoben sie hoch.
Mit einem erstickten Schrei packte sie zwei Handvoll seiner seidigen Haare. Er knurrte leise, als sie heftig daran riss. Dann grub sie die Nägel einer Hand in sein Gesicht.
»Verdammt noch mal, Abby«, fluchte er, und sein Griff lockerte sich, als er versuchte, ihren Angriff abzuwehren.
Abby hielt keine Sekunde inne, sondern wand sich aus seiner Umklammerung. Sie drehte sich um und platzierte einen Tritt, der sich im Laufe der Jahre als dazu geeignet erwiesen hatte, selbst den größten Mann zum Schreien zu bringen und außer Gefecht zu setzen. Dante keuchte auf, während er sich vor Schmerzen krümmte. Ohne eine Pause einzulegen, um ihr Werk zu bewundern, stürzte Abby zur Tür.
Dieses Mal gelang es ihr tatsächlich, den Türknauf zu berühren, bevor sie grob hochgezogen, über seine breite Schulter geworfen und zum Bett zurückgetragen wurde. Sie schrie wieder auf, als Dante sie mit Leichtigkeit auf die stinkende Matratze warf, um ihren sich wehrenden Körper mit einem viel größeren und härteren zu bedecken.
Mit mehr Angst, als sie in ihrem ganzen Leben je gehabt hatte, blickte Abby in Dantes Gesicht. Sie war sich deutlich seiner geschmeidigen Muskeln bewusst, die sich gegen sie pressten. Und des Wissens, dass sie ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.
Unsicher, was jetzt geschehen würde, war sie überrascht, als er allmählich zu lächeln begann.
»Du verfügst über mächtige Waffen für so ein winziges Geschöpf, meine Liebste«, meinte er.
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