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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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entnommen, daß einige andere Laboratorien aus dem ganzen Land ebenfalls Anomalitäten gemeldet hatten. Morgen, dachte Corinth, werden sie wirklich etwas zu hören bekommen.
    Draußen – es war immer noch New York bei Nacht – hatte sich kaum etwas verändert, es war allenfalls etwas stiller, als es sein sollte.
    Er kaufte sich an der Ecke eine Zeitung, stand da und blätterte sie durch. Irrte er sich, oder hatte sich tatsächlich eine schwache Veränderung eingeschlichen, eine etwas mehr literarische Phrasierung, etwas Individuelles, das die Schranken des Redakteurs überwunden hatte, weil sich der Redakteur selbst verändert hatte, ohne es zu wissen? Aber das große Ereignis, das zu gewaltig und noch zu neu war, wurde nicht erwähnt, und auch das alte Bild hatte sich nicht geändert – Krieg, Unruhen, Mißtrauen, Furcht, Haß und Habgier, eine kranke Welt, die verfiel und zugrunde ging.
    Er wurde sich plötzlich bewußt, daß er die engbedruckte Titelseite der Times in nicht ganz zehn Minuten durchgelesen hatte. Er steckte die Zeitung in die Tasche und hastete zur Untergrundbahn.

 
3
     
    Schwierigkeiten gab es überall. Ein empörter Aufschrei am frühen Morgen ließ Archie Brock zum Hühnerhaus rennen, wo St an Wilmer einen Futterkübel niedergesetzt hatte, um seine Faust gegen die Welt zu schütteln.
    „Sieh dir das an!“ schrie er. „Sieh dir das bloß mal an!“
    Brock streckte seinen Kopf durch die Tür und stieß einen Pfiff aus. Der Stall war ein Schlachtfeld. Mehrere Hühnerleichen und blutbespritzte Federn lagen auf dem Stroh, ein paar andere Hennen gackerten nervös auf den Stangen, und das war alles. Der Rest war verschwunden. „Sieht so aus, als ob die Füchse hier reingekommen sind, weil die Tür offengelassen wurde.“
    „Ja.“ Wilmer schluckte seine Wut deutlich hörbar hinunter.
    „Irgendein stinkender Sohn einer …“
    Brock erinnerte sich, daß Wilmer für das Hühnerhaus verantwortlich war, entschied sich aber, es nicht zu erwähnen. Der andere brachte die Sprache selbst darauf, schwieg und blickte finster vor sich hin. „Ich weiß es nicht“, sagte er dann langsam. „Ich habe, wie gewöhnlich, alles noch mal überprüft, bevor ich zu Bett gegangen bin, und ich schwöre, die Tür war verschlossen, wie immer. Seit fünf Jahren bin ich hier und hatte noch nie Ärger.“
    „Dann hat sie vielleicht irgend jemand nach Einbruch der Dunkelheit geöffnet, was?“
    „Ja. Ein Hühnerdieb. Aber es ist komisch, daß die Hunde nicht gebellt haben, ich habe noch nie von irgendeinem gehört, der an ihnen vorbeigekommen ist, ohne daß sie Laut gegeben haben.“
    Wilmer zuckte bitter die Achseln. „Na ja, jedenfalls hat jemand die Tür aufgemacht.“
    „Und später schlichen sich dann die Füchse herein.“ Brock drehte eine der toten Hennen mit der Fußspitze um. „Und mußten vielleicht fliehen, als einer der Hunde in der Nähe herumschnüffelte, und haben die Kadaver hier zurückgelassen.“
    „Und die meisten der Vögel sind in den Wald hinausgelaufen. Es wird eine Woche dauern, sie wieder einzufangen – die, die noch leben. Oh, Judas!“ Wilmer stürmte aus dem Hühnerstall und vergaß die Tür zu schließen. Brock tat es für ihn, irgendwie überrascht, daß er daran gedacht hatte.
    Er seufzte und machte sich wieder an seine morgendlichen Pflichten. Die Tiere schienen heute alle nervös zu sein. Und verdammt, wenn er sich nicht auch in seinem eigenen Kopf seltsam komisch fühlte. Er erinnerte sich seiner Panik zwei Nächte zuvor und der seltsamen Gedanken, die ihm seither durch den Kopf gegangen waren. Vielleicht war es eine Art Fieber, das einen nach dem anderen befiel.
    Nun – er würde später jemanden danach fragen. Es gab viel zu tun heute. Die vierzig Morgen Land im Norden, die er gerade gerodet hatte, mußten gepflügt werden. Die Traktoren waren alle schon eingesetzt, also mußte er sich ein Pferdegespann nehmen.
    Das war ihm nur recht. Brock liebte Tiere; er hatte sie stets besser verstanden und war besser mit ihnen zurechtgekommen als mit den Menschen. Nicht, daß die Menschen ihn schlecht behandelt hatten, jedenfalls schon seit langer Zeit nicht mehr. Die Kinder hatten ihn immer geneckt, damals, als er auch noch Kind war, und dann später hatte es ein bißchen Ärger mit Autos gegeben, und ein paar Mädchen hatten sich vor ihm gefürchtet, und er war von dem Bruder eines der Mädchen verprügelt worden. Aber das lag jetzt Jahre zurück. Mr. Rossman hatte ihm genau

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