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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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aber was er damit meint, sagt er nicht. Da waren wir nur noch drei Mann. Also, ich und Jethro fieren Mr. Herrick ins Dingi, aber der andere, der kleine Segelmacher, sagt, er bleibt beim Don.« An dieser Stelle hatte Lincoln so gezittert, daß er zunächst schwieg. »Wir also nix wie ab«, fuhr er dann fort. »Und da geht der Schoner auch schon hoch, und den armen Jethro haut's über Bord. Ich hab' gepullt wie verrückt und dabei gebetet, daß Mr. Herrick wieder zu sich kommt und mir sagt, was ich tun soll.« Vor lautlosem Schluchzen konnte er eine Weile nicht weitersprechen. »Dann seh' ich hoch – und da is' sie in Lebensgröße, die alte Undine. Ich schüttel' Mr. Herrick und rufe: »Hallo, wachen Sie auf, das Schiff kommt uns holen!« Und er – also, er guckt mich bloß an und meint: »Na und? Was hast du denn gedacht?««
    Leise hatte Bolitho gesagt: »Danke, Lincoln. Das sollst du nicht umsonst getan haben.«
    »Und Sie werden auch nicht vergessen, in Ihren Bericht das über Mr. Pigsliver zu schreiben, Sir? Ich – ich meine, Sir, er mag ja 'n Don sein, aber...« Und dann war Lincoln völlig zusammengebrochen.
    Jetzt, als Bolitho ruhelos an den Sechspfündern entlangging, wo die Geschützführer im Sonnenschein knieten, Zubehör durchsahen, Leinen und Blöcke prüften, die Oberkörper noch von Ruß und getrocknetem Blut befleckt, da versprach er sich: Nein, ich werde Puigserver nicht vergessen.
    »Deck ahoi!«
    Geblendet schaute er hoch.
    »Offenes Wasser voraus, Sir!«
    Hinter sich hörte er Schritte und fuhr herum. »Allday, wo, zum Teufel, waren Sie so lange?«
    Aber es war nicht Allday.
    Bolitho lief über das Deck und streckte beide Hände aus, ungeachtet der neugierigen Gesichter rechts und links.
    »Thomas!« Er ergriff Herricks Hände. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Herrick lächelte schwach. »Ich bin immer noch derselbe, Sir.«
    »Sie sollten unten bleiben, bis...«
    »Deck ahoi! Segel im Osten!«
    Herrick zog die Hände zurück und sagte gelassen: »Ich bin schließlich Erster Leutnant, Sir.« Langsam blickte er sich auf dem Achterdeck um, sah die Splitter, die von Musketenkugeln zerfetzten Hängematten. »Mein Platz ist hier.«
    Davy trat herzu und tippte an den Hut. »Wieder klar Schiff zum Gefecht, Sir?«
    »Ja.«
    Lächelnd sagte Davy zu Herrick: »Anscheinend hatten Sie auch nicht mehr Glück mit dem Schoner als ich. Aber ich bin sehr froh, daß Sie wieder da sind, und das ist die pure Wahrheit.«
    Herrick faßte an seinen frischen Kopfverband und zuckte zusammen. »Wenn man mir nicht versichert hätte, daß es anders war, dann würde ich sagen, Puigserver hat mir selber eins über den Schädel gegeben. So sehr war er darauf versessen, die Sache zu Ende zu bringen.«
    Er schwieg, die Trommeln wirbelten, die müden Gestalten an Geschützen und Brassen sprangen auf. Der letzte Streifen Land glitt hinter ihnen zurück, und die blaue, von kräftiger Dünung belebte See erstreckte sich endlos bis zur glitzernden Kimm. Backbords voraus, Rumpf und Spieren schwarz gegen das Licht, stand die Argus. Sie schien nur sehr langsame Fahrt zu machen, die Rahen waren vierkantgebraßt, um sie auf konvergierendem Kurs zu halten.
    »Vier Meilen, würde ich sagen«, murmelte Herrick.
    »Ungefähr.«
    Bolitho studierte das gegnerische Schiff genau, er konnte einfach nicht wegsehen. Sie erinnerte ihn an eine Wildkatze, wie sie dort durch die weißköpfigen Wellen schlich: zielstrebig, hinterhältig, tödlich.
    Er bildete sich ein, das Quietschen der Lafetten zu hören, als der glatte Rumpf auf einmal von Kanonenrohren gespickt war. Le Chaumareys ließ sich Zeit, wartete Bolithos ersten Zug ab.
    Die Spannung kehrte stärker zurück. Vielleicht hatte Le Chaumareys das alles so vorausgeplant, weil er seinem Verbündeten Muljadi nicht traute und damit rechnete, daß Bolitho ein Unentschieden, vielleicht sogar einen Sieg erkämpfen würde, wenn er sich seine Angriffsweise selbst aussuchen konnte.
    Die Männer der Undine hatten einen harten Kampf hinter sich. Forschend musterte er die von Kugeln durchlöcherten Segel, hörte den Schiffszimmermann und seine Gang im unteren Raum hämmern. Er wußte, daß er vi el von ihnen forderte, wenn sie jetzt schon wieder und gegen diesen mächtigen, schwarzbäuchigen Veteranen der französischen Flotte antreten sollten.
    Dann blickte er die Männer in seiner unmittelbaren Nähe an. Er brauchte alle Seemannschaft, die sie besaßen, und nicht zuletzt ihren ganzen Mut.
    »Na,

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