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Der Neue Frühling

Der Neue Frühling

Titel: Der Neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dabei warf sie trotzige Blicke in alle Richtungen.
    Wut schoss in Moiraine hoch, und sie lenkte Luft und versetzte der Frau einen harten Schlag auf das Hinterteil. Einen sehr harten Schlag. Aufkreischend machte die Frau einen Satz. Sie griff nach dem Messer, wirbelte herum, suchte mit finsterer Miene nach demjenigen, der sie geschlagen hatte, aber keiner stand näher als zwei Schritte, und die Leute starrten sie mit offenem Staunen an. Sie setzte sich wieder in Bewegung und rieb sich dabei mit beiden Händen.
    Moiraine nickte zufrieden. Vielleicht würde die Möchtegernpferdediebin in Zukunft darauf verzichten, das Pferd einer anderen Frau zu beleidigen. Ihre Zufriedenheit hielt nicht lange vor.
    Im zweiten Gasthaus an der Straße, dem Blinden Schwein, gackerte eine mondgesichtige Frau mit einer langen Schürze, die früher vielleicht weiß gewesen war, dass sie keine Tairener in ihren Zimmern wohnen hatte. Jedes Wort aus ihrem Mund wurde von einem schrillen Lachen begleitet. »Geht lieber, Mädchen«, sagte sie. »Mein Handwerk wird so ein hübsches Ding wie Euch zum Abendessen verspeisen, wenn Ihr nicht schnell verschwindet.« Sie warf den Kopf zurück und brüllte vor Lachen, in das ihre Gäste einstimmten.
    Im Silberpfennig, dem letzten Gasthaus an der Straße, war die Wirtin eine schöne Frau in mittleren Jahren, nicht besonders groß, mit einem fröhlichen Lächeln und glänzendem schwarzen Haar, das sie in einem dicken Zopf trug. Erstaunlicherweise war Nedare Satarovs braunes Wollkleid ordentlich und sauber und von gutem Schnitt, und ihr Gemeinschaftsraum war frisch gefegt. Ihre Gäste waren Männer mit kantigen Gesichtern und Frauen mit harten Augen, aber der Geruch aus der Küche versprach etwas Essbares.
    »Aber ja, meine Lady«, sagte sie. »Eine Tairenerin, auf die Eure Beschreibung passt, wohnt hier. Sie ist nur gerade ausgegangen. Warum setzt Ihr Euch nicht und trinkt einen gewürzten Wein, während Ihr auf sie wartet.« Sie streckte einen Holzbecher aus, den sie die ganze Zeit gehalten hatte. Aus dem Becher strömte der süße Geruch frischer Gewürze.
    »Danke«, sagte Moiraine und erwiderte das Lächeln der Frau fast genauso strahlend. Welch ein Glück, Siuan so schnell zu finden. Aber kurz bevor ihre Hand den Becher erreichte, zögerte sie. In Frau Satarovs Miene hatte sich etwas verändert. Nur eine winzige Kleinigkeit, aber da war jetzt definitiv der Hauch einer Erwartung. Und sie hatte den Becher beim Näherkommen getragen. In den ersten beiden Gasthäusern hatte Moiraine kein Zeichen von Wein sehen können. In diesem Teil der Stadt konnte sich niemand Wein leisten. Gewürze konnten vielerlei andere Düfte überdecken.
    Sie umarmte die Quelle, webte Geist zu einem der geheimen Gewebe der Blauen und berührte die Wirtin damit. Aus dem Hauch einer Erwartung wurde eindeutig Unbehagen. »Seid Ihr sicher, dass die junge Frau genau meiner Beschreibung entspricht?«, fragte sie und zog das Gewebe ein Stück fester. Schweißperlen traten auf Frau Satarovs Stirn. »Seid Ihr absolut sicher?« Noch etwas enger, und eine Spur Furcht trat in den Blick der Frau.
    »Wenn ich darüber nachdenke, hatte sie gar keine blauen Augen. Und ... und wenn ich darüber nachdenke, ist sie heute Morgen abgereist.«
    »Wie vielen ahnungslosen Besuchern habt Ihr Wein gegeben?«, fragte Moiraine kalt. »Wie vielen Frauen? Lasst Ihr sie am Leben? Oder wünschen sie sich nur, sie wären tot?«
    »Ich ... ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt ...«
    »Trinkt«, befahl Moiraine und zog das Gewebe enger, bis es beinahe Panik erzeugte. Zitternd konnte Frau Satarov sich nicht von ihrem Blick losreißen. »Trinkt alles.«
    Die Frau starrte noch immer in Moiraines Augen, als sie den Becher unsicher zum Mund hob und krampfhaft schluckte. Plötzlich weiteten sich ihre Augen, als ihr bewusst wurde, was sie da tat, und mit einem Aufschrei schleuderte sie den Becher in einem Schauer von Weintropfen zur Seite. Moiraine ließ das Gewebe los, aber das minderte Frau Satarovs Furcht nicht. Das Gesicht der Frau verzerrte sich vor Entsetzen, als sie sich in ihrem Schankraum umschaute. Sie raffte die Röcke bis hoch über die Knie und rannte auf die Küche zu, vielleicht auch zur Treppe im rückwärtigen Teil des Raums, aber schon nach drei Schritten taumelte sie von einer Seite zur anderen, und nach drei weiteren krachte sie zu Boden, als wären ihre Knochen geschmolzen, und ihre bestrumpften Beine lagen bis zu

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