Der Prinz der Hölle
verwandeln. In Kürze war sie erneut Ilura, die bezaubernd schöne dunkelhaarige Frau, wie sie sie kannten, mit gelben Augen und fließenden Bewegungen, die ihre Reptilseele verrieten.
Sie setzte sich auf und sah gesund und erholt aus.
»Es geht mir … jetzt gut«, beantwortete sie Sonjas fragenden Blick. »Danke, Rote Sonja … und Euch ebenfalls Dank, Elath …«
»Ich bin es, die zu danken hat, Ilura«, sagte Sonja schnell. »Ich wäre in die Tiefe gestürzt, wenn Ihr nicht …«
Die Schlangenpriesterin unterbrach sie. »Wir beide … wir alle waren vonnöten. Vielleicht sollten wir eine Lehre daraus ziehen.« Sie schien ganz zu erwachen und schüttelte den Kopf, während sie aufstand. »Doch jetzt … was ist mit meinem Vater?«
»Das wissen wir nicht«, antwortete Omeron. »Meine Untertanen kämpfen auf den Straßen und scheinen Du-jums Soldaten zu besiegen. Doch von dem Hexer wissen wir nichts.«
»Wir müssen uns zum Tempel begeben«, sagte Ilura. »Zum Tempel Urmus. Ihr zweifelt, Fürst Omeron? Urmu ist der Gott meines Vaters. Der Tempel des Finsteren Gottes wurde von Eurem Volk schon lange nicht mehr benutzt, doch Du-jum beabsichtigte, ihm zum alten Glanz zu verhelfen. Ich bin überzeugt, dass er auf dem Weg dorthin ist, um zu neuen Kräften zu gelangen.«
»Ja«, bestätigte Elath, »und um sich Urmus Hilfe bei der Beschaffung von Legionen aus den Höllen zu erbitten.«
»Dann sehen wir zu, dass wir dorthin kommen!« rief Omeron.
Sonja blickte ihn forschend an. »Fühlt Ihr Euch denn gut genug?«
»Ja, bei Mitra! Und mein Volk braucht mich!«
»Und Ihr, Ilura?«
»Ich fühle mich kräftig«, antwortete die Schlangenfrau. »Die Kraft des Zepters heilt mich, und Du-jums Zauber ist fast verflogen. Ich spüre nur noch ein schwaches Trommeln in der Luft, das nicht mehr lange anhalten kann. Gehen wir!«
Am Tempel hatten Du-jums Männer sich die Treppe hochkämpfen müssen, denn die bewaffneten Bürger hatten sie verfolgt. Doch kaum waren sie im. Innern, schlossen sie schnell mit vereinten Kräften die schwere Steintür, und sechs Thesrader verloren Arme oder Füße, als sie es verhindern wollten.
Es war still und dunkel im Tempel, in dem es grauenvoll nach den aufgehäuften Leichen stank, die Du-jum in Vorbereitung für sein Massenopfer zu dem Geiergott hierher hatte bringen lassen. Doch jetzt war keine Zeit für ein großes feierliches Ritual.
Die Tempelwände erzitterten unter dem Tumult der Massen ringsum, obgleich selbst das’ lauteste Gebrüll nicht durch die dicken Steinquader dringen konnte.
Du-jum stemmte sich aus der Sänfte und schritt langsam und von Schmerzen gequält den breiten Gang des Tempels entlang zu der gewaltigen alten Statue Urmus, des Dunklen Vogels, die auf einem großen Podest am westlichen Ende des Schiffes stand.
»Urmu … Terror ismu betmu ara arera itba dibutu oiyei … «
Im weichen Licht der Fackeln, im Dunst, der von den übel riechenden Leichen aufstieg, wirkte die Statue leicht verschwommen. Immer noch erzitterten Wände und Säulen ganz leicht.
Du-jums Soldaten murmelten und fluchten unterdrückt. Es gefiel ihnen hier gar nicht, aber sie wussten, dass der sichere Tod sie auf den Straßen erwartete. Ihre letzte Hoffnung lag in ihrem dunklen Gebieter, wenn es ihm gelang, durch Urmu seine Kräfte wiederzugewinnen, und er seine ganze Macht zurückerlangte.
Du-jum näherte sich nun dem blutbefleckten Altar Urmus und legte den uralten Dolch mit dem so ungewöhnlich geschnitzten Griff darauf. Fast sofort fing die Waffe in einem bleichen Licht zu glühen an.
»Füll mich mit deiner Macht, o Urmu!« rief der Hexer. »Führ mich zu der Tür, von der dieses Siegel kommt, damit ich dir dienen kann, indem ich die finsteren Legionen um mich schare, um alle Länder der Welt zu unterdrücken. Leite mich, o Vogel des Todes, und ich verspreche dir, Tempel in jedem Land zu errichten, damit du überall auf der Erde angebetet wirst. Und du sollst für immer und alle Zeit Menschenfleisch als Opfer dargeboten bekommen …«
Da stieß plötzlich ein Soldat vorne im Tempel einen heiseren Schrei hervor. Der Mann neben ihm tat es ihm gleich, weitere Schreie folgten, Schwerter wurden gezogen, Speere gehoben.
In seinem finsteren Gebet unterbrochen, drehte Du-jum sich um und sah sich einem Alptraum gegenüber, doch keinem, der seinen eigenen Künsten entsprungen war.
Wogen von Schlangen quollen innere Treppen und Öffnungen im Tempelboden hoch – ein sich windender Teppich aus
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