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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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nicht aber weibliche Gesellschaft, und betrachtete die Freude, die ihm der Anblick einer jungen, gutaussehenden Frau ab und zu ­bereitete, lediglich als ein Zeichen dafür, dass er unterhalb der Taille nicht völlig tot war. Nachdem ihm Gott seine Frau genommen hatte, konnte er ihm diese kleine Schwäche gönnen. Wenn Gott ein großes Gewese daraus machen wollte, tja, dann musste Peyton auch mit ihm ein Wörtchen reden, wenn sie sich irgendwann begegneten.
    Der Haken bei Arties Tochter war, dass sie zwar jung war, aber keineswegs gut aussah. Und rank war sie auch nicht. Ganz im Gegenteil, und wenn man’s recht bedachte, war sie auch nicht gerade leicht. Als grazil hatte man sie noch nie bezeichnen können. Aber dann hatte sie die Stadt verlassen, um in Baltimore zu leben, und als sie zurückkam, hatte sie mächtig zugelegt. Wenn sie heutzutage in die Kirche kam, meinte Peyton zu spüren, wie der Boden unter ihren Füßen bebte. Wäre sie noch dicker, müsste sie ent­weder quer gehen, oder man wäre gezwungen, den Gang zu verbreitern.
    Und folglich hatte Peyton sich am ersten Sonntag nach ihrer Rückkehr ins Elternhaus dabei ertappt, wie er fasziniert auf ihren Arsch gestarrt hatte, der unter dem rot-weiß geblümten Kleid ­gewackelt hatte wie ein Rosengarten bei einem Erdbeben. Mög­licherweise hatte er sogar den Mund offen gehabt, als er sich umdrehte und feststellte, dass Artie Hoyt ihn anfunkelte, und danach, tja, da war es zwischen ihnen nie wieder so wie früher gewesen. Allzu nahe hatten sie sich auch vorher nicht gestanden, aber sie waren zumindest höflich zueinander gewesen, wenn sich ihre Wege gekreuzt hatten. Jetzt nickten sie sich nur selten zum Gruß zu und hatten kein Wort gewechselt, bis sie das Schicksal und der vermisste junge Faraday zusammengeführt hatten. Sie hatten ei­nem achtköpfigen Trupp angehört, der am Morgen aufgebrochen und rasch auf sechs geschrumpft war, nachdem der alte Blackwell und seine Frau beinahe umgekippt wären und widerwillig heimgegangen waren, dann auf fünf, vier, drei, bis nur noch Artie und er übrig blieben.
    Peyton verstand nicht, warum Artie nicht aufgab und ebenfalls nach Hause ging. Selbst das maßvollste Tempo, das Molly und er vorlegten, war allem Anschein nach zu viel für ihn, und sie hatten immer wieder warten müssen, damit Artie verschnaufen und einen Schluck Wasser aus der Flasche in seinem Rucksack trinken konnte. Es hatte eine Weile gedauert, bis Peyton klar wurde, dass Artie ihm nicht die Genugtuung gönnen und schlappmachen würde, während er weitersuchte, selbst wenn der andere dabei sterben sollte. Eingedenk dessen hatte es Peyton eine diebische Freude bereitet, eine Zeitlang das Tempo anzuziehen, bis er einsah, dass diese unnötige Grausamkeit nichts brachte und nur seine Bemühungen um Einkehr und Buße trotz eines gelegentlichen Blicks auf junge Frauen zunichte machte.
    Sie näherten sich dem Grenzzaun zwischen diesem Grundstück und dem nächsten, einem brachliegenden, überwucherten Stück Land mit einem Teich in der Mitte, der im Schatten von Bäumen und Schilf lag. Peyton hatte nur noch wenig Wasser übrig, und Molly war durstig. Er hatte vor, sie am Teich trinken zu lassen und dann Feierabend zu machen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Artie etwas dagegen hatte, solange der Vorschlag von Peyton kam und nicht von ihm.
    »Lass uns in das Feld dort gehen und nachgucken«, sagte Peyton. »Ich brauche sowieso Wasser für den Hund. Danach nehmen wir eine Abkürzung zurück zur Straße und laufen in aller Ruhe zu den Autos. Ist dir das recht?«
    Artie nickte. Er ging zum Zaun und versuchte sich daran hochzuziehen. Er bekam einen Fuß vom Boden, aber der andere wollte nicht folgen. Er hatte einfach nicht die Kraft weiterzumachen. ­Peyton fand, dass er aussah, als wolle er sich hinlegen und sterben. An seiner Weigerung aufzugeben, war etwas Bewundernswertes, auch wenn sie weniger mit seiner Sorge um Bobby Faraday zu tun hatte als mit seiner Wut auf Peyton Carmichael. Zu guter Letzt aber musste er sich geschlagen geben und landete wieder auf der gleichen Seite, auf der er angefangen hatte.
    »Gottverdammt«, sagte er.
    »Moment«, sagte Peyton. »Ich schieb dich rüber.«
    »Ich schaffe das schon«, sagte Artie. »Lass mich nur einen Moment verschnaufen.«
    »Komm schon. Keiner von uns ist mehr so jung, wie er mal war. Ich helfe dir rüber, dann kannst du mir von der andern Seite zur Hand gehen. Hat doch keinen Sinn, dass wir uns umbringen,

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