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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Heiße Wut
    Es ist Spätsommer, aber die Luft schmeckt schon nach Herbst. Wir haben eine Demo organisiert und auf dem Kapuzinerplatz und in der Tumblingerstraße wimmelt es von Menschen. Ein paar Elektroautos gleiten fast lautlos im Schritttempo vorbei, durch die Windschutzscheibe kann ich die finsteren Gesichter der Fahrer sehen. Ja, wir stören und das ist genau der Sinn der Sache. Ich stehe vor dem sandfarbenen Gebäude des Instituts für Tropenökologie, dort drinnen tagt der deutsche Umweltminister gerade mit Kollegen aus Asien, Afrika und Südamerika. Sie entscheiden über eine Welt, die ihnen nicht gehört, und über Wälder, die ihnen nichts bedeuten. Ein paar Polizisten stehen am Eingang, wachsam beobachten sie uns. Wir halten ihnen unsere Transparente ins Gesicht, auf denen Der Regenwald gehört allen! und Stoppt die Abholzung! steht. Um mich herum ist ein Gedränge, das immer dichter wird, mindestens siebenhundert Menschen sind es, oder schon achthundert, tausend? Ich fühle mich, als hätte ich auf nüchternen Magen Sekt getrunken. Es ist so schön, von Leuten umgeben zu sein, die alle das gleiche Ziel haben, die es auch nicht kaltlässt, was mit der Erde geschieht.
    Ein schneller Blick in die Runde, um zu sehen, wo meine Freunde sind: Lena-Marie und ihr Freund Mark stehen dort vorne in der Menge, sie unterhalten sich gerade mit einem bärtigen Mann, auf dessen T-Shirt Ich esse keine Klone! steht. Sarah betreut den Infostand unserer Organisation Living Earth und quatscht mit einem jungen Paar. Als sie mich sieht, winkt sie mich heran. »Cat, könntest du ein paar Flyer verteilen?«
    »Klar, mach ich.« Ich schnappe mir einen Packen vom Infostand und biete die Flyer Passanten an; viele von ihnen sind auf dem Weg zur Agentur für Arbeit, das klotzige Gebäude gleich nebenan. Manche lassen das Stück Papier in den nächsten Mülleimer segeln, aber andere lesen es und ein Mann geht sogar zum Infostand. Yeah! Wieder einer mehr.
    Im Grunde warten wir. Darauf, was im Institut entschieden wird. Es geht um ein Abkommen zum Schutz der Regenwälder, schon längst hätte es beschlossen werden sollen. Jetzt haben wir schon das Jahr 2025 und noch immer wird um den genauen Wortlaut gefeilscht. Wir sind hier, um diese Minister daran zu erinnern, dass es viele Menschen interessiert, was sie dort drinnen aushecken. Die Kerle sollen hören, sehen und spüren, dass wir ihnen auf die Finger schauen.
    Ich bin alle Flyer losgeworden und krame meine Kamera aus der Jackentasche, um ein paar Fotos für unseren Blog zu schießen. Doch ein rotes Licht blinkt auf – Akku leer. »Mist!«
    »Passiert mir auch ständig«, sagt eine Stimme. Rechts neben mir in der Menge steht ein schlanker blonder Typ, vielleicht zwei, drei Jahre älter als ich und einen halben Kopf größer. Ziemlich gut sieht er aus, trotz oder vielleicht wegen der leicht gebogenen Nase. Unter seinen schlichten Non-function-Klamotten – sein Hemd sieht nicht aus, als könnte es irgendetwas – erkenne ich breite Schultern. Weil es inzwischen richtig voll ist vor dem Institut, stehen wir so nah beieinander, dass sich unsere Arme beinahe berühren. Er kramt in der Innentasche seiner blauen Windjacke. »Ich schau mal, ob ich noch einen hab.«
    Als ich den alten Akku aus der Kamera gefummelt habe, hält er mir tatsächlich einen neuen hin. »Hey, danke«, sage ich. »Aber wie soll ich dir den zurückgeben?«
    »War nicht so teuer. Schenk ihn einfach weiter, wenn jemand anders mal einen braucht, okay?«
    »Okay«, sage ich und einen Moment lang lächeln wir uns an. Er hat graue Augen, die mich in Sekundenschnelle einzuschätzen scheinen, und einen spöttischen Zug um die Mundwinkel.
    Bewegung kommt in den lebenden, atmenden Pulk, in dem wir stecken. Irgendetwas passiert. Wir sind fast ganz vorne, deshalb sehen wir, dass jemand aus dem Gebäude gekommen ist. Flankiert von Polizisten steht dort ein Mann im dunklen Anzug. Er versucht irgendetwas zu verlesen, aber keiner versteht ein Wort. Unruhiges Gemurmel um mich herum. Wir alle wollen jetzt endlich wissen, was los ist, ob das Schutzabkommen beschlossen worden ist oder nicht. Schließlich gibt jemand dem Mann ein Mikrofon. »Die Minister haben sich darauf verständigt, dass eine Expertenkommission bis zum Treffen im nächsten Jahr das Thema der illegalen Abholzungen näher untersuchen wird. Damit ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft getan.«
    Was soll das bedeuten? Das heißt doch, dass die Kerle sich nicht einigen

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