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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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herumzuführen, dass sie am Ende sogar an einem Kreuzzug teilnehmen durfte, ist bis ans Ohr meines Sohnes gedrungen. Und da er genauso ist, wie auch ich früher war, bevor es Allah gefallen hat, mich an diesen Ort zu bringen, und ich - zugegeben - an Gewicht ein wenig…«, er hüstelte verlegen, »… zugelegt habe, gab es für ihn natürlich fortan keinen größeren Wunsch, als dieses Weib zu seiner Frau zu nehmen.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber was rede ich. Ich glaube, ihr kennt euch schon.«
    Und damit trat er endgültig zur Seite und gab den Blick auf den abgetrennten Raum hinter dem Vorhang frei. Und auf eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt, die bisher hinter ihm verborgen gewesen war.
    Robins Herz machte keinen weiteren Sprung bis in ihren Hals hinauf. Es blieb einfach stehen.
    Jedenfalls schien es ihr so. Sie war nicht fähig, zu denken, irgendetwas zu tun, nicht einmal zu atmen. Endlose Augenblicke lang stand sie einfach da und starrte den schlanken, bronzehäutigen Tuareg-Krieger an. Salim seinerseits erwiderte ihren Blick ebenso reglos, mit unbewegtem Gesicht und genau wie sie, ohne zu atmen oder zu blinzeln. Nur in seinen Augen konnte sie die Andeutung eines Lächelns erkennen.
    »Salim?«, flüsterte sie.
    Salim rührte sich immer noch nicht. Er starrte sie nur an.
    »Salim?«, flüsterte sie noch einmal. Hatte Harun sich eine neue Grausamkeit für sie ausgedacht, war dies ein weiteres, böses Spiel, das er sich mit ihr erlaubte? Oder war es vielmehr sie selbst, die sich nicht gestattete, zu glauben, was ihre Augen ihr zeigten?
    »Nun, immerhin scheinst du dich noch an seinen Namen zu erinnern«, sagte Harun spöttisch. Sein Blick wanderte zwischen Robin und seinem Sohn (seinem Sohn?) hin und her, und unter dem schwarzen Gewand hüpfte sein Bauch sichtbar auf und ab, so schwer fiel es ihm, nicht erneut vor Lachen laut und schallend herauszuplatzen. »Aber weißt du, mein liebes Kind, das hier ist keines unserer Märchen, in dem du dreimal den Namen eines Dschinns rufen musst, damit er erscheint.«
    Nicht, dass Robin verstanden hätte, was er damit meinte, oder ihm auch nur zuhörte. Salim. Es war Salim. Sie täuschte sich nicht. Es war kein böser Zauber. Keine weitere Grausamkeit. Der schlanke Krieger, der hinter Harun hervorgetreten war, war kein anderer als Salim, der Mensch auf der Welt, der ihr mehr bedeutete als alles andere.
    Langsam löste sie sich von ihrem Platz am Fenster und ging auf den Tuareg zu. Salim kam ihr nicht entgegen, sagte nichts und rührte keine Miene. Nur die Wärme in seinen Augen nahm zu und mit jedem Schritt, den Robin sich ihm näherte, schlug ihr Herz heftiger, zitterten ihre Hände und Knie stärker.
    »Aber… aber wieso sein… sein Sohn?«, flüsterte sie ungläubig.
    Es war Harun, der antwortete. »Oh, er ist nur einer von vielen«, gestand er. »Um ehrlich zu sein, ich weiß selbst nicht genau, wie vielen. Aber er ist mir zweifellos näher als die anderen.«
    »Aber du bist doch… ein Sklave«, murmelte sie fassungslos. Sie hatte das Gefühl, Unsinn zu reden. Sie plapperte einfach nur, um etwas zu sagen, ohne wirklich zu wissen, was sie sagte. »Bruder Abbés Sklave.«
    »Der Orden der Tempelritter und wir sind schon seit langem in Freundschaft verbunden«, erklärte Harun mit leicht gereiztem Ton. Vielleicht war er es nicht gewohnt, dass jemand, mit dem er sprach, nicht einmal in seine Richtung sah. »Es lag nur nahe, dass ich denjenigen meiner Söhne, der eines Tages womöglich mein Nachfolger wird, ins Land der Ungläubigen schicke, damit er bei unseren Verbündeten ihre Lebensweise und ihre Art zu denken kennen lernt. Es war allerdings nicht vorgesehen, dass er sich in ein Bauernmädchen verliebt. Und schon gar nicht in eine Wildkatze.«
    Zwei Schritte vor Salim blieb Robin stehen, maß ihren alten Freund mit einem langen Blick von Kopf bis Fuß, als traute sie sich immer noch nicht zu glauben, was sie sah, und hob schließlich die linke Hand, an deren Mittelfinger der schmale, goldene Ring des Sarazenen blitzte. »Dann ist das hier…?«
    »Alles, was er dir geben konnte, als ihr draußen auf dem Meer getrennt wurdet«, antwortete Harun an Salims Stelle. »Für dich mag es nur ein Schmuckstück gewesen sein, eine Erinnerung, aber glaube mir, kein Schwert, kein Schild und keine Rüstung hätte dich besser zu beschützen vermocht.«
    »Soll das heißen…«, Robin sog scharf die Luft ein, »… soll das heißen, du hast die ganze Zeit über

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