Der Neue Frühling
VORWORT
Das Rad der Zeit dreht sich, Zeitalter kommen und vergehen und lassen Erinnerungen zurück, die zu Legenden werden ...
Mit diesen Worten begann Robert Jordan den Roman »Die Suche nach dem Auge der Welt« und legte damit den Grundstein zu einem der erfolgreichsten Fantasy-Zyklen der letzten Jahre.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Rand al'Thor, ein junger Mann, der zum Wiedergeborenen Drachen wird. Am Anfang steht eine Prophezeiung. Sie verkündet die Befreiung des Dunklen Königs, des Bösen schlechthin, und die Wiedergeburt des Drachen, der einst vor Jahrtausenden sein Gefängnis versiegelte und dafür mit Wahnsinn und Tod bezahlen musste. Sie berichtet von einem Mann, der sowohl der Vernichter als auch der Erlöser der Welt sein soll. Er kann die Eine Macht lenken, und er ist der Wiedergeborene Drache, der Tarmon Gai'don schlagen soll, die Letzte Schlacht gegen den Dunklen König.
Mit »Der neue Frühling« legt Robert Jordan die aktuelle Handlung des Zyklus einen Augenblick lang zur Seite und wirft einen von vielen Lesern gewünschten Blick in die Vergangenheit der Welt des Rads und seiner Helden. Denn »Das Rad der Zeit« ist nicht allein Rand al'Thors Geschichte.
Es gibt kein Patentrezept für einen guten Fantasyroman. Vieles muss zusammenkommen und einfach stimmen: ein überzeugender Weltenentwurf und ansprechende Charaktere, die auf dem Papier und, was noch viel wichtiger ist, in der Phantasie des Lesers zum Leben erwachen. Und der Sense of Wonder.
Das trifft hier alles zu. Mit einer bemerkenswerten Lust am Detail hat Robert Jordan eine komplexe Welt geschaffen. Nationen, Sitten und Alltag sind genauso plastisch geschildert wie beispielsweise die Institution der Weißen Burg mit ihren Aes Sedai, den alterslosen Frauen, die die Eine Macht lenken. Und das gilt natürlich erst Recht für die Helden der Geschichte. Ob es nun Rand al'Thor ist, der Junge aus dem kleinen Dorf am Ende der Welt, der mit seinem Schicksal ringt, seine Freunde Mat und Perrin, der Behüter Lan Mandragoran, Frauen wie Nynaeve und Egwene oder die undurchsichtige Aes Sedai Cadsuane Melaidhrin; sie sind alle eigenständige Charaktere, die den Lesern ans Herz gewachsen sind. Und man möchte mehr über sie erfahren, über ihre Vergangenheit – wie sie zu dem wurden, was sie sind.
»Der Neue Frühling« ist der erste von drei geplanten Romanen aus der Welt der Rades, die genau solche Fragen und für die Vorgeschichte signifikante, oftmals erwähnte Geschehnisse aufgreifen.
Den Anfang machen die Aes Sedai Moiraine und ihr Behüter Lan Mandragoran. In »Die Suche nach dem Auge der Welt«, dem Beginn der Saga, bereisen sie schon lange die Welt des Rads auf der Suche nach dem Wiedergeborenen Drachen. Dieser Mission hat Moiraine ihr Leben gewidmet, mit geheimer Rückendeckung von Siuan Sanche, der zu diesem Zeitpunkt amtierenden Amyrlin der Weißen Burg. In dem vorliegenden Roman findet nun ein Rückblick auf die Zeit von Rand al'Thors Geburt statt. Viele bekannte Figuren haben ihren Auftritt, viele Geheimnisse werden aufgedeckt. Vor allem aber ist es ein Roman über die Freundschaft zweier sehr unterschiedlicher junger Frauen, Moiraine Damodred und Siuan Sanche, die bereits in der Geschichte der Weißen Burg eine bedeutende Rolle spielen und es während der Zeit des Wiedergeborenen Drachen noch immer tun.
»Der Neue Frühling« ist ein neuer Roman, wenn auch keine ganz neue Geschichte. Der bekannte SF- und Fantasyautor Robert Silverberg kam 1998 auf die Idee, eine Anthologie mit neuen Novellen über beliebte und erfolgreiche Fantasywelten herauszugeben. Für den Band »Das Meer und kleine Fische« steuerte Robert Jordan die Erzählung »Der Neue Frühling« bei, in der er die erste Begegnung von Moiraine und Lan schilderte, zwei der beliebtesten Nebenfiguren der Welt des Rades.
Diese Novelle bildete die Idee und das Fundament für diesen in sich abgeschlossenen Roman. Stark bearbeitet und beträchtlich erweitert ist sie nun ein Teil dieser viel größeren Geschichte geworden.
Und so beginnt es. Die Aiel belagern Tar Valon, die Inselstadt am gigantischen Drachenberg und Sitz der Weißen Burg. Mutig setzen sich die vereinten Heere der Nationen gegen die Invasoren aus der Wüste zur Wehr, während in der Weißen Burg die junge Aufgenommene Moiraine Damodred und ihre Freundin Siuan Sanche dem Tag ihrer Prüfung zur Aes Sedai entgegenfiebern ...
Andreas Decker
KAPITEL 1
Der Haken
Ein kalter Wind wehte über die schneebedeckte
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