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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und kämpfte ebenso mühsam wie vergebens einige Herzschläge lang darum, aufrecht sitzen zu bleiben. Schließlich ließ sie sich erschöpft mit Kopf und Schultern gegen die Wand in ihrem Rücken sinken. Sie zitterte am ganzen Leib und ihr Herz raste vor Anstrengung. Dennoch stahl sich ein dünnes, zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen. Seit sie dieses dreimal verfluchte Schiff betreten und die ganze Bedeutung des Wortes Seekrankheit begriffen hatte, hatte sie sich öfter und ausgiebiger übergeben als während ihres gesamten Lebens zuvor. Doch zumindest war ihr bislang die Erniedrigung erspart geblieben, ihre Bettstatt und sich selbst zu besudeln. Und das würde auch so bleiben, solange sie noch atmete und die Kraft aufbrachte, sich vorzubeugen.
    Die Sankt Christophorus legte sich unter dem Anprall einer weiteren Welle auf die Seite und neigte sich gleich darauf ächzend in die Gegenrichtung. Robin schloss stöhnend die Augen - was sich als keine gute Idee erwies. Die dunklen Schatten hinter ihren Lidern begannen wieder zu tanzen, und obwohl in ihrem Magen rein gar nichts mehr war, was er hätte von sich geben können, befiel sie erneut eine Übelkeit, schlimmer noch als all die Male zuvor. Sie konnte nicht einmal mehr stöhnen, sondern nur noch gepeinigt die Zähne zusammenbeißen.
    Nach einer Weile beruhigte sich ihr Magen wieder, wenn auch zweifellos nur, um Kraft für eine weitere, noch schlimmere Attacke zu sammeln. Robin schaffte es sogar, sich ein wenig weiter aufzusetzen und die Knie an den Leib zu ziehen. Sie fror. Bedachte man, dass sich die Sankt Christophorus auf dem Wege nach Outremer und damit in einen Teil der Welt befand, in dem angeblich immer Sommer war, dann sollte es eigentlich mit jedem Tag ihrer Reise wärmer werden. Doch das genaue Gegenteil war der Fall.
    Offenbar stand kein guter Stern über ihrer Reise. Schon am ersten Morgen, nachdem sie in Genua in See gestochen waren, war die Sankt Christophorus in einen Sturm geraten, wie Robin noch keinen zuvor erlebt hatte. Der Sturm hatte seit jenem Tag nicht mehr wirklich aufgehört. Robin hatte den Eindruck, dass es jedes Mal, wenn sie aus einem von Albträumen und Fieberfantasien geplagten Schlaf erwachte, in der Kabine ein wenig kälter geworden war. Auch wenn es hieß, sie seien auf dem Weg ins Heilige Land, wäre sie nicht einmal überrascht gewesen, hätte sie eines Morgens die Augen aufgeschlagen und Eisblumen auf dem trüben Bleiglas des Fensters erblickt.
    Die Tür ging auf. Robin drehte mühsam den Kopf und gewahrte eine hoch gewachsene Gestalt mit schwarzem Gewand und einem bronzefarbenen, edel geschnittenen Gesicht unter einem kunstvoll gewickelten schwarzen Turban. Salim trug eine hölzerne Schale in der linken und ein ordentlich zusammengefaltetes weißes Tuch in der rechten Hand. Während er vollends in den Raum trat und dabei die Tür mit dem Fuß hinter sich zuschob, richtete er sich auf und stieß dabei mit dem Kopf gegen die niedrige Decke. Das tat er jedes Mal, wenn er hereinkam, und Robin fragte sich allmählich, ob es sich dabei vielleicht um irgendein bizarres Zeremoniell handelte, das aus seiner barbarischen Heimat stammte, oder ob er nur einfach nachlässig war. Vielleicht glaubte er auch, dass sie sein vermeintliches Ungeschick amüsierte und er sie auf diese Weise ein wenig aufheitern konnte.
    »Du bist wach«, stellte Salim fest, während er näher kam und dabei das Schwanken des Bodens mit einem Geschick ausglich, das Robin vor Neid hätte erblassen lassen, wäre sie nicht sowieso schon so bleich wie die sprichwörtliche Wand gewesen. »Das ist gut. Das erspart mir die Gefahr, dich aufzuwecken.«
    »Gefahr?«
    »Als ich dich das letzte Mal aufwecken wollte, hast du mir beinahe die Hand abgebissen«, behauptete Salim.
    »Ich hatte einen Albtraum und dachte, ein böser schwarzer Mann stünde plötzlich vor mir«, antwortete Robin. Sie beugte sich behutsam vor und versuchte zu erkennen, was sich in der Schale befand, die Salim auf einem kleinen Schemel neben dem Bett abgestellt hatte. Es gelang ihr nicht, aber sie sah immerhin, dass ihr Inhalt heiß sein musste, denn er dampfte.
    »Ist das wieder dein selbst gemischtes Hexengebräu?«, fragte sie misstrauisch.
    Salim zog sich einen zweiten Schemel heran und ließ sich darauf nieder. »Wenn du von der Fischsuppe sprichst, die du mir schon dreimal vor die Füße gespien hast, kann ich dich beruhigen«, antwortete er. »Bruder Abbé lässt sich nicht davon abbringen, mir jedes

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