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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vermutete, dass es sich um Latein handelte, denn sie sahen völlig anders aus als die verschlungenen arabischen Schriftzeichen, die sie in Hama gesehen hatte. Der Trog war zu einem guten Viertel mit Wasser gefüllt, das vor Hitze dampfte, und daneben standen einige Krüge mit offensichtlich kaltem Wasser, deren bloßer Anblick unangenehme Erinnerungen in Robin weckte.
    »Wieso ist das Wasser heiß?«, fragte sie.
    »Nun, es gehört zu den Vorzügen von Burgen, die hoch über Tälern liegen«, antwortete Aisha spitz, »dass man seine Gäste schon von weitem kommen sieht und Vorbereitungen treffen kann. Bei einigen ist das allerdings nicht nötig. Man kann sie riechen.«
    Robin fühlte, wie Wut in ihr aufstieg; sie fand, dass Aisha den Scherz allmählich übertrieb. Widerwillig legte sie auch noch den Rest ihrer Kleider ab und versuchte ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. Aisha schüttelte dazu nur den Kopf und versetzte dem Kleiderstapel neben Robin einen Tritt. »Bringt das weg!«, befahl sie den beiden Sklavinnen. »Und verbrennt es.«
    In Anbetracht der prachtvollen Kleider, die die beiden Frauen auf der anderen Seite des Troges abgelegt hatten, empfand Robin ein flüchtiges Bedauern. In den zurückliegenden beiden Jahren hatte sie sich daran gewöhnt, fast ununterbrochen Männerkleidung zu tragen. Vor allem war sie viel praktischer als Frauenkleider - und sie war ein Teil des Lebens geworden, das Robin geführt hatte. Ein Teil dessen, was sie inzwischen war.
    »Worauf wartest du?«, fragte Aisha.
    Robin blickte zweifelnd auf das dampfend heiße Wasser hinab.
    »Soll ich etwa… da hineinsteigen?«, fragte sie.
    Aisha zog die Augenbrauen zusammen. »Selbstverständlich«, antwortete sie. »Hast du etwa noch nie eine Badewanne gesehen, du Dummkopf?«
    »Nein«, antwortete Robin wahrheitsgemäß. Sie hatte oft und gerne gebadet, aber stets nur in Bächen oder Flüssen, allenfalls in einem Zuber, in dem Salim sie mit kaltem Wasser übergossen hatte, niemals jedoch in einem Gefäß wie diesem, in dem sie vermutlich gekocht werden sollte wie ein Fisch.
    Aisha verdrehte die Augen. »Dann wird es Zeit, dass du es lernst.« Ohne viel Federlesens ergriff sie Robin am Arm und zwang sie mit erstaunlicher Kraft, in das immer noch dampfend heiße Wasser zu steigen.
    Das Gefühl war anders, als sie erwartet hatte. Im allerersten Moment dachte sie, dass das heiße Wasser sie verbrühen würde, doch wenige Sekunden später schon empfand sie es als ungemein wohltuend. Verwirrt ließ sie sich weiter in das nach Kräutern und Rosenöl duftende Wasser sinken und biss die Zähne zusammen, als sich all die unzähligen kleinen Kratzer und Schrammen, die sie sich während ihres Ritts durch die Wüste zugezogen hatte, schmerzhaft in Erinnerung brachten. Auf Aishas Geheiß hin gab Nemeth getrocknete Blütenblätter und eine ölige Essenz, von der ein betäubend schwerer Duft ausging, ins Wasser. Zum ersten Mal im Leben begann sie zu begreifen, was das Wort Luxus bedeutete.
    Aisha schickte die beiden Sklavinnen fort und verschwand dann für einen Moment hinter dem Vorhang. Als sie zurückkam, hatte sie sich umgezogen. Sie trug jetzt ein knappes Kleid mit kurzen Ärmeln und bunten Stickereien; Robin verspürte einen flüchtigen Stich von Neid, als sie sah, wie perfekt sich Aishas schlanker Körper darunter abzeichnete.
    Sie war deutlich fraulicher als Robin, ohne dabei füllig zu sein, und wieder, wie schon beim ersten Mal, als sie die Araberin gesehen hatte, beneidete sie sie für einen Moment um diesen Körper. Ihr eigener Leib, den sie durch das leicht ölige Wasser hindurch betrachtete, hielt einem Vergleich nicht Stand. Ihre Brüste waren klein und flach, ihre Hüften schmal und ihre Schultern- und Oberarmmuskeln sowie ihre Waden durch die unzähligen Stunden, die sie mit Salim geritten und das Kämpfen gelernt hatte, viel zu muskulös. Kein Wunder, dass man sie zwei Jahre lang ohne weiteres für einen jungen Mann gehalten hatte. Sie verstand immer weniger, wieso Harun ausgerechnet sie begehrte, wo er eine doch solch unvergleichliche Schönheit wie Aisha haben konnte.
    »Du solltest deine Kleider ebenfalls ausziehen«, sagte Aisha, an Nemeth gewandt. »Ich werde sie auch verbrennen lassen.«
    »Aber das ist das einzige Kleid, das ich habe!«, protestierte Nemeth.
    »Zieh dich aus!«, befahl Aisha, schärfer und diesmal mit einem ärgerlichen Blick.
    Das Mädchen hielt ihm nur einen Herzschlag lang Stand, dann begann es

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