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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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darf ihre Jungen unter sechs und alle Mädchen unter zehn mitnehmen. Wenn du glaubst, dass ich schreckliche Dinge zu sehen bekomme, denke nur an diese armen Kinder“, sagte sie grimmig.
    „Warum musst du inkognito reisen?“
    „Ich werde über alle Missstände Buch führen. Wenn der Kapitän und die Besatzung wissen, dass ich deine Schwester bin, werden sie ihre Taten heimlich begehen. Wir möchten eine wahrheitsgemäße Aufzeichnung der Reisebedingungen haben, und daher können wir meine vornehmen Familienbande nicht offen legen.“
    „Das heißt aber nicht, dass ich dir nicht jemand . . .“
    „Eine Lehrerin lässt sich nicht von einem Diener begleiten.“
    Jordan seufzte. „Also ist es für dich beschlossene Sache, dass du auf der Chastity reisen wirst!“
    Die Kutsche hielt ruckelnd vor dem Stadthaus der Blackmores, einer eindrucksvollen Villa im palladianischen Stil. Jordan trat auf den vereisten Weg hinaus und half Sara beim Aussteigen. „Gibt es gar nichts, mit dem ich dich umstimmen könnte?“
    „Nichts. Ich muss es einfach tun. Alles wird gut gehen.“ „Nur du bist von meiner Familie übrig geblieben.“
    „Du wirst mich schon nicht verlieren. Glaub mir, das Jahr wird schnell vergehen.“
    Als Hargraves ihr den Mantel an der Tür abnahm, bedachte sie ihn mit einem tadelnden Blick, unter dem das Gesicht des armen Hargraves rot anlief. „Es tut mir Leid, Miss. Wirklich.“ Wie immer wurde Sara weich, als sie den reuevollen Ausdruck des Dieners sah. Sie tätschelte seine Hand und sagte: „Das ist schon in Ordnung. Du hast nur deine Pflicht getan.“ Während sie die mit dicken Teppichen ausgelegte Treppe hinaufging, sah Jordan ihr nach. Diese Frau war viel zu freundlich und großzügig. Wie nur würde sie auf einem Sträflingsschiff überleben? Ihre Arbeit in dem Damenkomitee hatte ihr zwar eine Ahnung menschlichen Elends vermittelt, doch sie war niemals direkt damit konfrontiert worden. Wenn sie erst auf dem Schiff war, würde sie dort für ein Jahr oder länger festsitzen. Ungeschützt und allein.
    Als er ihren schlanken Rücken betrachtete, die kastanienbraunen Haarsträhnen, die sich aus ihrem Chignon gelöst hatten, und ihren weiblichen Gang, seufzte er leise auf. Sara war sich ihrer Reize gar nicht bewusst. Sie mochte sich in Gesellschaft zwar unwohl fühlen, doch das hatte die Männer noch nie davon abgehalten, sie zu begehren. In ihrer ersten Ballsaison hatte er genügend übereifrige Verehrer abwehren müssen.
    Sie zog die Männer mit ihrer Intelligenz und ihrer offenen Art an, die sie allen Menschen, ungeachtet ihres Standes, entgegenbrachte.
    Da er sie nicht schutzlos auf dieses Schiff gehen lassen konnte, musste er andere Vorkehrungen für ihre Sicherheit treffen.
    Sobald Sara außer Hörweite war, wandte er sich an Hargraves. „Kennst du irgendwelche Matrosen?“ „Ja, Mylord. Mein jüngster Bruder Peter ist Matrose.“
    Rasch entwickelte Jordan einen Plan. „Kann er sich selbst verteidigen, und könnte er auch jemand anders schützen?“
    „Er hat sechs Jahre lang bei der Marine gedient, bevor er auf einem Handelsschiff angeheuert hat. Er soll ein guter Kämpfer sein.“
    „Ist er im Moment unterwegs?“
    „Nein, er ist vor zwei Wochen in den Hafen zurückgekehrt, Mylord. “
    „Hervorragend. Glaubst du, dass er für einen ordentlichen Batzen Geld in einigen Tagen wieder auf große Fahrt gehen würde?“
    Der Diener nickte. „Ich bin sicher, dass er dazu bereit ist. Er ist unverheiratet, und außerdem ist er mir noch einen Gefallen schuldig.“
    „Lass ihn morgen früh um zehn hierher kommen. Und pass auf, dass Sara ihn nicht sieht.“
    „Natürlich“, erwiderte Hargraves verschwörerisch. „Und darf ich sagen, Mylord, dass Peter sich für Ihre Zwecke gut eignen wird. “
    „Das hoffe ich.“ Lächelnd entließ Jordan Hargraves. Er war froh, dass er eine Möglichkeit gefunden hatte, gewissermaßen aus der Feme Sara zu beschützen, während sie sich auf diesem schrecklichen Schiff befand. Wenn Peter Hargraves ihm der Aufgabe gewachsen erschien, würde Sara auf der Chastity einen Begleiter haben - ob sie ihn nun wollte oder nicht.

2. KAPITEL
    Eine Woche nach Saras Unterhaltung mit ihrem Stiefbruder stand sie an Deck der Chastity. Es war früher Morgen, und auf dem Ozean kräuselten sich nur kleine Wellen. Ein herrlicher Anblick. Obwohl sie ihn erst vor zwei Tagen zum ersten Mal gesehen hatte, als sie aus der Themse ins offene Meer hinausgeglitten waren, liebte sie jetzt

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